Weimarer Dreieck der Anwaltschaften verurteilt israelische Justizreform

Der Deutsche Anwaltverein (DAV) sowie die Anwaltskammern von Paris und Warschau verurteilen in einem gemeinsamen Statement die jüngst beschlossenen Reformen des israelischen Justizsystems. Die drei Organisationen sehen in dem Gesetz eine große Gefahr für die Unabhängigkeit der Justiz und damit insgesamt für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie in Israel. Sie appellieren an die Israelische Regierung, die Reform zu überdenken.

Trotz monatelanger Proteste verabschiedete das Israelische Parlament am Montag den ersten Teil des umstrittenen Reformpakets für die Justiz. Die Kompetenzen des Obersten Gerichts werden dadurch massiv eingeschränkt.

Das höchste Gericht Israels kann danach Entscheidungen der Regierung nicht mehr als "unangemessen" bewerten. Es nahm darüber bisher eine wichtige Kontrollfunktion im System der Gewaltenteilung ein.

Ein weiteres Element des Reformpakets, das sich auf die Besetzung von Richterposten auswirkt, soll nach den Plänen der Regierung im Herbst auf der Agenda der Knesset stehen.

Unabhängigkeit der Justiz ist rechtsstaatlicher Grundpfeiler 

"Die Unabhängigkeit der Justiz ist ein Grundpfeiler für einen funktionierenden Rechtsstaat", mahnt Rechtsanwalt Stefan von Raumer, Vize-Präsident des DAV. "Ohne unabhängige und effektive Justiz als Kontrollinstanz für politische Entscheidungen ist die Gewaltenteilung nur ein Lippenbekenntnis."

In ihrem Statement appellieren die Organisationen an die israelische Regierung, die Reform zu überdenken und in den Austausch mit juristischen und zivilgesellschaftlichen Akteuren zu treten.

Redaktion beck-aktuell, 26. Juli 2023.