Wire­card-Skan­dal: Flüch­ti­ger Mar­sa­lek mel­det sich über An­walt bei Jus­tiz

Im Wire­card-Skan­dal hat sich der seit drei Jah­ren flüch­ti­ge Haupt­ver­däch­ti­ge Jan Mar­sa­lek über sei­nen Ver­tei­di­ger bei der Münch­ner Jus­tiz ge­mel­det. Beim Land­ge­richt Mün­chen I sei ein Brief des An­walts ein­ge­gan­gen, sagte ein Spre­cher des Ge­richts am Diens­tag. Zu­erst hatte die "Wirt­schafts­wo­che" be­rich­tet. In­halt und Ein­zel­hei­ten des Briefs woll­ten weder das Ge­richt noch die Münch­ner Staats­an­walt­schaft kom­men­tie­ren.

Laut "Wirt­schafts­wo­che" geht der An­walt in dem Schrei­ben nicht kon­kret auf die gegen den ös­ter­rei­chi­schen Ma­na­ger er­ho­be­nen Be­trugs­vor­wür­fe ein. Der frü­he­re Wire­card-Vor­stand hatte sich im Som­mer 2020 ins Aus­land ab­ge­setzt, als sich der Kol­laps des eins­ti­gen Dax-Kon­zerns ab­zeich­ne­te. Ver­schie­de­nen Me­di­en­be­rich­ten zu­fol­ge soll Mar­sa­lek nach Russ­land ge­flo­hen sein.

Wire­card war zwi­schen Juni und Juli 2020 in­ner­halb we­ni­ger Wo­chen zu­sam­men­ge­bro­chen, weil 1,9 Mil­li­ar­den Euro an­geb­lich auf süd­ost­asia­ti­schen Treu­hand­kon­ten ver­buch­te Er­lö­se nicht auf­find­bar waren. Mar­sa­lek ist als ehe­ma­li­ger Ver­triebs­chef des Kon­zerns eine Schlüs­sel­fi­gur.

Ge­gen­sei­ti­ge Schuld­zu­wei­sung

Im seit acht Mo­na­ten lau­fen­den Münch­ner Wire­card-Pro­zess haben die Ver­tei­di­ger von Ex-Vor­stands­chef Mar­kus Braun den ab­we­sen­den Mar­sa­lek be­schul­digt, den Kon­zern ohne Wis­sen und Zutun Brauns aus­ge­plün­dert und ge­mein­sam mit Kom­pli­zen zwei Mil­li­ar­den Euro Ge­schäfts­er­lö­se ver­un­treut zu haben.

Der Brief lie­fert zu­min­dest ein Indiz, dass Mar­sa­lek den Pro­zess aus der Ferne ver­folgt. Denn laut Staats­an­walt­schaft war das Schrei­ben an die vier­te Straf­kam­mer adres­siert, die das Ver­fah­ren gegen Braun und des­sen zwei Mit­an­ge­klag­te führt.

Laut "Wirt­schafts­wo­che" soll Mar­sa­leks An­walt in dem Brief je­doch Stel­lung zur Exis­tenz des so­ge­nann­ten Dritt­part­ner­ge­schäfts bei Wire­card Stel­lung neh­men. Laut An­kla­ge er­fand eine kri­mi­nel­le Bande in der Füh­rungs­rie­ge des Un­ter­neh­mens mit Be­tei­li­gung Brauns Schein­ge­schäf­te, um Ban­ken und In­ves­to­ren zu täu­schen. Braun zu­fol­ge waren die Ge­schäf­te kei­nes­wegs er­fun­den, doch sol­len die Er­lö­se von Mar­sa­lek und Co. bei­sei­te ge­schafft wor­den sein.

Wire­card-Pro­zess wird heute fort­ge­setzt

Der Pro­zess wird an die­sem Mitt­woch fort­ge­setzt. Im Zeu­gen­stand Platz neh­men soll Brauns und Mar­sa­leks ehe­ma­li­ge Vor­stands­kol­le­gin Su­san­ne Steidl, die ehe­dem bei Wire­card für die Pro­dukt­ent­wick­lung ver­ant­wort­lich war. Die Ma­na­ge­rin – auch sie wie Braun und Mar­sa­lek aus Ös­ter­reich stam­mend – soll nicht in die kri­mi­nel­len Ge­schäf­te der Wire­card-Bande ein­ge­weiht ge­we­sen sein.

Redaktion beck-aktuell, 19. Juli 2023 (dpa).

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