Qua­ran­tä­ne­an­ord­nung ge­gen­über Sitz­nach­ba­rin be­stä­tigt

Gegen eine Schü­le­rin, die im Un­ter­richt in der Sitz­rei­he vor einer mit Covid in­fi­zier­ten Per­son saß, darf eine 14-tä­gi­ge Qua­ran­tä­ne an­ge­ord­net wer­den. Das Ver­wal­tungs­ge­richt Schles­wig hat es im kon­kre­ten Fall am Don­ners­tag ab­ge­lehnt, die auf­schie­ben­de Wir­kung des da­ge­gen ge­rich­te­ten Wi­der­spruchs an­zu­ord­nen. Der zwar schwer­wie­gen­de, aber zeit­lich be­fris­te­te Ein­griff in die Grund­rech­te der Schü­le­rin sei ver­hält­nis­mä­ßig.

An­ord­nung des Krei­ses of­fen­sicht­lich recht­mä­ßig

Der Kreis Nord­fries­land ver­füg­te die 14-tä­gi­ge Qua­ran­tä­ne ge­gen­über der min­der­jäh­ri­gen Schü­le­rin. Diese saß einen Platz rechts vor der Er­krank­ten. Das Ge­richt be­wer­te­te die An­ord­nung des Krei­ses als of­fen­sicht­lich recht­mä­ßig, wes­halb das In­ter­es­se am Voll­zug der Ab­son­de­rungs­an­ord­nung das Aus­set­zungs­in­ter­es­se der be­trof­fe­nen Schü­le­rin über­wie­ge. Dabei stütz­te sich das VG auf die vom mit be­son­de­rer Sach­kun­de aus­ge­stat­te­ten Ro­bert-Koch-In­sti­tut auf­ge­stell­ten Leit­li­ni­en zum Kon­takt-Ma­nage­ment. Die da­nach für enge Kon­takt­per­so­nen in schwer zu über­bli­cken­den Kon­takt­si­tua­tio­nen wie bei­spiels­wei­se Schul­klas­sen ge­lis­te­ten Fak­to­ren für die Ein­schät­zung und Be­wer­tung des In­fek­ti­ons­ri­si­kos seien be­zo­gen auf die um­ge­ben­den Sitz­nach­barn er­füllt.

Keine an­de­re Be­wer­tung auf­grund Be­lüf­tungs­si­tua­ti­on und Maske

Da die An­trag­stel­le­rin zu den um­ge­ben­den Sitz­nach­barn der in­fi­zier­ten Per­son zähle, stehe auch eine gute Be­lüf­tungs­si­tua­ti­on und das Tra­gen einer Mund-Nasen-Be­de­ckung der vom Ro­bert-Koch-In­sti­tut in die­sen Fäl­len emp­foh­le­nen ge­ziel­ten An­ord­nung von Qua­ran­tä­ne­maß­nah­men nicht ent­ge­gen. Dabei sei auch die al­ters­be­dingt er­höh­te In­fek­tiö­si­tät der er­krank­ten Mit­schü­le­rin (zwi­schen 11 und 15 Jah­ren) be­rück­sich­tigt wor­den. Das Ge­richt stell­te zudem fest, dass ein ne­ga­ti­ver Co­ro­na-Test wäh­rend der Qua­ran­tä­ne nicht ge­eig­net sei, diese zu ver­kür­zen. Da die Er­kran­kung eine In­ku­ba­ti­ons­zeit von bis zu 14 Tagen auf­wei­se, könne das not­wen­di­ge Ge­sund­heits­mo­ni­to­ring nicht durch Testung er­setzt wer­den.

Ein­griff ver­hält­nis­mä­ßig

Das Ge­richt wer­te­te den zwar schwer­wie­gen­den aber zeit­lich be­fris­te­ten Ein­griff in die Grund­rech­te der Schü­le­rin auch als ver­hält­nis­mä­ßig. Dem stün­den die Fol­gen des Un­ter­las­sens er­for­der­li­cher Schutz­maß­nah­men für Ge­sund­heit und Leben der All­ge­mein­heit, sowie der Schutz des öf­fent­li­chen Ge­sund­heits­sys­tems vor Über­las­tun­gen ge­gen­über.

VG Schleswig, Beschluss vom 19.08.2021 - 1 B 106/21

Redaktion beck-aktuell, 20. August 2021.

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