Etwa 30.000 Menschen haben nach Behördenangaben
in München gegen die geplante Neufassung des bayerischen
Polizeiaufgabengesetzes (PAG) protestiert. Die Veranstalter sprachen
sogar von mehr als 40.000 Teilnehmern. "Wir demonstrieren laut, aber
friedlich", sagte Simon Strohmenger vom Bündnis "noPAG – Nein! Zum
neuen Polizeiaufgabengesetz", dem zahlreiche Organisationen und
Parteien angehören. Wegen des großen Andrangs musste die
Auftaktkundgebung an Christi Himmelfahrt am zentralen Marienplatz
abgesagt werden. Die Demonstranten zogen durch die Innenstadt zum
Odeonsplatz, auf dem es eine Abschlusskundgebung gab.
Befugnisse der Polizei sollen massiv ausgeweitet werden
Die CSU hatte im Sommer 2017 mit ihrer absoluten Mehrheit im
Landtag ein neues Polizeiaufgabengesetz beschlossen. Damit sollen die
Befugnisse der Polizei massiv ausgeweitet werden.
Streit um Begriff der "drohenden Gefahr"
Bei den Kritikern ist besonders der im Gesetz verankerte Begriff der "drohenden Gefahr" umstritten, durch den die Polizei früher präventiv
tätig werden und etwa Computer oder Telefone überwachen kann.
Aufgrund der massiven Kritik hatte die CSU-Fraktion Ende April 2018 einige
umstrittene Neuerungen entschärft – so soll etwa die intelligente
Videoüberwachung nun keine Gesichtserkennung mehr umfassen.
Innenminister will Neuregelung besser erläutern
Nach der Demonstration kündigte Bayerns Innenminister Joachim
Herrmann (CSU) an, den Bürgern die geplante Neuregelung besser erläutern zu wollen.
"Wir müssen den Menschen noch viel stärker erklären, was wirklich in
dem Gesetz steht und was blanker Unfug ist", sagte der CSU-Politiker
am Freitag im Bayerischen Rundfunk. Er sei überrascht, "dass die zum
Teil auch Lügenpropaganda der letzten Wochen wohl auch manch
unbedarfte Menschen in die Irre geführt hat". Die Sorgen der Kritiker, mit dem Gesetz könnten auch unbescholtene
Bürger ins Visier der Polizei geraten, teilt Herrmann nicht. "Da wird
alles in einen Topf geworfen, als ob von bestimmten Maßnahmen jeder
Bürger jetzt ständig betroffen sein könnte, davon kann überhaupt
keine Rede sein", sagte er.
Redaktion beck-aktuell, 11. Mai 2018 (dpa).
Aus der Datenbank beck-online
Waechter, Bayern: Polizeirecht in neuen Bahnen, NVwZ 2018, 458
Aus dem Nachrichtenarchiv
Bayern verschärft Gesetz gegen terroristische Gefährder, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 21.07.2018, becklink 2007336