VG Mei­nin­gen: Höcke durf­te bei Ver­samm­lung als Fa­schist be­zeich­net wer­den

Nach einem Eil­be­schluss des Ver­wal­tungs­ge­richts Mei­nin­gen vom 26.09.2019 durf­te der Thü­rin­ger AfD-Chef Björn Höcke bei einer De­mons­tra­ti­on in Ei­sen­ach als Fa­schist be­zeich­net wer­den. Die AfD kri­ti­sier­te die Ent­schei­dung (Az.: AZ 2 E 1194/19 Me).

Stadt Ei­sen­ach mach­te Nicht­nut­zung des Worts "Fa­schist“ zur Auf­la­ge für Ge­gen­de­mons­tra­ti­on

Hin­ter­grund ist ein so­ge­nann­tes Fa­mi­li­en­fest der AfD am 26.09.2019 in Ei­sen­ach und eine Ge­gen­de­mons­tra­ti­on, die im Vor­feld unter dem Titel "Pro­test gegen die ras­sis­ti­sche AfD ins­be­son­de­re gegen den Fa­schis­ten Höcke" an­ge­mel­det wurde. Die Stadt Ei­sen­ach stell­te für den Ge­gen­pro­test die Auf­la­ge, dass die Be­zeich­nung Fa­schist wäh­rend der Ver­samm­lung un­ter­sagt wird. Sie be­grün­de­te dies unter an­de­rem damit, dass die Be­zeich­nung als Be­lei­di­gung straf­recht­lich re­le­vant sei.

Ge­gen­de­mons­tran­ten ob­sie­gen mit Eil­an­trag

Da­ge­gen wehr­ten sich die Ge­gen­de­mons­tran­ten ge­richt­lich und be­rie­fen sich in dem Eil­ver­fah­ren auf das Grund­recht der Mei­nungs­frei­heit. In der aus­führ­li­chen Be­grün­dung ihres An­trags zi­tie­ren sie Äu­ße­run­gen Hö­ckes und füh­ren auch Ein­schät­zun­gen von So­zi­al­wis­sen­schaft­lern und His­to­ri­kern an. Das Ge­richt folg­te der Ar­gu­men­ta­ti­on der Ge­gen­de­mons­tran­ten, die aus­rei­chend glaub­haft ge­macht hät­ten, dass "ihr Wert­ur­teil nicht aus der Luft ge­grif­fen ist, son­dern auf einer über­prüf­ba­ren Tat­sa­chen­grund­la­ge be­ruht", wie es in dem Be­schluss heißt.

Per­sön­lich­keits­be­ein­träch­ti­gung ver­sus Mei­nungs­frei­heit

Das Ver­wal­tungs­ge­richt muss­te bei die­ser Ein­zel­fall­ent­schei­dung zwi­schen der "Schwe­re der Per­sön­lich­keits­be­ein­träch­ti­gung durch die Äu­ße­rung ei­ner­seits und der Ein­bu­ße an Mei­nungs­frei­heit durch ihr Ver­bot“ ab­wä­gen. Laut Be­schluss der Rich­ter gehe es in dem Fall um eine "die Öf­fent­lich­keit we­sent­lich be­rüh­ren­de Frage hin­sicht­lich eines an pro­mi­nen­ter Stel­le agie­ren­den Po­li­ti­kers“. Damit stehe die "Aus­ein­an­der­set­zung in der Sache“ und nicht die "Dif­fa­mie­rung der Per­son im Vor­der­grund“.

AfD: "Schan­de für einen Rechts­staat“

Die Thü­rin­ger AfD re­agier­te em­pört auf die Ent­schei­dung, gegen die die Pro­zess­be­tei­lig­ten noch Rechts­mit­tel ein­le­gen kön­nen. "Das Ur­teil ist eine Schan­de für einen Rechts­staat“, er­klär­te Ste­fan Möl­ler, neben Höcke einer der bei­den Lan­des­spre­cher der Thü­rin­ger AfD ge­gen­über der Pres­se. Es zeige eine Ten­denz von Ge­rich­ten, "den Schutz der Per­sön­lich­keit von Po­li­ti­kern selbst bei schwer ehr­ab­schnei­den­den An­fein­dun­gen ge­ring­zu­schät­zen“, so Möl­ler wei­ter.

Redaktion beck-aktuell, 1. Oktober 2019 (dpa).

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