Bayer steht beim milliardenschweren Vergleich zur Beilegung von US-Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken von Unkrautvernichtern mit dem Wirkstoff Glyphosat vor einer neuen Hürde. Ein wichtiger Teil des mit den Klägern ausgehandelten Kompromisses wird vom zuständigen Bundesrichter Vince Chhabria als problematisch eingestuft, wie am 06.07.2020 (Ortszeit) aus einem Gerichtsdokument hervorging. Die Einwände beziehen sich auf eine Vereinbarung zum Umgang mit künftigen Glyphosat-Klagen, der Chhabria zustimmen muss.
Aktien stark gefallen
"Wir nehmen die Bedenken des Richters ernst und werden auf sie bei der Anhörung zu einer vorläufigen Genehmigung am 24. Juli eingehen", teilte Bayer mit. Die Aktien des Agrarchemie- und Pharmakonzerns sackten am 07.07.2020 um mehr als 6% ab. Der bis zu 10,9 Milliarden Dollar (9,8 Milliarden Euro) teure Glyphosat-Vergleich von Ende Juni 2020 umfasst neben 8,8 bis 9,6 Milliarden Dollar für laufende Verfahren auch 1,25 Milliarden Dollar für künftige Fälle. Bayer hat immer wieder betont, wie wichtig dieser Teil des Deals sei.
Zweifel an vorgeschlagenem Einsatz eines Wissenschaftsgremiums
Richter Chhabria tendiert jedoch dazu, den Vorschlag des Konzerns abzulehnen, ein unabhängiges Wissenschaftsgremium zum Umgang mit künftigen Glyphosat-Klagen einzurichten. Chhabria zweifelt die Rechtmäßigkeit einer solchen Lösung an, bei der statt Richtern und Geschworenen Wissenschaftler entscheiden würden. Er fragt sich zudem, welche Vorteile sie für mögliche künftige Kläger bringen würde. Eigentlich will Bayer mit dem Vergleich den Großteil der rechtlichen Probleme in den USA hinter sich lassen, die der Konzern sich 2018 mit der Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto ins Haus geholt hatte.
Redaktion beck-aktuell, 8. Juli 2020 (dpa).
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