VG Ko­blenz mo­niert An­for­de­run­gen der Wech­sel­prü­fung I für ehe­ma­li­ge Haupt­schul­leh­rer

In einem Streit um Fol­gen der Struk­tur­re­form für be­am­te­te Leh­rer, die frü­her an Haupt­schu­len tätig waren, hat eine Leh­re­rin einen Teil­erfolg erstrit­ten. Das Ver­wal­tungs­ge­richt Ko­blenz ver­nein­te zwar mit Ur­teil vom 02.12.2016 einen An­spruch der Klä­ge­rin auf Zu­gang zur so­ge­nann­ten Wech­sel­prü­fung II zum Er­werb der Be­fä­hi­gung für das Lehr­amt an Re­al­schu­len plus (Be­sol­dungs­grup­pe A 13). Es mo­nier­te aber gleich­zei­tig, dass die nach der der­zei­ti­gen Ver­ord­nungs­la­ge vor­ge­se­he­ne Wech­sel­prü­fung I keine rea­lis­ti­sche Mög­lich­keit dar­stel­le (Az.: 5 K 603/16.KO).

Zu­las­sung zur Wech­sel­prü­fung II be­an­tragt

Die Klä­ge­rin steht als Fach­leh­re­rin an Grund- und Haupt­schu­len (Be­sol­dungs­grup­pe A 12) im Dienst des be­klag­ten Lan­des Rhein­land-Pfalz. Wegen der Ab­schaf­fung der Haupt­schu­len un­ter­rich­tet sie seit dem Schul­jahr 2010/2011 als Lehr­kraft an einer Re­al­schu­le plus in den Fä­chern Eng­lisch, Deutsch, Sport sowie Haus­wirt­schaft und So­zia­les. Im Sep­tem­ber 2015 be­an­trag­te sie die Zu­las­sung zur Wech­sel­prü­fung II. Die­sen An­trag lehn­te der Be­klag­te ab. Ein Zu­gang zur Wech­sel­prü­fung II sei für Fach­leh­rer an Grund- und Haupt­schu­len nicht er­öff­net. Diese Lehr­kräf­te hät­ten zum Er­werb der Be­fä­hi­gung für das Lehr­amt an Re­al­schu­len plus die – auf­wen­di­ge­re – Wech­sel­prü­fung I ab­zu­le­gen.

Klä­ge­rin: Un­ter­schie­de schon seit Jah­ren auf­ge­ho­ben

Mit ihrer da­ge­gen er­ho­be­nen Klage mach­te die Klä­ge­rin gel­tend, seit na­he­zu drei Jahr­zehn­ten seien die Un­ter­schie­de zwi­schen an Fach­hoch­schu­len und den Hoch­schu­len aus­ge­bil­de­ten Lehr­kräf­ten, die an Grund- und Haupt­schu­len un­ter­rich­ten, auf­ge­ho­ben. Das drü­cke sich auch in der ein­heit­li­chen Be­sol­dung die­ser Per­so­nen aus. Den Fach­leh­rern müsse daher wie ihren Kol­le­gen an Grund- und Haupt­schu­len Zu­gang zur Wech­sel­prü­fung II ge­währt wer­den. An­dern­falls müsse der Dienst­herr die ent­spre­chen­den ver­ord­nungs­recht­li­chen Re­ge­lun­gen für Fach­leh­rer an Grund- und Haupt­schu­len an­pas­sen.

Ge­richt mo­niert der­zei­ti­ge Ver­ord­nungs­la­ge

Die Klage hatte vor dem VG teil­wei­se Er­folg. Zwar habe die Klä­ge­rin nach der­zei­ti­ger Rechts­la­ge kei­nen An­spruch auf Zu­gang zu der Wech­sel­prü­fung II, weil sie die Vor­aus­set­zun­gen dafür nicht er­fül­le. Die Wech­sel­prü­fungs­ver­ord­nung stel­le im Rah­men der Wech­sel­prü­fung I je­doch zu hohe und damit un­ver­hält­nis­mä­ßi­ge An­for­de­run­gen, ur­teil­ten die Ko­blen­zer Rich­ter. Auf­grund der Ab­schaf­fung der Haupt­schu­len und der da­durch be­ding­ten dau­er­haf­ten Ver­wen­dung der Klä­ge­rin auf dem hö­her­wer­ti­gen Dienst­pos­ten einer Lehr­kraft mit der Be­fä­hi­gung für das Lehr­amt an der Re­al­schu­le plus müsse ihr eine rea­lis­ti­sche Mög­lich­keit er­öff­net wer­den, die Be­fä­hi­gungs­vor­aus­set­zun­gen für das dem wahr­ge­nom­me­nen Dienst­pos­ten ent­spre­chen­de Sta­tu­samt be­rufs­be­glei­tend zu er­wer­ben. Dem ent­spre­che die der­zei­ti­ge Ver­ord­nungs­la­ge nicht.

Er­for­der­nis einer mehr­mo­na­ti­gen Haus­ar­beit geht zu weit

Zwar müsse ge­währ­leis­tet sein, dass die be­tref­fen­de Lehr­kraft in der Lage sei, Schü­ler bis zum Ab­schluss der Re­al­schu­le plus zu un­ter­rich­ten und zu för­dern. Dies müsse der Dienst­herr auch in jedem Ein­zel­fall in ge­eig­ne­ter Weise fest­stel­len kön­nen, etwa durch Un­ter­richts­be­su­che und/oder eine münd­li­che Prü­fung. Nicht ver­langt wer­den könne aber eine wis­sen­schaft­li­che Nach­qua­li­fi­zie­rung in Ge­stalt einer mehr­mo­na­ti­gen Haus­ar­beit. Dies könne neben einem vol­len Lehr­de­pu­tat in zu­mut­ba­rer Weise nicht er­war­tet wer­den. Dem­entspre­chend sei es der Klä­ge­rin un­zu­mut­bar, sich der Wech­sel­prü­fung I, die unter an­de­rem eine sol­che mehr­mo­na­ti­ge Haus­ar­beit zum Ge­gen­stand habe, zu un­ter­zie­hen. Gegen die Ent­schei­dung steht den Be­tei­lig­ten die Be­ru­fung an das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt zu.

VG Koblenz, Urteil vom 02.12.2016 - 5 K 603/16.KO

Redaktion beck-aktuell, 23. Dezember 2016.

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