VG Lü­ne­burg: Tier­ärz­tin durf­te Be­trieb einer Fund­tier­sta­ti­on un­ter­sagt wer­den

Die Kla­gen einer Tier­ärz­tin aus Stel­le, mit denen sich diese gegen die durch den Land­kreis Har­burg ver­füg­te Un­ter­sa­gung des Be­trie­bes einer tier­heim­ähn­li­chen Ein­rich­tung (Fund­tier­sta­ti­on) in Stel­le wand­te (Az.: 6 A 22/17) sowie die Er­tei­lung einer Er­laub­nis zum Be­trieb einer tier­heim­ähn­li­chen Ein­rich­tung (Az.: 6 A 530/17), blei­ben er­folg­los. Dies geht aus zwei Ent­schei­dun­gen des Ver­wal­tungs­ge­richts Lü­ne­burg vom 05.04.2018 her­vor.

Er­laub­nis nach dem Tier­schutz­ge­setz fehl­te

Die Klä­ge­rin be­trieb in Stel­le neben einer Tier­arzt­pra­xis eine Sta­ti­on, in der Fund­tie­re (unter an­de­rem Hunde, Kat­zen, Ka­nin­chen, Meer­schwein­chen, Frett­chen und Vögel) aus den Ge­mein­den See­vetal, Stel­le, Neu Wulm­storf, der Stadt Win­sen/Luhe sowie der Samt­ge­mein­de Elb­marsch im Auf­trag und auf Kos­ten der ge­nann­ten Kom­mu­nen auf­ge­nom­men und tier­ärzt­lich ver­sorgt wur­den. Mit Be­scheid vom 30.11.2016 un­ter­sag­te der Land­kreis Har­burg der Klä­ge­rin den Be­trieb die­ser Fund­tier­stel­le und führt zur Be­grün­dung aus, dass es sich bei der Fund­tier­stel­le um eine tier­heim­ähn­li­che Ein­rich­tung han­de­le, die einer ent­spre­chen­den Er­laub­nis nach dem Tier­schutz­ge­setz be­dür­fe.

Klä­ge­rin hält Ein­rich­tung für un­ter­ge­ord­ne­ten Teil ihrer Tier­arzt­pra­xis

Mit ihrer da­ge­gen er­ho­be­nen Klage (Az.: 6 A 22/17) macht die Klä­ge­rin gel­tend, dass es sich bei der von ihr be­trie­be­nen Fund­tier­stel­le nicht um eine ge­neh­mi­gungs­pflich­ti­ge tier­heim­ähn­li­che Ein­rich­tung, son­dern um einen un­ter­ge­ord­ne­ten Teil ihrer Tier­arzt­pra­xis han­de­le.

Ge­richt ver­weist auf räum­li­chen Um­fang und er­heb­li­che Zahl von Fund­tie­ren

Dem ist die Kam­mer, wie be­reits in ihrem Be­schluss im Eil­ver­fah­ren vom 14.03.2017, gegen den die Klä­ge­rin keine Rechts­mit­tel ein­ge­legt hatte, nicht ge­folgt. Die Un­ter­sa­gung sei zu Recht er­folgt, da es sich bei der von der Klä­ge­rin be­trie­be­nen Fund­tier­sta­ti­on um eine tier­heim­ähn­li­che Ein­rich­tung han­de­le und die Klä­ge­rin nicht über die dafür er­for­der­li­che tier­schutz­recht­li­che Er­laub­nis ver­fü­ge. An­ge­sichts des räum­li­chen Um­fangs und der er­heb­li­chen Zahl von 225 Fund­tie­ren im Jahr 2016 könne die Fund­tier­stel­le auch nicht als blo­ßer An­hang zur Tier­arzt­pra­xis an­ge­se­hen wer­den. Der Be­trieb der tier­heim­ähn­li­chen Ein­rich­tung sei auch nicht of­fen­sicht­lich ge­neh­mi­gungs­fä­hig, da die Räum­lich­kei­ten nach den Fest­stel­lun­gen des Land­krei­ses sowie des Nie­der­säch­si­schen Lan­des­am­tes für Ver­brau­cher­schutz und Le­bens­mit­tel­si­cher­heit (LAVES) ge­gen­wär­tig nicht den tier­schutz­recht­li­chen An­for­de­run­gen ge­nüg­ten.

Räume und Ein­rich­tun­gen un­zu­rei­chend

Mit ihrer wei­te­ren Klage (Az.: 6 A 530/17) be­gehrt die Klä­ge­rin die Er­tei­lung der Er­laub­nis für den Be­trieb einer tier­heim­ähn­li­chen Ein­rich­tung. Sie macht gel­tend, dass Ver­stö­ße gegen das Tier­schutz­ge­setz nicht vor­lä­gen, die Tiere über ge­nü­gend Platz ver­füg­ten und bau­li­che Maß­nah­men weder mög­lich noch not­wen­dig seien. Einen ent­spre­chen­den An­trag der Klä­ge­rin lehn­te der Land­kreis Har­burg mit Be­scheid vom 18.08.2017 ab. Zur Be­grün­dung führ­te er aus, dass die Räume und Ein­rich­tun­gen der Klä­ge­rin, in denen die Fund­tier­sta­ti­on be­trie­ben wurde, nicht den An­for­de­run­gen des § 2 Tier­schutz­ge­setz ent­spre­chen wür­den. An den fach­li­chen Kennt­nis­sen und der Zu­ver­läs­sig­keit der Klä­ge­rin be­stün­den aber keine Zwei­fel.

Hal­tung der Meer­schwein­chen und Ka­nin­chen nicht art­ge­recht

Die Kam­mer hat auch diese Klage ab­ge­wie­sen. Die Ver­sa­gung der Er­laub­nis sei recht­mä­ßig, da so­wohl das Ve­te­ri­när­amt des Land­krei­ses Har­burg als auch das LAVES bei Be­ge­hun­gen fest­ge­stellt hät­ten, dass so­wohl die vor­han­de­ne Qua­ran­tä­ne­sta­ti­on als auch die Fund­tier­sta­ti­on in den Räum­lich­kei­ten der Klä­ge­rin nicht den An­for­de­run­gen des § 2 Tier­schutz­ge­setz ent­sprä­chen. Ins­be­son­de­re sei die Hal­tung der Meer­schwein­chen und Ka­nin­chen nicht art­ge­recht, die Kat­zen wür­den mehr Platz be­nö­ti­gen und die Fund­tier­qua­ran­tä­ne sei nicht hin­rei­chend vom Pra­xis­be­reich ge­trennt. Die­sen Stel­lung­nah­men komme eine er­heb­li­che Be­deu­tung zu, zumal Amts­tier­ärz­ten bei der Frage, ob die An­for­de­run­gen des § 2 Tier­schutz­ge­setz er­füllt wür­den, vom Ge­setz­ge­ber eine vor­ran­gi­ge Be­ur­tei­lungs­kom­pe­tenz ein­ge­räumt sei.

VG Lüneburg, Entscheidung vom 05.04.2018 - 6 A 22/17

Redaktion beck-aktuell, 6. April 2018.

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