VG Han­no­ver: Kom­mu­na­les "Wild­tier­ver­bot" für Zir­kus­auf­füh­run­gen ist rechts­wid­rig

Kom­mu­nen dür­fen die Be­reit­stel­lung von öf­fent­li­chen Flä­chen für Zir­kus­se nicht auf sol­che Be­trie­be be­schrän­ken, die keine Wild­tie­re mit sich füh­ren ("Wild­tier­ver­bot"). Dies hat das Ver­wal­tungs­ge­richt Han­no­ver mit Eil­be­schluss vom 12.01.2017 ent­schie­den. Die Re­ge­lung eines Wild­tier­ver­bots in Zir­kus­sen sei al­lein Sache des Bun­des­ge­setz­ge­bers. Im Tier­schutz­ge­setz werde aber le­dig­lich eine be­hörd­li­che Er­laub­nis ge­for­dert (Az.: 1 B 7215/16).

Stadt be­schloss "Wild­tier­ver­bot" für Zir­kus­auf­füh­run­gen

Die An­trag­stel­le­rin, ein deut­sches Zir­kus­un­ter­neh­men, will im April 2017 auf einer öf­fent­li­chen Flä­che der Stadt Ha­meln ein Gast­spiel geben, in wel­chem auch Wild­tie­re ge­zeigt wer­den sol­len. Sie be­an­trag­te bei der Stadt, ihr dafür eine öf­fent­li­che Flä­che zur Ver­fü­gung zu stel­len. Der Rat der Stadt be­schloss, dass kom­mu­na­le Flä­chen nur noch für Zir­kus­be­trie­be zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den sol­len, die keine Tiere wild­le­ben­der Arten (zum Bei­spiel Affen, Bären, Ele­fan­ten, Tiger oder Löwen) mit sich füh­ren. Dar­auf­hin wurde der An­trag der An­trag­stel­le­rin ab­ge­lehnt. Die An­trag­stel­le­rin be­gehr­te beim VG Eil­rechts­schutz.

VG: Tier­schutz­ge­setz for­dert le­dig­lich be­hörd­li­che Er­laub­nis

Das VG hat den Rats­be­schluss für rechts­wid­rig er­ach­tet und die An­trags­geg­ne­rin ver­pflich­tet, über den An­trag auf Flä­chen­be­reit­stel­lung neu zu ent­schei­den. Die Frage eines Ver­bo­tes wild­le­ben­der Tiere in Zir­kus­sen könne ein­zig vom Bun­des­ge­setz­ge­ber ge­re­gelt wer­den. Die­ser habe aber im Rah­men des Tier­schutz­ge­set­zes le­dig­lich fest­ge­legt, dass das ge­werb­li­che Zur-Schau-Stel­len von Tie­ren in Zir­kus­sen einer be­hörd­li­chen Er­laub­nis be­dür­fe (§ 11 Abs. 1 Satz 1 Nr. 8d Tier­schutz­ge­setz). Mit dem kom­mu­na­len Wild­tier­ver­bot solle somit für kom­mu­na­le Flä­chen ver­bo­ten wer­den, was bun­des­recht­lich er­laubt sei. Weil die An­trag­stel­le­rin über eine ent­spre­chen­de Er­laub­nis ver­fü­ge, grei­fe der Be­schluss der An­trags­geg­ne­rin in un­zu­läs­si­ger Weise in die Be­rufs­frei­heit der An­trag­stel­le­rin ein und stel­le eine nicht ge­recht­fer­tig­te Un­gleich­be­hand­lung von Zir­kus­sen mit ge­gen­über Zir­kus­sen ohne Wild­tie­re dar.

VG Hannover, Beschluss vom 12.01.2017 - 1 B 7215/16

Redaktion beck-aktuell, 16. Januar 2017.

Mehr zum Thema