Er­folg für Be­wer­ber nach Zu­las­sungs­pan­ne um Me­di­zin­stu­di­en­plät­ze an der Uni Frank­furt

Die Zu­las­sungs­pan­ne bei Me­di­zin­stu­di­en­plät­zen der Frank­fur­ter Goe­the-Uni­ver­si­tät ist noch nicht zu Ende: Sechs Be­trof­fe­ne hat­ten gegen die bun­des­weit ko­or­di­nier­te Lö­sung ge­klagt. Das Ver­wal­tungs­ge­richt Frank­furt am Main stell­te nun im Eil­ver­fah­ren fest, dass die An­trag­stel­ler wohl einen An­spruch auf die Zu­las­sung zum Stu­di­um der Hu­man­me­di­zin in Frank­furt haben. Ihnen waren statt­des­sen Plät­ze für Zahn­me­di­zin, Phar­ma- oder Bio­wis­sen­schaf­ten an­ge­bo­ten wor­den.

Uni mel­de­te zu viele freie Plät­ze

Aus­lö­ser der Af­fä­re war, dass die Uni­ver­si­tät der zen­tra­len Ver­mitt­lungs­stel­le für Me­di­zin­stu­di­en­plät­ze zu viele freie Plät­ze ge­mel­det hatte. In der Folge wur­den über die fest­ge­setz­te Zu­las­sungs­zahl von 381 Plät­zen zum Win­ter­se­mes­ter 2022/2023 wei­te­re 251 Be­wer­be­rin­nen und Be­wer­ber zu­ge­las­sen. Nach­dem dies be­merkt wor­den war, hat die Uni­ver­si­tät einen Tag spä­ter ge­gen­über den An­trag­stel­lern die Zu­las­sung zum Stu­di­en­gang Me­di­zin zu­rück­ge­nom­men und die so­for­ti­ge Voll­zie­hung die­ser Be­schei­de an­ge­ord­net. Laut Ge­richt war diese Rück­nah­me der Zu­las­sungs­be­schei­de rechts­wid­rig.

Bun­des­weit ko­or­di­nier­te Lö­sung

Un­mit­tel­bar nach Auf­tre­ten des Feh­lers hatte sich die Uni­ver­si­tät zu­sam­men mit der Stif­tung für Hoch­schul­zu­las­sung, dem Hes­si­schen Mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft und Kunst, der Kul­tus­mi­nis­ter-Kon­fe­renz sowie allen me­di­zin­füh­ren­den Uni­ver­si­tä­ten in Deutsch­land in­ten­siv um eine Lö­sung für die­ses Pro­blem be­müht. Die über die Zu­las­sungs­zahl hin­aus zu­ge­las­se­nen Stu­di­en­an­fän­ger wur­den in zwei Grup­pen un­ter­teilt: In der so­ge­nann­ten An­ge­bots­grup­pe hat­ten die Stu­di­en­an­fän­ger be­reits Zu­sa­gen für einen Stu­di­en­gang, die al­ler­dings in dem Mo­ment weg­fie­len, als sie die Zu­sa­ge der Goe­the-Uni­ver­si­tät er­hal­ten hat­ten. In der Chan­cen­grup­pe hat­ten die Stu­di­en­an­fän­ger die Mög­lich­keit im Nach­rück­ver­fah­ren den be­gehr­ten Stu­di­en­platz zu er­hal­ten. Im Ok­to­ber ver­kün­de­te die Uni­ver­si­tät schlie­ß­lich, dass allen Be­trof­fe­nen ein Stu­di­en­platz an­ge­bo­ten wer­den konn­te. Dabei kamen aber nicht alle in Frank­furt und nicht alle im Fach Hu­man­me­di­zin unter. Le­dig­lich 39 Stu­di­en­be­wer­ber aus der so­ge­nann­ten Chan­cen­grup­pe wur­den noch zum Stu­di­um der Hu­man­me­di­zin in Frank­furt am Main zu­ge­las­sen. Sechs Stu­di­en­an­fän­ger aus der An­ge­bots­grup­pe, die kei­nen Platz für ein Stu­di­um der Hu­man­me­di­zin in Frank­furt er­gat­tern konn­ten, haben um ver­wal­tungs­ge­richt­li­chen Eil­rechts­schutz nach­ge­sucht - mit Er­folg.

VG: Leis­tungs- und Funk­ti­ons­fä­hig­keits­gren­ze der Uni noch nicht er­reicht

Nach Über­zeu­gung des Ge­richts hat die Uni­ver­si­tät die Zu­las­sungs­zah­len be­reits deut­lich über­schrit­ten, indem sie die 39 Be­wer­be­rin­nen und Be­wer­ber aus der Chan­cen­grup­pe über die fest­ge­setz­ten Zu­las­sungs­zah­len hin­aus im­ma­tri­ku­liert hat. Dies zeige deut­lich, dass mit der Er­schöp­fung der fest­ge­setz­ten Ka­pa­zi­tät von zu­nächst 381 Plät­zen die Gren­ze der Leis­tungs- und Funk­ti­ons­fä­hig­keit der Hoch­schu­le in die­sem Stu­di­en­gang noch nicht er­reicht war. Von der An­trags­geg­ne­rin sei zu er­war­ten, dass sie im Rah­men einer Er­mes­sens­prü­fung le­dig­lich die Zahl von Stu­di­en­platz­zu­sa­gen zu­rück­nimmt, die tat­säch­lich zu einer Er­schöp­fung der fest­ge­setz­ten Ka­pa­zi­tä­ten und somit zu einer Be­ein­träch­ti­gung der Funk­ti­ons­fä­hig­keit füh­ren. Je­den­falls sei eine Rück­nah­me aller Zu­las­sungs­be­schei­de rechts­wid­rig.

Noch aus­rei­chend Stu­di­en­plät­ze für die An­trag­stel­ler vor­han­den

Das VG ist bei der Be­stim­mung der Gren­ze, ab wann die Funk­ti­ons­fä­hig­keit des Stu­di­en­gangs Hu­man­me­di­zin an der Uni­ver­si­tät ernst­lich ge­fähr­det wäre, von einem Wert von 10% be­zo­gen auf die Zu­las­sungs­zahl aus­ge­gan­gen. Aus­ge­hend von einem 10%igen Auf­schlag auf die Zu­las­sungs­zahl von 381 Stu­di­en­plät­zen könne die Uni­ver­si­tät in­so­weit die Im­ma­tri­ku­la­ti­on von 419 Stu­die­ren­den ver­kraf­ten. Da der­zeit le­dig­lich 403 Stu­die­ren­de in dem Stu­di­en­gang ein­ge­schrie­ben seien, stün­den für die sechs An­trag­stel­ler aus­rei­chen­de Stu­di­en­plät­ze zur Ver­fü­gung. Aus die­sem Grund wurde die auf­schie­ben­de Wir­kung des ein­ge­leg­ten Wi­der­spruchs gegen die Rück­nah­me­be­schei­de an­ge­ord­net. Gegen den Be­schluss kann Be­schwer­de beim Hes­si­schen Ver­wal­tungs­ge­richts­hof in Kas­sel ein­ge­legt wer­den.

VG Frankfurt a. M., Beschluss vom 16.11.2022 - 3 L 2316/22

Redaktion beck-aktuell, Miriam Montag, 18. November 2022 (ergänzt durch Material der dpa).

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