Anhörung in London: Auslieferungsprozess gegen Assange gestartet

Begleitet von Protesten hat in London am 24.02.2020 die erste Anhörung um den US-Auslieferungsantrag gegen den Wikileaks-Gründer Julian Assange begonnen. In den USA drohen Assange, dem vorgeworfen wird, gegen das US-Spionage-Gesetz verstoßen zu haben, bei einer Verurteilung bis zu 175 Jahre Haft.

Mehr als 30 Politiker aus zwölf Ländern beobachten Prozess

Der 48-Jährige trug einen grauen Anzug, als er in London den Gerichtssaal betrat. Vor dem Gebäude hatten sich Anhänger Assanges versammelt und seine Freilassung gefordert."Schießt nicht auf den Überbringer der (schlechten) Botschaft, befreit Assange", stand zum Beispiel auf einem Plakat. Auch Prominente waren darunter wie die Schauspielerin Sadie Frost. Mehr als 30 Politiker aus zwölf Ländern beobachten den Prozess.

Bis zu 175 Jahre Haft drohen

Die US-Justiz wirft Assange vor, der Whistleblowerin Chelsea Manning – damals Bradley Manning – geholfen zu haben, geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan veröffentlicht zu haben. Bei einer Verurteilung in allen 18 Anklagepunkten in den USA drohen dem gebürtigen Australier bis zu 175 Jahre Haft.

Anhörungen werden Mitte Mai fortgesetzt

Die Anhörungen sind zunächst für eine Woche geplant und sollen dann erst am 18.05.2020 für weitere drei Wochen fortgesetzt werden. Assange sitzt zurzeit im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh im Osten Londons.

Reporter ohne Grenzen: "Angriff gegen die Pressefreiheit"

Der UN-Sonderberichterstatter für Folter, Nils Melzer, hatte kürzlich schwere Vorwürfe gegen die Behörden in Großbritannien, Schweden, den USA und Ecuador erhoben. In seinen Augen wurde an Assange ein Exempel statuiert, um Journalisten einzuschüchtern. Auch die Organisation Reporter ohne Grenzen sieht "einen Angriff gegen die Pressefreiheit". "Assanges Ergebnisse gehören an die Öffentlichkeit", sagte der Geschäftsführer der Organisation in Deutschland, Christian Mihr, der Deutschen Presse-Agentur.

2012 in ecuadorianische Botschaft geflüchtet

Der Gründer der Enthüllungsplattform hatte sich aus Angst vor einer Auslieferung an die USA 2012 in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet. Damals lag gegen ihn ein europäischer Haftbefehl wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden vor. Die Ermittlungen wurden eingestellt. Die britische Polizei verhaftete Assange im April 2019, weil er mit der Flucht in die Botschaft gegen Kautionsauflagen verstoßen hatte. Er wurde zu einem knappen Jahr Gefängnis verurteilt.

Redaktion beck-aktuell, 24. Februar 2020 (dpa).