Land durf­te Ver­kauf CBD-hal­ti­ger Prä­sen­ta­ti­ons­arz­nei­mit­tel un­ter­sa­gen

Eine Firma aus Trier darf zwei Pro­duk­te, die Can­n­a­b­idi­ol (CBD) ent­hal­ten, nicht mehr in den Ver­kehr brin­gen. Denn nach An­sicht des Ver­wal­tungs­ge­richts Trier wer­den beide Pro­duk­te als Arz­nei­mit­tel prä­sen­tiert. Es werde je­weils die the­ra­peu­ti­sche Wir­kung von CBD zur Hei­lung oder Lin­de­rung von Hunde- be­zie­hungs­wei­se Haut­krank­hei­ten beim Men­schen her­aus­ge­stellt. Die damit er­for­der­li­che arz­nei­mit­tel­recht­li­che Zu­las­sung fehle.

Pro­duk­te nicht als Arz­nei­mit­tel zu­ge­las­sen

Die Klä­ge­rin, eine Firma aus dem Raum Trier-Saar­burg, ver­treibt unter an­de­rem ein CBD-hal­ti­ges Pul­ver, das an Hunde ver­füt­tert wird, sowie eine – zur An­wen­dung beim Men­schen be­stimm­te – CBD-hal­ti­ge Haut­creme. Beide Pro­duk­te sind nicht als Arz­nei­mit­tel zu­ge­las­sen. Die Klä­ge­rin ist der Auf­fas­sung, dass es sich bei die­sen Pro­duk­ten um ein Er­gän­zungs­fut­ter­mit­tel be­zie­hungs­wei­se um einen Kos­me­tik­ar­ti­kel han­delt. In ihrem In­ter­net­auf­tritt be­wer­be sie die Pro­duk­te auch je­weils ent­spre­chend.

Land: Ver­brau­chern wird hei­len­de Wir­kung sug­ge­riert

Aus Sicht des be­klag­ten Lan­des wer­den beide Pro­duk­te hin­ge­gen so prä­sen­tiert, dass beim Ver­brau­cher der Ein­druck ent­ste­hen kann, den Pro­duk­ten komme eine hei­len­de Wir­kung zu. Es han­de­le sich damit um so­ge­nann­te Prä­sen­ta­ti­ons­arz­nei­mit­tel, also Mit­tel, die als Arz­nei­mit­tel dar­ge­stellt be­zie­hungs­wei­se prä­sen­tiert wer­den. Dies sei recht­lich un­zu­läs­sig, wes­we­gen der Ver­trieb der bei­den Pro­duk­te zu un­ter­sa­gn sei. Nach er­folg­los durch­ge­führ­tem Wi­der­spruchs­ver­fah­ren erhob die Klä­ge­rin Klage. Ihrer An­sicht nach sind ihre Pro­duk­te nicht dazu aus­ge­lobt, an­stel­le eines Me­di­ka­ments für krank­heits­be­ding­te Be­schwer­den ver­wen­det zu wer­den.

Ge­richt geht von Prä­sen­ta­ti­ons­arz­nei­mit­teln aus

Das VG Trier schlie­ßt sich die­ser Sicht­wei­se nicht an. Die Recht­mä­ßig­keit der Un­ter­sa­gungs­ver­fü­gung sei an­hand der ein­schlä­gi­gen Vor­schrif­ten des Tier­arz­nei­mit­tel­ge­set­zes be­zie­hungs­wei­se hin­sicht­lich der Haut­creme an­hand der Vor­schrif­ten des Arz­nei­mit­tel­ge­set­zes zu über­prü­fen. Da­nach stell­ten sich beide Prä­pa­ra­te als Arz­nei­mit­tel in Form der so­ge­nann­ten Prä­sen­ta­ti­ons­arz­nei­mit­tel dar und die Klage sei ab­zu­wei­sen.

Be­griff des Prä­sen­ta­ti­ons­arz­nei­mit­tels weit aus­zu­le­gen

Um den Ver­brau­cher nicht nur vor schäd­li­chen Heil­mit­teln zu schüt­zen, son­dern auch davor, dass an­stel­le eines ge­eig­ne­ten Heil­mit­tels ein un­ge­eig­ne­tes Prä­pa­rat ge­wählt wird, sei der Be­griff des Prä­sen­ta­ti­ons­arz­nei­mit­tels weit aus­zu­le­gen. Si­cher­zu­stel­len sei, dass der Arz­nei­mit­tel­be­griff nicht nur Er­zeug­nis­se um­fasst, die tat­säch­lich eine the­ra­peu­ti­sche Wir­kung haben, son­dern auch sol­che, die bei einem durch­schnitt­lich in­for­mier­ten Ver­brau­chern den Ein­druck ent­ste­hen las­sen, dass das be­tref­fen­de Pro­dukt in An­be­tracht sei­ner Auf­ma­chung zur Hei­lung, Lin­de­rung oder Vor­beu­gung von Krank­hei­ten ge­eig­net ist. Ob dem so sei, sei an­hand einer ein­zel­fall­be­zo­ge­nen Ge­samt­be­trach­tung zu be­stim­men.

Land durf­te In­ver­kehr­brin­gen un­ter­sa­gen 

Beim Ver­brau­cher werde hier der Ein­druck er­weckt, der ent­hal­te­ne Wirk­stoff CBD diene der Hei­lung und Lin­de­rung von (Ge­lenk-)Krank­hei­ten beim Hund be­zie­hungs­wei­se von Haut­krank­hei­ten beim Men­schen. Der Durch­schnitts­ver­brau­cher ge­win­ne den Ein­druck, das je­wei­li­ge Prä­pa­rat selbst stel­le eine mög­li­che The­ra­pie­maß­nah­me dar. Mit­hin seien die Pro­duk­te nicht als Fut­ter­mit­tel be­zie­hungs­wei­se Kos­me­tik­pro­dukt zu qua­li­fi­zie­ren, so das VG Trier. Da es sich bei den Pro­duk­ten mit­hin um ein Tier­arz­nei­mit­tel be­zie­hungs­wei­se um ein Arz­nei­mit­tel han­de­le, habe das be­klag­te Land deren In­ver­kehr­brin­gen un­ter­sa­gen dür­fen, weil den Pro­duk­ten die arz­nei­mit­tel­recht­lich er­for­der­li­che Zu­las­sung fehle.

VG Trier, Urteil vom 01.08.2022 - 6 K 581/22

Redaktion beck-aktuell, 14. September 2022.

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