Zensus 2022 – Die nächste Volkszählung steht bevor

Am 15.05.2022 wird – wegen Corona mit einem Jahr Verspätung – nach elf Jahren die nächste große Volkszählung in Deutschland durchgeführt. Der Zensus 2022 soll Auskunft darüber geben, wie viele Menschen derzeit in Deutschland gemeldet sind, wo und wie sie leben, wohnen und arbeiten. Wir nehmen dies zum Anlass und geben einen Überblick über alles Wissenswerte rund um den Zensus 2022 und seine rechtliche Grundlage auf EU- und Bundesebene.

Das Wichtigste im Überblick

Grundsätzlich findet die Volkszählung in Deutschland alle zehn Jahre statt. Nach der letzten Erhebung im Jahr 2011 wäre die nächste Zählung daher eigentlich schon letztes Jahr fällig gewesen. Wegen Corona wurde sie jedoch um ein Jahr nach hinten geschoben. Durchgeführt wird der Zensus vom Statistischen Bundesamt und den Statistischen Landesämtern. Die Erhebung dient dem Zweck, alle Einwohnerinnen und Einwohner Deutschlands zu ermitteln und mehr Informationen über ihre Art zu leben und zu wohnen zu erhalten. Befragt werden hierfür aber nicht sämtliche Einwohnerinnen und Einwohner Deutschlands. Dies geschah zuletzt 1987. Vielmehr wird ein sogenannter registergestützter Zensus abgehalten. Das bedeutet, dass die meisten Daten aus bereits vorliegenden Statistiken und Melderegistern übernommen werden.

Erfahrungen aus dem Zensus 2011

Da die bereits vorhandenen Daten nicht immer vollständig sind, sieht der Zensus in diesem Jahr basierend auf den Erfahrungen von vor elf Jahren eine Reihe ergänzender Maßnahmen vor. So sollen zum einen die Registerdaten durch Mehrfachfallprüfung bereinigt werden. Das heißt, dass die Gemeinden drei Monate nach der ersten Datenübermittlung zum Stichtag im Mai erneut Daten an die Statistischen Ämter übermitteln. Zum anderen werden sogenannte primärstatistische Korrekturen der Registerdaten vorgenommen – es wird also ein Teil der Bevölkerung direkt befragt. Dies geschieht größtenteils auf Stichprobenbasis, in Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften aufgrund der hohen Fluktuation hingegen gänzlich.

Sinn und Zweck des Zensus

Einige Menschen stehen dem Zensus skeptisch gegenüber, befürchten eine zu tiefgreifende staatliche Kontrolle oder gar einen Überwachungsstaat. Diesen Sorgen begegnet der Zensus 2022 auf seiner gleichlautenden Internetseite. Durch den Zensus solle die Zukunft anhand konkreter Zahlen gestaltet werden, lautet die offizielle Begründung für die Durchführung der Volkszählung. Die Datenerhebung sei Grundlage für viele wichtige Entscheidungen. So sollten beispielsweise Wohnungen, Schulen und Kitas dort gebaut werden, wo sie fehlen, Wahlkreise anhand ihrer Bevölkerungszahlen gerecht aufgeteilt und nicht zuletzt Gelder in Deutschland fair verteilt werden. Zu diesem Zwecke würde in erster Linie erforscht, wer wo und wie in Deutschland lebt, aber auch Daten zu Geschlecht, Alter, Staatsangehörigkeit, Zuzug, Bildung oder zur beruflichen Situation würden abgefragt. Die Daten würden jedoch nur anonymisiert ausgewertet. Es gehe nicht darum, etwas über die individuellen Lebensverhältnisse oder Einstellungen der Menschen zu erfahren. Vielmehr würden Daten verallgemeinert, Summen gebildet und Durchschnitte berechnet – um am Ende eine Statistik und gerade nicht den Einzelfall darzustellen.

Besonderes Thema 2022: Wohnungsbestand

Zusätzlich gibt es dieses Jahr noch eine weitere Erhebung: Die Gebäude- und Wohnungszählung. Da es hierfür kein eigenes Register in Deutschland gibt, kann nicht auf bestehende Daten zurückgegriffen werden. Daher werden zusätzlich zu den bereits angesprochenen Personenerhebungen etwa 23 Millionen Eigentümer oder Verwalter von Wohnraum befragt. Dadurch sollen Erkenntnisse zur Quadratmeterzahl, zur Nettokaltmiete oder zum Energieträger gesammelt werden, welche wiederum eine wichtige Grundlage für wohnungspolitische Entscheidungen und Maßnahmen der Raumplanung sein können.

Gesetzliche Grundlagen

Die rechtliche Grundlage für die Volkszählung bildet die EU-Verordnung über Volks- und Wohnungszählungen aus dem Jahr 2008. Diese verpflichtet die Mitgliedsstaaten zur Erfassung von Bevölkerungsergebnissen. Durch einen festgelegten Merkmalskataolg sind die Ergebnisse der verschiedenen Mitgliedsstaaten miteinander vergleichbar. Den rechtlichen Rahmen für den diesjährigen Zensus in Deutschland gibt das im März 2017 verabschiedete Zensusvorbereitungsgesetz (ZensVorbG). In ihm ist gemäß § 1 ZensVorbG der Aufbau der für die Vorbereitung des Zensus benötigten Infrastruktur geregelt. Die Durchführung des Zensus erfolgt schließlich anhand des Zensusgesetzes 2022 (ZensG 2022). Das ZensG 2022 gibt vor, welche Daten anhand welcher Merkmale in Deutschland erhoben werden sollen.

Miriam Montag, Redaktion beck-aktuell, 9. Mai 2022.

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