Zu­las­sungs­pflicht can­na­bi­no­id­hal­ti­ger Le­bens­mit­tel er­neut be­stä­tigt

Neu­ar­ti­ge Le­bens­mit­tel mit can­na­bi­no­id­hal­ti­gen Ex­trak­ten dür­fen ohne vor­he­ri­ge Zu­las­sung nicht in Ver­kehr ge­bracht wer­den. Dies stellt das Ver­wal­tungs­ge­richt Trier er­neut klar. Ent­schei­dend für die Be­ur­tei­lung der Neu­ar­tig­keit seien das kon­kret zu be­ur­tei­len­de Le­bens­mit­tel und des­sen Her­stel­lungs­ver­fah­ren. Auf eine iso­lier­te Be­trach­tung der Zu­ta­ten an sich komme es nicht an.

Land­kreis geht von neu­ar­ti­gen Le­bens­mit­teln aus

Die Klä­ge­rin, eine Firma aus dem Raum Trier-Saar­burg, ver­treibt unter an­de­rem Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel, die sie auch im In­ter­net zum Kauf an­bie­tet. In ihrem Sor­ti­ment be­fin­den sich unter an­de­rem Pro­duk­te, die das Can­na­bi­no­id Can­n­a­b­idi­ol (CBD) ent­hal­ten. Im Ja­nu­ar 2021 un­ter­sag­te der be­klag­te Land­kreis Trier-Saar­burg ihr das In­ver­kehr­brin­gen ein­zel­ner Pro­duk­te mit can­na­bi­no­id­hal­ti­gen Ex­trak­ten, da es sich um "neu­ar­ti­ge Le­bens­mit­tel" im Sinne der ma­ß­geb­li­chen Novel-Food-Ver­ord­nung han­de­le, die erst nach vor­he­ri­ger Zu­las­sung in Ver­kehr ge­bracht wer­den dürf­ten. Nach er­folg­los durch­ge­führ­tem Wi­der­spruchs­ver­fah­ren hat die Klä­ge­rin zu­nächst Klage vor dem VG Trier er­ho­ben. Sie macht im We­sent­li­chen gel­tend, der von ihr ver­wen­de­te Hanf­blatt­ex­trakt sei keine neu­ar­ti­ge Le­bens­mit­tel­zu­tat. Im Üb­ri­gen trage der Be­klag­te die Dar­le­gungs- und Be­weis­last für die Neu­ar­tig­keit ihrer Pro­duk­te. Der spä­ter von der Klä­ge­rin ge­stell­te Eil­an­trag wurde be­reits in ers­ter und zwei­ter In­stanz ab­ge­lehnt (VG Trier, Be­schluss vom 21.02.2022, Az.: 6 L 193/22.​TR; OVG Ko­blenz, Be­schluss vom 25.03.2022, Az.: 6 B 10259/22.​OVG).

VG Trier be­stä­tigt in Kla­ge­ver­fah­ren Neu­ar­tig­keit

Auch die Klage hatte kei­nen Er­folg. Die Un­ter­sa­gungs­ver­fü­gung sei recht­mä­ßig, so das VG Trier. Das In­ver­kehr­brin­gen der streit­ge­gen­ständ­li­chen Pro­duk­te ver­sto­ße gegen die ma­ß­geb­li­chen Vor­schrif­ten der eu­ro­päi­schen Novel-Food-Ver­ord­nung. Da­nach dürf­ten nur zu­ge­las­se­ne und in der Uni­ons­lis­te auf­ge­führ­te neu­ar­ti­ge Le­bens­mit­tel nach Ma­ß­ga­be der in der Liste fest­ge­leg­ten Be­din­gun­gen und Kenn­zeich­nungs­vor­schrif­ten als sol­che in Ver­kehr ge­bracht wer­den. Bei den un­ter­sag­ten Pro­duk­ten han­de­le es sich um neu­ar­ti­ge Le­bens­mit­tel, für die bis­lang keine Zu­las­sung vor­lie­ge.

End­pro­dukt und nicht Zu­ta­ten für Ein­ord­nung ent­schei­dend

Für die Be­ur­tei­lung der Neu­ar­tig­keit eines Pro­dukts sei ma­ß­geb­lich auf das kon­kret zu be­ur­tei­len­de Le­bens­mit­tel, sprich das End­pro­dukt, und des­sen Her­stel­lungs­ver­fah­ren, je­doch nicht auf eine Be­ur­tei­lung sei­ner Zu­ta­ten für sich ge­nom­men ab­zu­stel­len, be­tont das VG. Es sei daher ohne Be­deu­tung, ob be­stimm­te aus der Hanf­pflan­ze oder deren Be­stand­tei­len ge­won­ne­ne Pro­duk­te be­zie­hungs­wei­se die Pflan­ze Can­na­bis sa­tiva L. selbst, vor dem 15.05.1997 in nen­nens­wer­tem Um­fang für den mensch­li­chen Ver­zehr in der Eu­ro­päi­schen Union ver­wen­det wur­den. Die streit­ge­gen­ständ­li­chen Pro­duk­te der Klä­ge­rin wie­sen ge­ra­de auch in Bezug auf ihren Her­stel­lungs­vor­gang eine be­son­de­re Re­le­vanz auf, da sie sich aus einem aus der Pflan­ze Can­na­bis sa­tiva L. erst ge­won­ne­nen Ex­trakt und wei­te­ren Zu­ta­ten zu­sam­men­setz­ten. Die Klä­ge­rin, die die Be­weis­last dafür trage, dass die in Streit ste­hen­den Pro­duk­te nicht unter den An­wen­dungs­be­reich der ma­ß­geb­li­chen Ver­ord­nung fie­len, habe keine stich­hal­ti­gen Nach­wei­se vor­ge­legt, aus denen sich eine vor dem Stich­tag lie­gen­de Ver­zehr­ge­schich­te für die streit­ge­gen­ständ­li­chen Pro­duk­te oder auch nur für den bei­ge­füg­ten CBD-hal­ti­gen Han­f­ex­trakt er­ge­be. Gegen die Ent­schei­dung kön­nen die Be­tei­lig­ten die Zu­las­sung der Be­ru­fung be­an­tra­gen.

VG Trier, Urteil vom 13.06.2022 - 6 K 3236/21.TR

Redaktion beck-aktuell, Britta Weichlein, 27. Juni 2022.

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