VG Köln: Na­tur­schutz­recht­li­che Be­frei­ung für Fried­wald in Swist­tal ist rechts­wid­rig

Die na­tur­schutz­recht­li­che Be­frei­ung, die der Rhein-Sieg-Kreis der Ge­mein­de Swist­tal zur Er­rich­tung und zum Be­trieb eines Na­tur­fried­hofs er­teilt hat, ist rechts­wid­rig. Dies hat das Ver­wal­tungs­ge­richt Köln ent­schie­den und damit am 05.09.2017 einer Klage des BUND, Lan­des­ver­band Nord­rhein-West­fa­len, statt­ge­ge­ben. Nach Auf­fas­sung des Ge­richts sind die Vor­aus­set­zun­gen für eine Be­frei­ung nicht er­füllt (Az.: 2 K 6600/15).

Kreis be­frei­te Ge­mein­de von Ver­bo­ten des Land­schafts­plans

Die Ge­mein­de Swist­tal be­ab­sich­tigt die Er­rich­tung und den Be­trieb eines Na­tur­fried­hofs auf pri­va­ten Grund­stü­cken. Dabei sol­len die Urnen der Ver­stor­be­nen mit­ten im Wald an den Wur­zeln der Bäume bei­ge­setzt wer­den. Der Wald soll seine na­tür­li­che Er­schei­nung be­hal­ten. Eine Grab­pfle­ge fin­det nicht statt. Die pri­va­ten Grund­stü­cke lie­gen im Be­reich des Land­schafts­plans 4 des Rhein-Sieg-Krei­ses. Damit un­ter­lie­gen sie na­tur­schutz­recht­li­chen Be­schrän­kun­gen. Mit Be­scheid vom 09.10.2015 be­frei­te der be­klag­te Rhein-Sieg-Kreis die Ge­mein­de Swist­tal von den Ver­bo­ten des Land­schafts­plans hin­sicht­lich vie­rer Schutz­ge­bie­te um die Burg Heim­erz­heim auf einer Ge­samt­flä­che von circa 37 Hekt­ar.

BUND mo­niert: Schutz­ge­biet wird durch Be­frei­ung prak­tisch funk­ti­ons­los

Gegen die­sen Be­frei­ungs­be­scheid hat der Klä­ger Klage er­ho­ben. Zur Be­grün­dung macht er gel­tend, die recht­li­chen Be­frei­ungs­vor­aus­set­zun­gen des Bun­des­na­tur­schutz­ge­set­zes, wo­nach ein aty­pi­scher Son­der­fall vor­lie­gen müsse, seien nicht ge­ge­ben. Au­ßer­dem be­stehe kein er­for­der­li­ches über­wie­gen­des In­ter­es­se an der Be­frei­ung von den Ver­bo­ten des Land­schafts­plans. Durch die um­fang­rei­che Be­frei­ung werde das Schutz­ge­biet prak­tisch funk­ti­ons­los.

Ge­richt ver­neint un­vor­her­ge­se­he­nen Son­der­fall

Das VG hat der Klage des BUND statt­ge­ge­ben und zur Be­grün­dung aus­ge­führt, die na­tur­schutz­recht­li­che Be­frei­ung sei rechts­wid­rig. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­klag­ten liege kein un­vor­her­ge­se­he­ner Son­der­fall vor. Dies er­ge­be sich hin­sicht­lich des Na­tur­schutz­ge­bie­tes schon aus den Fest­set­zun­gen des Land­schafts­plans selbst. Der Fried­wald könne in sei­ner kon­kre­ten Ge­stalt nur er­rich­tet wer­den, wenn zuvor eine ent­spre­chen­de Än­de­rung des Land­schafts­plans er­fol­ge.

VG Köln, Entscheidung vom 05.09.2017 - 2 K 6600/15

Redaktion beck-aktuell, 6. September 2017.

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