Verurteilter gründete ein Netzwerk für Demokratie-Befürworter
"Das sind sehr harte Urteile", erklärte Dais Anwalt Doan Thai Duyen Hai. Den Aktivisten wurde von den Behörden des kommunistischen Einparteienstaats zur Last gelegt, einen Umsturz geplant zu haben. Die Festnahmen der Regierungskritiker hatten international Aufsehen erregt. Mit besonderer Aufmerksamkeit wird der Fall des Anwalts Nguyen Van Dai verfolgt, der bereits 2015 mit einem weiteren Aktivisten verhaftet worden war. Der heute 48-Jährige hatte 2006 ein "Komitee für Menschenrechte" gegründet. Ein Jahr später wurde er das erste Mal wegen "antistaatlicher Propaganda" verurteilt. 2013 gründete er eine "Bruderschaft für Demokratie" - eine Art Netzwerk für Demokratie-Befürworter.
Bruderschaft führte Schulungen zu Zivilgesellschaft und Menschenrechtsstandards durch
Die Gruppe erlangte Bekanntheit durch eine Reihe von Aktionen. Sie führte unter anderem Schulungen zur Zivilgesellschaft und Menschenrechtsstandards durch und trat für Religionsfreiheit ein. Auch politische Gefangene und ihre Familien erhielten von der "Bruderschaft für Demokratie" Unterstützung. Vier weitere Aktivisten der Gruppe wurden im Juli 2017 verhaftet. Ihnen wurde ebenfalls vorgeworfen, einen Umsturz geplant zu haben. Drei von ihnen hatten bereits zuvor wegen ähnlicher Anschuldigungen Haftstrafen verbüßt.
Ausländische Diplomaten durften Gerichtsverfahren verfolgen
Der Prozess fand in der Hauptstadt Hanoi unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Mehrere Hundert Polizisten kontrollierten, wer Zugang bekam. Dabei kam es auch zu Festnahmen. Mehrere ausländische Diplomaten, unter anderem auch aus Deutschland, durften das Verfahren im Gerichtsgebäude verfolgen.
Menschenrechtsaktivisten kritisieren Prozess
Mehrere Menschenrechtsorganisationen hatten den Prozess scharf kritisiert. Sie hatten die Behörden aufgefordert, die Anklage fallen zu lassen und die Gruppe freizulassen. "Das einzige Verbrechen, das diese Aktivisten begangen haben, ist, unermüdlich für die Demokratie zu kämpfen und die Opfer von Menschenrechtsverletzungen zu verteidigen", sagte Brad Adams, der Asien-Direktor von Human Rights Watch. "Die vietnamesische Regierung sollte ihnen für ihre Bemühungen danken, das Land zu verbessern, anstatt sie zu verhaften und vor Gericht zu stellen."