VG Ko­blenz: Wein darf trotz Pflan­zen­schutz­mit­tel­rück­stän­den als Bio-Er­zeug­nis ver­mark­tet wer­den

Ein öko­lo­gisch/bio­lo­gisch pro­du­zier­ter Wein darf auch dann wei­ter als Bio-Wein ver­mark­tet wer­den, wenn auf den Blät­tern des an­ge­bau­ten Weins Pflan­zen­schutz­mit­tel­rück­stän­de nach­ge­wie­sen wer­den, die für den Öko­wein­bau nicht zu­ge­las­sen sind. Dies hat das Ver­wal­tungs­ge­richt mit Ur­teil vom 15.03.2017 ent­schie­den (Az.: 2 K 885/16.KO).

Land Rhein­land-Pfalz: Wegen Pflan­zen­schutz­mit­tel­rück­stän­den keine Ver­mark­tung als Bio-Wein zu­läs­sig

Die Klä­ge­rin be­treibt als Wein­bau­ge­sell­schaft ein Wein­gut und be­wirt­schaf­tet ihre Reb­flä­chen öko­lo­gisch. Dar­un­ter be­fin­den sich unter an­de­rem vier Reb­flä­chen mit einer Größe von zirka 50 Meter Länge und acht bis 19 Meter Brei­te. Diese sind in­mit­ten von kon­ven­tio­nell be­wirt­schaf­te­ten Reb­flä­chen an­de­rer Win­zer ge­le­gen. Im Jahr 2015 nahm die vom be­klag­ten Land Rhein­land-Pfalz be­auf­trag­te Öko­kon­troll­stel­le auf den in Rede ste­hen­den Reb­flä­chen Blatt­pro­ben. Im Fol­gen­den teil­te sie der Klä­ge­rin mit, die Ana­ly­sen der be­prob­ten Blät­ter hät­ten den Nach­weis von für den Öko­wein­bau nicht zu­ge­las­se­nen Pflan­zen­schutz­mit­tel­rück­stän­den er­ge­ben. Der Be­klag­te sowie die im Pro­zess bei­ge­la­de­ne Öko­kon­troll­stel­le ver­tra­ten nach­ge­hend die Auf­fas­sung, der von die­sen Flä­chen stam­men­de Wein dürfe nicht als Bio-Wein ver­mark­tet wer­den. Bei Zu­wi­der­hand­lung wür­den sich die ver­ant­wort­li­chen Per­so­nen straf­bar ma­chen.

Wein­bau­ge­sell­schaft: Auf Nach­bar­par­zel­len aus­ge­brach­te Mit­tel ur­säch­lich

Die Klä­ge­rin mach­te dem­ge­gen­über gel­tend, die fest­ge­stell­ten Spritz­mit­tel seien weder von ihr ge­kauft noch in ir­gend­ei­ner Form auf ihren Wein­bergs­flä­chen ver­wen­det wor­den. Da es sich um Ein­zel­par­zel­len neben kon­ven­tio­nell be­wirt­schaf­te­ten Flä­chen an­de­rer Win­zer han­de­le, seien die An­haf­tun­gen nur durch Ab­drift von auf den Nach­bar­par­zel­len aus­ge­brach­ten Mit­teln zu er­klä­ren. Die ent­spre­chen­den Wirk­stof­fe wür­den zum Teil auf die be­nach­bar­ten Par­zel­len per Hub­schrau­ber­sprit­zung aus­ge­bracht. Es müsse daher ge­richt­lich ge­klärt wer­den, dass der Ver­mark­tung des Weins als Bio-Wein die Er­geb­nis­se der Blatt­pro­be nicht ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den dürf­ten.

VG Ko­blenz: Al­lein öko­lo­gi­sche/bio­lo­gi­sche Pro­duk­ti­ons­wei­se ma­ß­geb­lich

Die Klage hatte Er­folg. Laut VG ist die Klä­ge­rin be­rech­tigt, den aus den be­prob­ten Reben ge­won­ne­nen Wein als Bio-Wein zu ver­mark­ten. Aus den ein­schlä­gi­gen ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen er­ge­be sich, dass al­lein die öko­lo­gi­sche/bio­lo­gi­sche Pro­duk­ti­ons­wei­se dafür ma­ß­geb­lich sei, ob es sich um ein kon­ven­tio­nel­les oder um ein Bio- oder Öko-Er­zeug­nis han­de­le. Ein Ver­stoß der Klä­ge­rin gegen diese Be­stim­mun­gen sei nicht fest­zu­stel­len. So könne aus den An­haf­tun­gen nicht dar­auf ge­schlos­sen wer­den, die Klä­ge­rin habe diese Mit­tel selbst an­ge­wen­det.

Pflan­zen­schutz­mit­tel­rück­stän­de bei Öko­kul­tu­ren in­mit­ten kon­ven­tio­nel­len Wein­baus die Regel

Nach den Fest­stel­lun­gen sach­kun­di­ger Stel­len seien Pflan­zen­schutz­mit­tel­rück­stän­de in von kon­ven­tio­nel­lem Wein­bau um­ge­be­nen Öko­kul­tu­ren die Regel. Rück­stän­de fän­den sich nur dann nicht, wenn im wei­te­ren Um­feld kein kon­ven­tio­nel­ler Wein­bau statt­fin­de. Im Hin­blick dar­auf sei im kon­kre­ten Fall zu­guns­ten der Klä­ge­rin zu­sätz­lich die ge­rin­ge Grund­stücks­brei­te zu be­rück­sich­ti­gen. Da­durch sei wegen der groß­flä­chi­gen Hub­schrau­ber­sprit­zung zwangs­läu­fig davon aus­zu­ge­hen, dass durch die Ab­drift hö­he­re Rück­stän­de auch auf den Grund­stü­cken der Klä­ge­rin ver­ur­sacht wer­den.

VG Koblenz, Urteil vom 15.03.2017 - 2 K 885/16.KO

Redaktion beck-aktuell, 3. April 2017.

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