Ver­wal­tungs­ge­rich­te in Beden-Würt­tem­berg be­ur­tei­len "Co­ro­na-Spa­zier­gän­ge" un­ter­schied­lich

Zwei Ver­wal­tungs­ge­rich­te in Baden-Würt­tem­berg haben im einst­wei­li­gen Rechts­schutz zu so­ge­nann­ten "Co­ro­na-Spa­zier­gän­gen" ent­schie­den. Wäh­rend ein Eil­an­trag vor dem VG Karls­ru­he gegen die Un­ter­sa­gung von "Co­ro­na-Spa­zier­gän­gen" er­folg­reich war, da der Stadt nach An­sicht des Ge­richts mil­de­re Mit­tel ge­gen­über dem prä­ven­ti­ven Ver­bot un­an­ge­mel­de­ter Ver­samm­lun­gen zur Ver­fü­gung stün­den, schei­ter­te ein Eil­an­trag vor dem VG Frei­burg, wel­ches das Ver­bot für vor­aus­sicht­lich an­ge­mes­sen hielt.

VG Karls­ru­he er­laubt "Co­ro­na-Spa­zier­gän­ge"

In Karls­ru­he sind "Co­ro­na-Spa­zier­gän­ge" vor­erst wie­der er­laubt. Ein ent­spre­chen­der Eil­an­trag gegen die noch bis zum 31.01.2022 gel­ten­de All­ge­mein­ver­fü­gung, wel­che "Co­ro­na-Spa­zier­gän­ge" un­ter­sagt, war er­folg­reich (Az. 4 K 185/22). Da die Stadt selbst davon aus­ge­he, dass in ihrem Stadt­ge­biet immer mon­tags plan­mä­ßig un­an­ge­mel­de­te Ver­samm­lun­gen statt­fin­den wür­den, sei sie in der Lage, sich hier­auf an­ge­mes­sen vor­zu­be­rei­ten und ins­be­son­de­re an die­sen Tagen ad­äqua­te Po­li­zei­ka­pa­zi­tä­ten vor­zu­hal­ten, so die Be­grün­dung des Ge­richts. In­so­fern kämen mil­de­re Mit­tel ge­gen­über dem prä­ven­ti­ven Ver­bot un­an­ge­mel­de­ter Ver­samm­lun­gen in Be­tracht. So könne die Stadt im Weg einer All­ge­mein­ver­fü­gung an­ord­nen, bei sämt­li­chen (an­ge­mel­de­ten oder un­an­ge­mel­de­ten) Ver­samm­lun­gen im Stadt­ge­biet eine Mund-Nasen-Be­de­ckung zu tra­gen und be­stimm­te Min­dest­ab­stän­de zwi­schen den Teil­neh­mern ein­zu­hal­ten. We­ni­ge Wo­chen zuvor hatte das Ge­richt einen an­de­ren Eil­an­trag gegen die ver­samm­lungs­recht­li­che All­ge­mein­ver­fü­gung noch mit der Be­grün­dung ab­ge­lehnt, dass auf den Ver­samm­lun­gen re­gel­mä­ßig gegen Hy­gie­ne­vor­schrif­ten ver­sto­ßen würde (Az. 3 K 4579/21). Dies sei in­zwi­schen aus­weis­lich der vor­ge­leg­ten Po­li­zei­be­rich­te an­ders, wes­halb das Ver­bot nicht auf­recht er­hal­ten wer­den könne.

VG Frei­burg hält Ver­bot für an­ge­mes­sen

Dem­ge­gen­über blei­ben in der Stadt Schopf­heim "Co­ro­na-Spa­zier­gän­ge" nach einem er­neu­ten Be­schluss des VG Frei­burg wei­ter­hin ver­bo­ten (Az. 8 K 165/22). Die All­ge­mein­ver­fü­gung des Land­rats­am­tes Lör­rach als zu­stän­di­ger Kreis­po­li­zei­be­hör­de ver­bie­te - so das Ge­richt - le­dig­lich un­an­ge­mel­de­te, ob­wohl zuvor ge­plan­te "Mon­tags­spa­zier­gän­ge" und ver­gleich­ba­re Zu­sam­men­künf­te, bei denen ins­be­son­de­re die gel­ten­den Ab­stands­re­ge­lun­gen bzw. die Mas­ken­pflicht bei Un­ter­schrei­tung des Min­dest­ab­stands nicht be­ach­tet wür­den und somit eine un­mit­tel­ba­re Ge­fähr­dung für die öf­fent­li­che Si­cher­heit vor­lie­ge. Wei­ter­hin zu­läs­sig seien hin­ge­gen ord­nungs­ge­mäß an­ge­mel­de­te und spon­ta­ne Pro­test­ak­tio­nen gegen Co­ro­na-Maß­nah­men, wenn diese unter Ein­hal­tung der ge­setz­li­chen Vor­ga­ben (Ab­stands­ge­bot, Mas­ken­pflicht) und ge­ge­be­nen­falls er­gan­ge­ner be­hörd­li­cher Auf­la­gen statt­fän­den. In der Ver­gan­gen­heit seien Min­dest­ab­stand und Mas­ken­pflicht trotz aus­drück­li­cher Auf­for­de­run­gen durch die Po­li­zei nicht be­ach­tet wor­den. Diese Zu­wi­der­hand­lun­gen gäben hin­rei­chen­den An­lass zu der Pro­gno­se, dass ohne das Ver­bot auch künf­tig "Co­ro­na-Spa­zier­gän­ge" in Schopf­heim statt­fän­den, bei denen die ge­setz­li­chen Schutz­maß­nah­men nicht ein­ge­hal­ten wür­den. Daher sei das Ver­bot vor­aus­sicht­lich an­ge­mes­sen. An­ge­sichts des Um­stands, dass die sich der­zeit ra­sant ver­brei­ten­de Omi­kron-Va­ri­an­te deut­lich an­ste­cken­der als frü­he­re Va­ri­an­ten sei, liege es zudem nahe, dass nun­mehr auch In­fek­tio­nen im Frei­en häu­fi­ger vor­kä­men als bei bis­lang do­mi­nie­ren­den Va­ri­an­ten. Auch die Dauer des Ver­samm­lungs­ver­bots bis zum 28.02.2022 sei vor­aus­sicht­lich ge­recht­fer­tigt.

VG Freiburg, Beschluss vom 27.01.2022 - 8 K 165/22

Redaktion beck-aktuell, 28. Januar 2022.

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