Zu wenig Schutz für Hin­weis­ge­ber – Deutsch­land droht Klage vor EuGH

Deutsch­land droht wegen un­zu­rei­chen­den Schut­zes von Hin­weis­ge­bern eine Klage vor dem Eu­ro­päi­schen Ge­richts­hof. Die EU-Kom­mis­si­on in Brüs­sel warf der Bun­des­re­pu­blik am Frei­tag vor, Re­geln zum Schutz von Men­schen, die Ver­stö­ße gegen EU-Recht mel­den, nicht voll­stän­dig um­ge­setzt zu haben. Des­halb habe man den nächs­ten Schritt im so­ge­nann­ten Ver­trags­ver­let­zungs­ver­fah­ren ein­ge­lei­tet. Deutsch­land hat nun zwei Mo­na­te Zeit, die Be­den­ken der EU-Kom­mis­si­on aus­zu­räu­men. An­dern­falls droht eine Klage vor dem EuGH.

Ge­mein­sa­me Re­geln zum Schutz von Whist­le­blowern

Hin­ter­grund ist, dass im De­zem­ber eine Frist für die EU-Staa­ten aus­lief, ge­mein­sa­me Re­geln zum Schutz so­ge­nann­ter Whist­le­blower in na­tio­na­les Recht um­zu­wan­deln. Beim Whist­le­blo­wing geht es um das Auf­de­cken und Wei­ter­ge­ben von Miss­stän­den oder kri­mi­nel­len Ma­chen­schaf­ten durch In­si­der, die meist als Mit­ar­bei­ter einen pri­vi­le­gier­ten Zu­gang zu In­for­ma­tio­nen haben. Ein Spre­cher des Jus­tiz­mi­nis­te­ri­ums sagte: "Die Ver­zö­ge­rung bei der Um­set­zung des Hin­weis­ge­ber­schut­zes in na­tio­na­les Recht ist be­dau­er­lich." Die vor­he­ri­ge Bun­des­re­gie­rung habe zum Ende ihrer Amts­zeit keine frist­ge­rech­te Ei­ni­gung er­zie­len kön­nen. "Die neue Re­gie­rung hat die­ses wich­ti­ge Pro­jekt um­ge­hend auf­ge­nom­men und wir sind sehr zu­ver­sicht­lich, in ab­seh­ba­rer Nähe einen wirk­sa­men und bü­ro­kra­tie­ar­men Ent­wurf dem Bun­des­ka­bi­nett vor­le­gen zu kön­nen", so der Spre­cher.

EU sah sich nach Skan­da­len zu Neu­re­ge­lung ver­an­lasst

An­ge­sichts meh­re­rer Skan­da­le wie dem Face­book-Da­ten­leck oder den so­ge­nann­ten Pa­na­ma Pa­pers, die erst durch Whist­le­blower öf­fent­lich ge­wor­den waren, hatte sich die EU 2019 auf neue Re­geln ge­ei­nigt. Die Vor­ga­ben de­cken unter an­de­rem Ver­stö­ße gegen EU-Recht im Be­reich der Geld­wä­sche, der Un­ter­neh­mens­be­steue­rung, beim Da­ten­schutz, bei der Le­bens­mit­tel- und Pro­dukt­si­cher­heit, beim Um­welt­schutz und der nu­klea­ren Si­cher­heit ab. Kon­kret ist etwa vor­ge­se­hen, dass Whist­le­blower den Weg, wie sie die Ver­stö­ße mel­den, frei wäh­len kön­nen. Sie wer­den nicht ver­pflich­tet, sich als ers­tes an eine Stel­le in ihrem ei­ge­nen Un­ter­neh­men zu wen­den.

Redaktion beck-aktuell, 18. Juli 2022 (dpa).

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