VG Arns­berg: As­best­hal­ti­ge Kleb­stoff­res­te von Bo­den­be­lä­gen dür­fen nicht bloß über­deckt oder ver­sie­gelt wer­den

Bei der Sa­nie­rung as­best­hal­ti­ger Fuß­bo­den­be­lä­ge dür­fen nach Ent­fer­nung der Bo­den­be­lä­ge zu­rück­blei­ben­de as­best­hal­ti­ge Kleb­stoff­res­te nicht le­dig­lich über­deckt oder ver­sie­gelt wer­den. Dies hat das Ver­wal­tungs­ge­richt Arns­berg mit Ur­teil vom 08.11.2018 ent­schie­den. Es han­de­le sich dabei um ver­bo­te­ne Tä­tig­kei­ten an as­best­hal­ti­gen Ge­bäu­de­tei­len, für die keine Aus­nah­me grei­fe (Az.: 6 K 7190/17).

Klä­ge­rin­nen wol­len as­best­hal­ti­ge Kleb­stoff­res­te nur über­de­cken

Die Klä­ge­rin­nen sind Ei­gen­tü­me­rin­nen und Ver­wal­te­rin­nen von Woh­nungs­ei­gen­tum und wol­len in den Woh­nun­gen as­best­hal­ti­ge Bo­den­plat­ten ent­fer­nen und durch an­de­re Be­lä­ge er­set­zen. Bei der De­mon­ta­ge des Bo­den­be­lags auf dem Est­rich haf­ten blei­ben­de as­best­hal­ti­ge Kleb­stoff­res­te sol­len al­ler­dings nicht ent­fernt, son­dern dort be­las­sen und ver­sie­gelt be­zie­hungs­wei­se ver­deckt wer­den. Sol­cher­art ver­fuh­ren die Klä­ge­rin­nen in ei­ni­gen der Woh­nun­gen.

Be­hör­den er­hal­ten durch an­ony­me An­zei­ge Kennt­nis

Nach­dem das Land Nord­rhein-West­fa­len durch eine an­ony­me An­zei­ge Kennt­nis hier­von er­hal­ten hatte, wies es die Klä­ge­rin­nen dar­auf hin, dass nach der bei der Sa­nie­rung von As­best-Plat­ten zu be­ach­ten­den Ge­fahr­stoff­ver­ord­nung (Gef­StoffV) sowie dem ein­schlä­gi­gen tech­ni­schen Re­gel­werk zu­nächst eine Un­ter­su­chung des unter den alten Plat­ten be­find­li­chen Kle­bers er­for­der­lich sei und Kleb­stoff­res­te, so­fern deren As­best­frei­heit nicht po­si­tiv fest­ge­stellt werde, re­gel­mä­ßig zu ent­fer­nen seien. Die Klä­ge­rin­nen klag­ten an­schlie­ßend auf Fest­stel­lung, dass sie zu der von ihnen vor­ge­se­he­nen Vor­ge­hens­wei­se be­rech­tigt sind.

VG: Über­de­ckung/Ver­sie­ge­lung ver­bo­te­ne Tä­tig­kei­ten

Das VG hat die Klage ab­ge­wie­sen. Die von den Klä­ge­rin­nen ge­plan­ten Über­de­ckungs- be­zie­hungs­wei­se Ver­sie­ge­lungs­ar­bei­ten seien als ver­bo­te­ne Tä­tig­kei­ten an as­best­hal­ti­gen Tei­len von Ge­bäu­den im Sinne der Ge­fahr­stoff­ver­ord­nung zu qua­li­fi­zie­ren. Dies gelte auch in An­se­hung der Tat­sa­che, dass die Kleb­stoff­res­te le­dig­lich über­deckt und damit ih­rer­seits weder ver­än­dert noch (wei­ter) be­schä­digt wer­den soll­ten, denn zwin­gen­de Vor­aus­set­zung der in­so­fern ma­ß­geb­li­chen Ver­bots­norm des § 16 Abs. 2 Satz 1 Gef­StoffV sei nicht die tat­säch­li­che Frei­set­zung von As­best durch die je­wei­li­ge Tä­tig­keit. Aus­rei­chend sei schon der bloße Kon­takt zu dem Ge­fahr­stoff. Die hier­nach für ein Ver­bot aus­rei­chen­de abs­trak­te Ge­fähr­dung von Per­so­nen be­stehe be­reits bei Ar­bei­ten im un­mit­tel­ba­ren Ge­fähr­dungs­be­reich des Ge­fahr­stoffs, wie es beim Ein­schlie­ßen be­zie­hungs­wei­se Über­de­cken as­best­hal­ti­ger Kleb­stoff­res­te der Fall sei. 

Keine aus­nahms­wei­se er­laub­te Ab­bruch- oder In­stand­set­zungs­ar­beit

Laut VG stellt die Ver­sie­ge­lung von as­best­hal­ti­gen Kleb­stoff­res­ten auch keine aus­nahms­wei­se er­laub­te Ab­bruch-, Sa­nie­rungs- oder In­stand­set­zungs­ar­beit dar. Denn Ab­bruch­ar­bei­ten be­trä­fen nur den Rück­bau oder die Ent­fer­nung bau­li­cher An­la­gen oder An­la­gen­be­stand­tei­le. Das Ver­sie­geln oder Über­de­cken as­best­hal­ti­gen Kle­bers stel­le aber ge­ra­de keine Ent­fer­nung des­sel­ben dar. Auch auf eine In­stand­hal­tung seien die von den Klä­ge­rin­nen an­ge­dach­ten Ar­bei­ten nicht ge­rich­tet.

Wegen fort­be­stehen­den Ge­fähr­dungs­po­ten­ti­als auch keine aus­nahms­wei­se er­laub­ten Sa­nie­rungs­ar­bei­ten

Sa­nie­rungs­ar­bei­ten im Sinne der Ge­fahr­stoff­ver­ord­nung lägen eben­falls nicht vor, so das VG wei­ter. Das von dem as­best­hal­ti­gen Kle­ber aus­ge­hen­de Ge­fähr­dungs­po­ten­ti­al blei­be bei einer Be­schich­tung oder Über­bau­ung un­ver­än­dert be­stehen. So sei nicht aus­zu­schlie­ßen, dass - etwa in­fol­ge denk­ba­rer Ver­äu­ße­run­gen der Woh­nun­gen in den Fol­ge­jah­ren - die Exis­tenz der as­best­hal­ti­gen Kle­ber­res­te nach Ver­sie­ge­lung und Über­de­ckung mit einem neuen Bo­den­be­lag in Ver­ges­sen­heit ge­ra­te. In der Folge könne es so­dann bei spä­te­ren Ar­bei­ten an den Ge­bäu­den oder gar deren Ab­riss zu Ge­fah­ren im Sinne einer un­be­ab­sich­tig­ten und un­er­kann­ten Frei­set­zung von As­best­fa­sern kom­men. Das laufe aber auf eine Ver­län­ge­rung der Pro­blem­la­ge hin­aus und wi­der­spre­che dem Zweck der Re­ge­lun­gen der Ge­fahr­stoff­ver­ord­nung. 

VG Arnsberg, Urteil vom 08.11.2018 - 6 K 7190/17

Redaktion beck-aktuell, 27. November 2018.