Kon­kur­ren­ten er­hal­ten um­fas­sen­den Zu­gang zu Te­le­kom-In­fra­struk­tur

Die Te­le­kom hat in einem Streit um einen Be­schluss der Bun­des­netz­agen­tur vor­erst den Kür­ze­ren ge­zo­gen: Das VG Köln hat ent­schie­den, dass sie ihren Wett­be­wer­bern, wie von der Be­hör­de an­ge­ord­net, Zu­gang zu ihren ge­sam­ten Ka­bel­ka­nal­an­la­gen, Mas­ten und Trä­ger­sys­te­men er­öff­nen muss.

Die Te­le­kom war schon län­ger ver­pflich­tet, an­de­ren Wett­be­wer­bern den Zu­gang zu ihren Teil­neh­mer­an­schluss­lei­tun­gen zu er­öff­nen. Diese auch als "TAL" be­zeich­ne­ten Lei­tun­gen bin­den End­kun­den an die "letz­te Meile" des Net­zes der Te­le­kom an. Mit dem um­strit­te­nen Be­schluss vom Juli 2022 er­laub­te die Bun­des­netz­agen­tur den Wett­be­wer­bern auch den Zu­gang zu Ka­bel­ka­nal­an­la­gen, Mas­ten und Trä­ger­sys­te­men der Te­le­kom. Die­ser Zu­gang sei er­for­der­lich, damit auch an­de­re Un­ter­neh­men sinn­voll Glas­fa­ser­ka­bel ver­le­gen kön­nen. Die Bun­des­netz­agen­tur woll­te so den Glas­fa­ser­aus­bau in Deutsch­land be­schleu­ni­gen.

Der Te­le­kom geht die An­ord­nung zu weit – sie klag­te und be­gehr­te zudem Eil­rechts­schutz. Die BNetzA habe die wi­der­strei­ten­den In­ter­es­sen feh­ler­haft ab­ge­wo­gen. Sie habe zu Un­recht nicht ge­prüft, ob ohne die der Te­le­kom auf­er­leg­te Ver­pflich­tung die Ent­wick­lung eines wett­be­werbs­ori­en­tier­ten End­kun­den­markts be­hin­dert und die In­ter­es­sen der End­nut­zer be­ein­träch­tigt wür­den.

Diese Ar­gu­men­ta­ti­on zog im Eil­ver­fah­ren vor dem VG Köln nicht (Be­schluss vom 01.03.2024 – 21 L 2013/22, un­an­fecht­bar). Die Er­folgs­aus­sich­ten der Klage in der Haupt­sa­che seien offen, mei­nen die Rich­te­rin­nen und Rich­ter. Die der Te­le­kom auf­er­leg­te Ver­pflich­tung und die ihr zu­grun­de lie­gen­de Ab­wä­gung werfe teils schwie­ri­ge Fra­gen des Eu­ro­pa­rechts auf, die im Kla­ge­ver­fah­ren durch eine An­ru­fung des EuGH ge­klärt wer­den müs­sen. Die vor die­sem Hin­ter­grund nur an­zu­stel­len­de In­ter­es­sen­ab­wä­gung falle zu­las­ten der Te­le­kom aus.

Hätte der Eil­an­trag Er­folg, würde der be­schleu­nig­te Aus­bau breit­ban­di­ger Netze auf Grund­la­ge vor­han­de­ner In­fra­struk­tu­ren mit so­for­ti­ger Wir­kung un­ter­bun­den. Die so ein­ge­tre­te­ne Ver­zö­ge­rung beim Netz­aus­bau könn­te selbst bei einer spä­te­ren Ab­wei­sung der Klage der Te­le­kom nicht mehr wett­ge­macht wer­den. Um­ge­kehrt seien die Fol­gen einer Ab­leh­nung des Eil­an­trags re­ver­si­bel. Dann müss­ten die Wett­be­wer­ber nach einem spä­te­ren Er­folg der Klage der Te­le­kom et­wai­ge – auf ei­ge­ne Kos­ten ver­leg­te – Kabel auch auf ei­ge­ne Kos­ten wie­der ent­fer­nen.

VG Köln, Beschluss vom 01.02.2024 - 21 L 2013/22

Redaktion beck-aktuell, bw, 4. März 2024.

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