WDR muss Wa­gen­knecht-Par­tei zu "Wahl­are­na 2024 Eu­ro­pa" ein­la­den

Der WDR muss den Spit­zen­kan­di­da­ten für die Eu­ro­pa­wahl der Par­tei "Bünd­nis Sahra Wa­gen­knecht" (BSW), Fabio De Masi, zur ARD-Sen­dung "Wahl­are­na 2024 Eu­ro­pa" ein­la­den und an der Dis­kus­si­on mit dem Stu­dio­pu­bli­kum teil­neh­men las­sen. Dies hat das OVG Müns­ter am Mitt­woch in einem Eil­ver­fah­ren ent­schie­den.

Der Be­schluss ist un­an­fecht­bar, der Rechts­weg vor den Ver­wal­tungs­ge­rich­ten ist damit be­en­det. Al­ler­dings kann der West­deut­sche Rund­funk wegen der im Grund­ge­setz fest­ge­schrie­be­nen Rund­funk­frei­heit noch vor das BVerfG zie­hen.

Ur­sprüng­lich hatte der ver­ant­wort­li­che Sen­der zur "Wahl­are­na 2024 Eu­ro­pa" Ver­tre­ter von SPD, CDU, B90/Grüne, FDP, AfD und Lin­ken ein­ge­la­den. Be­grün­dung zur Aus­wahl: Es seien Ver­tre­ter der Par­tei­en ein­ge­la­den, die im ak­tu­el­len Eu­ro­päi­schen Par­la­ment mit re­le­van­ter Stär­ke ver­tre­ten sind. Das VG Köln hatte darin in der Vor­in­stanz kein Pro­blem ge­se­hen. Die Be­schwer­de der Wa­gen­knecht-Par­tei war jetzt in Müns­ter er­folg­reich (Be­schluss vom 05.06.2024 – 13 B 494/24, un­an­fecht­bar).

Zur Be­grün­dung teil­te das OVG mit: Die Par­tei könne wegen des ver­fas­sungs­recht­li­chen Ge­bots der Chan­cen­gleich­heit für die po­li­ti­schen Par­tei­en die Teil­nah­me an der Sen­dung be­an­spru­chen. Das vom WDR mit­ge­teil­te Kon­zept der Sen­dung recht­fer­ti­ge die Nicht­be­rück­sich­ti­gung nicht. Zwar könn­te sich der WDR im Rah­men sei­ner grund­recht­lich ge­schütz­ten re­dak­tio­nel­len Frei­heit für aus­schlie­ß­lich oder schwer­punkt­mä­ßig Rück­bli­cke auf die ver­gan­ge­ne Wahl­pe­ri­ode ent­schei­den. Damit ver­bun­den könne auch die Be­gren­zung auf die Par­tei­en sein, die der­zeit im Par­la­ment ver­tre­ten sind.

Ähn­li­che Wahl­chan­cen wie FDP und Die Linke

Al­ler­dings sei nicht davon aus­zu­ge­hen, dass bei dem ge­wähl­ten For­mat, bei dem Bür­ge­rin­nen und Bür­ger be­tei­ligt wer­den, nicht auch Fra­gen zur Zu­kunft ge­stellt wer­den. Au­ßer­dem sei nicht zu er­ken­nen, dass die Wa­gen­knecht-Par­tei  im Ver­gleich zur FDP und zu den Lin­ken "hin­sicht­lich ihrer ge­gen­wär­ti­gen Be­deu­tung einen der­art gro­ßen Ab­stand auf­weist, der ihren Aus­schluss von der Sen­dung recht­fer­ti­gen könn­te", so das OVG. Seit Fe­bru­ar 2024 be­we­ge sich die An­trag­stel­le­rin in einem Um­fra­ge­kor­ri­dor von 4 bis 7%. Damit wür­den dem Bünd­nis zum Teil bes­se­re Wahl­chan­cen at­tes­tiert als etwa den Par­tei­en FDP und Die Linke.

Schlie­ß­lich könn­ten durch eine Ein­la­dung der Par­tei die kol­li­die­ren­de Rund­funk­frei­heit des WDR und ihr Recht auf Chan­cen­gleich­heit in Aus­gleich ge­bracht wer­den. Die Teil­nah­me eines Ver­tre­ters der Wa­gen­knecht-Par­tei zwin­ge den WDR nicht dazu, von sei­nem re­dak­tio­nel­len Sen­dungs­kon­zept in der zu er­war­ten­den Um­set­zung (er­heb­lich) ab­zu­wei­chen. Zum einen sei weder dar­ge­legt noch sonst fest­zu­stel­len, dass bei dem ge­wähl­ten For­mat eines "Town­hall Mee­tings" die Ge­samt­zahl der mög­li­chen Gäste zwin­gend auf sie­ben be­grenzt sein müsse. Zum an­de­ren sei davon aus­zu­ge­hen, dass nicht auf re­tro­spek­ti­ve Ele­men­te in der Sen­dung ver­zich­tet wer­den müsse, wenn der WDR hier­an in re­dak­tio­nel­ler Frei­heit fest­hal­ten möch­te.

OVG Münster, Beschluss vom 05.06.2024 - 13 B 494/24

Redaktion beck-aktuell, ew, 5. Juni 2024 (ergänzt durch Material der dpa).

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