Ex-Kanz­ler Schrö­der schei­tert mit Klage auf Büro im Bun­des­tag

Der ehe­ma­li­ge Bun­des­kanz­ler Ger­hard Schrö­der hat kei­nen An­spruch auf Aus­stat­tung eines Büros zur Wahr­neh­mung fort­wir­ken­der Auf­ga­ben aus sei­nem frü­he­ren Amt. Dies hat das Ver­wal­tungs­ge­richt Ber­lin unter an­de­rem unter Ver­weis auf die Bud­get­ho­heit des Bun­des­ta­ges ent­schie­den. Auch wür­den die Büros aus­schlie­ß­lich im öf­fent­li­chen In­ter­es­se zur Wahr­neh­mung öf­fent­li­cher Auf­ga­ben ein­ge­rich­tet und aus­ge­stat­tet.

Büro seit Mai 2022 ru­hend ge­stellt

Schrö­der war von 1998 bis 2005 Bun­des­kanz­ler und von 1999 bis 2004 Par­tei­vor­sit­zen­der der SPD. Er hatte – wie auch die ehe­ma­li­gen Bun­des­kanz­ler vor und nach ihm – ein Büro in den Räu­men des Deut­schen Bun­des­ta­ges, in dem zu­letzt vier Mit­ar­bei­ter des Bun­des­kanz­ler­amts be­schäf­tigt waren. Im Mai 2022 be­schloss der Haus­halts­aus­schuss des Deut­schen Bun­des­ta­ges, Schrö­ders Büro ru­hend zu stel­len, da er keine fort­wir­ken­de Ver­pflich­tung aus dem Amt mehr wahr­neh­me. Zuvor hatte Schrö­der wegen sei­ner Ver­bin­dun­gen zu Russ­land und dem rus­si­schen Prä­si­den­ten Wla­di­mir Putin mas­siv in der Kri­tik ge­stan­den – auch in der ei­ge­nen Par­tei. Meh­re­re sei­ner Mit­ar­bei­ter hat­ten nach dem rus­si­schen An­griff auf die Ukrai­ne ihre Pos­ten be­reits auf­ge­ge­ben.

Bun­des­re­pu­blik fal­sche Be­klag­te

Die hier­ge­gen ge­rich­te­te Klage Schrö­ders hatte kei­nen Er­folg. Für die be­gehr­te Auf­he­bung der Ru­hend­stel­lung fehle die Kla­ge­be­fug­nis, so das VG Ber­lin. So­weit Schrö­der be­geh­re, ihm auch zu­künf­tig die Räume im Ge­bäu­de des Bun­des­ta­ges zur Ver­fü­gung zu stel­len, rich­te sich die Klage gegen den fal­schen Be­klag­ten. Denn der Klä­ger habe die Räume von der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on und nicht von der be­klag­ten Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land er­hal­ten.

Bud­get­ho­heit des Bun­des­ta­ges spricht gegen An­spruch

Ein An­spruch auf Aus­stat­tung eines Büros mit Mit­ar­bei­tern des Bun­des­kanz­ler­amts stehe Schrö­der weder aus Ge­wohn­heits­recht noch aus dem all­ge­mei­nen Gleich­heits­satz nach Art. 3 Abs. 1 GG zu, so das VG wei­ter. Es gebe zwar seit über 50 Jah­ren eine ein­heit­li­che und dau­ern­de Übung, nach der Alt­kanz­ler ein Büro mit Stel­len­aus­stat­tung auf Le­bens­zeit er­hal­ten, wobei Um­fang und Wer­tig­keit der Stel­len va­ri­ier­ten. Es fehle aber an der er­for­der­li­chen Über­zeu­gung der Be­tei­lig­ten, dass die Bun­des­kanz­ler a.D. einen ent­spre­chen­den An­spruch haben. Gegen eine sol­che Über­zeu­gungs­bil­dung spre­che auch, dass an­dern­falls die ver­fas­sungs­recht­lich ga­ran­tier­te Bud­get­ho­heit des Bun­des­ta­ges ver­letzt würde.

Fak­ti­scher Nut­zungs­vor­teil le­dig­lich Rechts­re­flex

Ein An­spruch aus dem Gleich­be­hand­lungs­grund­satz be­stehe nicht, weil den Bun­des­kanz­lern a.D. mit der Ein­rich­tung der Büros keine Be­güns­ti­gung ge­währt werde. Die Büros seien Or­ga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten im Ge­schäfts­be­reich des Bun­des­kanz­ler­amts; sie wür­den aus­schlie­ß­lich im öf­fent­li­chen In­ter­es­se zur Wahr­neh­mung öf­fent­li­cher Auf­ga­ben ein­ge­rich­tet und aus­ge­stat­tet. Auch wenn die Bun­des­kanz­ler a.D. durch die Nut­zung die­ser Res­sour­cen einen fak­ti­schen Vor­teil hät­ten, han­de­le es sich dabei um einen blo­ßen Rechts­re­flex. Es fehle das für Art. 3 Abs. 1 GG er­for­der­li­che recht­lich ge­schütz­te In­ter­es­se. Der auf Fest­stel­lung der Rechts­wid­rig­keit der Ru­hend­stel­lung ge­rich­te­te Hilfs­an­trag sei aus den glei­chen Grün­den un­be­grün­det. Es ist zu er­war­ten, dass Schrö­der Be­ru­fung ein­legt. Der Vor­gang ist bis­lang ein­ma­lig in der bun­des­deut­schen Ge­schich­te - und von grund­sätz­li­cher Be­deu­tung.

VG Berlin, Urteil vom 04.05.2023 - 2 K 238/22

Redaktion beck-aktuell, 4. Mai 2023 (ergänzt durch Material der dpa).

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