Zugunglück von Viareggio: Haft für deutsche Manager bestätigt

Fast genau zehn Jahre nach einem Zugunglück im toskanischen Viareggio mit 32 Toten hat ein Berufungsgericht die Haftstrafe für mehrere Manager, darunter auch Deutsche, bestätigt. Das Gericht in Florenz sprach am 20.06.2019 allerdings einen deutschen Mitarbeiter des Güterwagenunternehmens GATX Rail Europa frei, wie eine Sprecherin des Unternehmens der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Der Mann hatte in erster Instanz eine Haftstrafe über knapp neun Jahre bekommen.

Riss an Rad als mögliche Unfallursache

Im Urlaubsort Viareggio war am späten Abend des 29.06.2009 ein mit Flüssiggas beladener Zug entgleist. Einige Tankwagen kippten dabei um, einer brach auf. Das Gas explodierte und verwüstete das Stadtviertel in Bahnhofsnähe. Häuser stürzten ein, Autos gingen in Flammen auf. Die Unfallursache war möglicherweise ein Riss an einem Rad. Die Güterwaggons waren von GATX und dem dazugehörigen Unternehmen Jungenthal in Hannover gewartet worden. Der Mammutprozess begann im November 2013. 33 Manager saßen auf der Anklagebank. Vier deutsche und ein österreichischer GATX-Mitarbeiter haben nun ihre zwischen acht und neun Jahre langen Haftstrafen um einige Monate reduziert bekommen, wie die Unternehmenssprecherin sagte. Ein zunächst freigesprochener Zulieferer des Unternehmens Jungenthal bekam laut Nachrichtenagentur Ansa nun eine mehr als sieben Jahre lange Haftstrafe.

GATX kündigte erneute Berufung an

Die Anklage reichte von Herbeiführen eines Zugunglücks bis zu mehrfacher fahrlässiger Tötung. GATX kündigte eine erneute Berufung an, weil sich die Mitarbeiter ordnungsgemäß verhalten hätten. Das Verfahren geht dann zum höchsten Gericht Italiens in Rom. Unter den Verurteilten ist auch der damalige Geschäftsführer der italienischen Eisenbahngesellschaft Rete Ferroviaria Italiana, Mauro Moretti. Die Verurteilung zu sieben Jahren Haft unter anderem wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung wurde nun bestätigt.

Staatsanwaltschaft hatte teilweise wesentlich höhere Haftstrafen beantragt

Zu der Urteilsverkündung in Florenz kamen viele Angehörige. Über die Gerichtsstühle waren T-Shirts mit den Fotos der Opfer gezogen. "Nichts wird sein, wie es mal war", stand auf einem Banner vor dem Gericht. "Heute wurde ein Schritt in Richtung Gerechtigkeit gemacht", sagte Bürgermeister Giorgio del Ghingaro. "Das heißt aber sicher nicht, dass der Schmerz vorbei ist. Der Schmerz ist immer noch da. Und eine so große Wunde im Herzen der Stadt wird nicht mit Schuldsprüchen wieder gut gemacht." Die Staatsanwaltschaft hatte zum Teil wesentlich höhere Haftstrafen beantragt.

Redaktion beck-aktuell, 21. Juni 2019 (dpa).

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