Ver­le­ger und Wer­be­wirt­schaft kri­ti­sie­ren ge­plan­tes Wer­be­ver­bot

Ver­le­ger und Wer­be­wirt­schaft kri­ti­sie­ren das im Saar­land ge­plan­te Wer­be­ver­bot in Co­ro­na-Lock­down­zei­ten für Pro­duk­te, die nicht dem täg­li­chen Be­darf oder der Grund­ver­sor­gung die­nen. "Läden, die im Lock­down legal ge­öff­net haben, müs­sen ihre le­ga­len Pro­duk­te auch be­wer­ben dür­fen", er­klär­te ges­tern der Haupt­ge­schäfts­füh­rer des Bun­des­ver­bands Di­gi­tal­pu­blis­her und Zei­tungs­ver­le­ger (BDZV), Diet­mar Wolff. Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­bo­te seien nie der rich­ti­ge Weg.

VDZ: Kluge Öff­nungs­kon­zep­te statt Wer­be­ver­bo­te

Auch der Ver­band Deut­scher Zeit­schrif­ten­ver­le­ger (VDZ) ist gegen ein sol­ches Ver­bot. Haupt­ge­schäfts­füh­rer Ste­phan Scher­zer sagte: "In An­be­tracht des boo­men­den On­line-Han­dels ist es ab­so­lut nicht nach­voll­zieh­bar, warum der sta­tio­nä­re Han­del seine Pro­dukt­pa­let­te nicht be­wer­ben darf und gleich­zei­tig die Bu­ß­geld­bü­ro­kra­tie aus­ge­baut wer­den soll. Kraft und En­er­gie ge­hö­ren doch in kluge Öff­nungs­kon­zep­te und nicht in Wer­be­ver­bo­te."

Saar­land plant Wer­be­ver­bot ab 22. Fe­bru­ar

Ver­la­ge set­zen neben dem Ver­trieb ihrer Pres­se­pro­duk­te auch auf das An­zei­gen­ge­schäft. In der Pan­de­mie waren im ver­gan­ge­nen Jahr die Wer­be­er­lö­se zum Teil stark zu­rück­ge­gan­gen, weil Pro­jek­te ver­scho­ben oder An­zei­gen stor­niert wur­den. Erst nach und nach er­hol­te sich der Markt wie­der etwas. Im Saar­land soll das Wer­be­ver­bot, das der Mi­nis­ter­rat heute be­schlie­ßen will, mit Wir­kung zum 22.02.2021 für alle Han­dels­be­trie­be gel­ten, die nach dem Schwer­punkt­prin­zip wäh­rend des Co­ro­na-Lock­downs ohne Ein­schrän­kun­gen ihr Wa­ren­sor­ti­ment an­bie­ten kön­nen. Das Saar­land sei das erste Bun­des­land, das ein sol­ches Wer­be­ver­bot be­schlie­ßen wolle, hieß es am Wo­chen­en­de vom dor­ti­gen Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um.

Frei­wil­li­ge Selbst­ver­pflich­tung hat nicht funk­tio­niert

Dem­nach müs­sen Wa­ren­häu­ser, die den­noch für ihr An­ge­bot wer­ben, mit einem Bu­ß­geld zwi­schen 1.000 und 10. 000 Euro rech­nen. Die Wirt­schafts­mi­nis­te­rin des Saar­lan­des, Anke Reh­lin­ger (SPD), be­grün­de­te das auch damit, dass eine frei­wil­li­ge Selbst­ver­pflich­tung nicht bei allen zu einem Um­den­ken ge­führt habe. Das führe nicht nur zu grö­ße­ren Kun­den­strö­men, es sei auch un­so­li­da­risch ge­gen­über den Fach­ge­schäf­ten, die der­zeit ge­schlos­sen blei­ben müss­ten.

Kri­tik auch von Wer­be­wirt­schaft

Die Wer­be­wirt­schaft kri­ti­sier­te eben­falls den Plan. Vom Zen­tral­ver­band der deut­schen Wer­be­wirt­schaft (ZAW) hieß es: "Um ein bu­ß­geld­be­währ­tes Wer­be­ver­bot zu er­las­sen, muss klar de­fi­niert sein, wel­che Ar­ti­kel nicht zur Grund­ver­sor­gung oder zum all­täg­li­chen Be­darf ge­hö­ren. Das Wer­be­ver­bot von Frau Reh­lin­ger ist weder an­ge­mes­sen noch ver­hält­nis­mä­ßig und wird des­we­gen vor Ge­richt ver­mut­lich auch kei­nen Be­stand haben."

Redaktion beck-aktuell, 16. Februar 2021 (dpa).

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