Yoga-Ashram muss Voll­ju­ris­tin ge­setz­li­chen Min­dest­lohn zah­len

Eine Ju­ris­tin, die meh­re­re Jahre für einen Yoga-Ashram ge­ar­bei­tet hat, be­kommt den Min­dest­lohn. Bei dem ge­mein­nüt­zi­gen Ver­ein han­de­le es sich weder um eine Re­li­gi­ons- noch um eine Welt­an­schau­ungs­ge­mein­schaft, ent­schied das LAG Hamm am Diens­tag. Die Frau und zwei wei­te­re Ex-Be­schäf­tig­te wur­den als Ar­beit­neh­mer ein­ge­stuft.

Der be­klag­te Ver­ein be­treibt Zen­tren und Se­mi­nar­häu­ser. Die drei ehe­ma­li­gen Mit­ar­bei­ter waren so­ge­nann­te Seva­kas. Sie leb­ten für ei­ni­ge Zeit in einem Ashram des Ver­eins und ver­rich­te­ten so­ge­nann­te Se­va­di­ens­te. Dabei han­del­te es sich um Tä­tig­kei­ten in der Küche, im Haus­halt, im Gar­ten, in der Ge­bäu­de­un­ter­hal­tung, in der Wer­bung und in der Buch­hal­tung. Auch der Yoga-Un­ter­richt und die Lei­tung von Se­mi­na­ren ge­hör­ten zu den Auf­ga­ben.

Nach An­sicht des LAG Hamm haben die drei ehe­ma­li­gen Mit­ar­bei­ter für ihre Tä­tig­keit in dem Yoga-Ashram An­spruch auf Zah­lung des ge­setz­li­chen Min­dest­lohns (Ur­tei­le vom 14.05.2024 – 6 Sa 1128/23, 6 Sa 1129/23 und 6 Sa 1112/23). Es han­de­le sich bei den je­wei­li­gen Rechts­be­zie­hun­gen um Ar­beits­ver­hält­nis­se. An­ders als der Ver­ein meine, hät­ten die Seva­kas ihre Diens­te nicht als Re­li­gi­ons- oder Welt­an­schau­ungs­ge­mein­schafts­mit­glie­der ge­leis­tet. Der Ver­ein sei in den streit­ge­gen­ständ­li­chen Zeit­räu­men weder Re­li­gi­ons- noch Welt­an­schau­ungs­ge­mein­schaft ge­we­sen. Auch die Ver­eins­au­to­no­mie stehe den An­sprü­chen nicht ent­ge­gen. Dabei be­stehe in zwei der Ver­fah­ren in­so­weit schon auf­grund vor­her­ge­hen­der Ent­schei­dun­gen des BAG eine Bin­dungs­wir­kung. Neue Tat­sa­chen, die zu einer an­de­ren recht­li­chen Wer­tung füh­ren wür­den, seien nicht ge­ge­ben.

Beim Um­fang der Zah­lungs­an­sprü­che sind laut LAG Hamm die tat­säch­lich ge­leis­te­ten Ar­beits­stun­den sowie wei­te­re Zei­ten zu be­rück­sich­ti­gen, für die ein Zah­lungs­an­spruch in Höhe des Min­dest­lohns be­steht. Dabei sei auf­grund der vor­ge­tra­ge­nen Tat­sa­chen je­weils von einem ge­rin­ge­ren Be­trag aus­zu­ge­hen, als von den Seva­kas gel­tend ge­macht. Die Be­ru­fun­gen des Ver­eins gegen die Ur­tei­le des ArbG Det­mold blie­ben damit wei­test­ge­hend er­folg­los. Das LAG hat die (er­neu­te) Re­vi­si­on nicht zu­ge­las­sen. Zwei der Be­ru­fungs­ver­fah­ren waren be­reits beim BAG an­hän­gig und zur neuen Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das LAG zu­rück­ver­wie­sen wor­den.

LAG Hamm, Urteil vom 14.05.2024 - 6 Sa 1128/23

Redaktion beck-aktuell, ew, 15. Mai 2024.

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