Ver­kehrs­aus­schuss dis­ku­tiert Kom­pro­miss­vor­schlag zur Bu­ß­geld-Ver­ord­nung

Die Frak­tio­nen von CDU/CSU, SPD und FDP haben wäh­rend der Sit­zung des Ver­kehrs­aus­schus­ses am 16.09.2020 den Kom­pro­miss­vor­schlag zur Bu­ß­geld-Ver­ord­nung be­grü­ßt und die Grü­nen vor einer Blo­cka­de im Bun­des­rat ge­warnt. Auf­grund eines Zi­tier­feh­lers muss­te die erst seit April gel­ten­de Ver­ord­nung außer Kraft ge­setzt wer­den. Grüne und Linke wün­schen sich die Ver­ab­schie­dung in der ur­sprüng­li­chen, stren­ge­ren Ver­si­on.

Kom­pro­miss­vor­schlag: Fahr­ver­bot nur in Tempo-30-Zonen vor Schu­len und Kin­der­gär­ten

Die Frak­tio­nen der AfD (BT-Drs.:19/19157) und der FDP (BT-Drs.:19/19128) hat­ten - noch vor Be­kannt­wer­den der Un­wirk­sam­keit der Ver­ord­nung - in An­trä­gen die Rück­nah­me der in der No­vel­le ent­hal­te­nen Fahr­ver­bots­re­ge­lun­gen ge­for­dert. Beide An­trä­ge wur­den nun­mehr ab­ge­lehnt. Der aus Nord­rhein-West­fa­len stam­men­de Kom­pro­miss­vor­schlag sieht dem Ver­neh­men nach vor, dass bei Tem­po­über­schrei­tun­gen ab 21 km/h in­ner­orts in Tempo-30-Zonen vor Schu­len und Kin­der­gär­ten schon beim ers­ten Ver­stoß ein Fahr­ver­bot ver­hängt wird. Glei­ches solle ab 26 km/h mehr als er­laubt au­ßer­orts in Bau­stel­len­be­rei­chen auf Au­to­bah­nen gel­ten. Au­ßer­dem sol­len Bu­ß­gel­der er­höht wer­den.

CDU und SPD be­to­nen Schutz­be­darf schwä­che­rer Ver­kehrs­teil­neh­mer

Wäh­rend der Aus­schuss­sit­zung sagte die Ver­tre­te­rin der SPD-Frak­ti­on, die ge­ne­ral­prä­ven­ti­ve Ab­schre­ckung, die mit der Re­form der Stra­ßen­ver­kehrs-Ord­nung ver­folgt werde und die dem Schutz der schwä­che­ren Ver­kehrs­teil­neh­mer diene, blei­be auch in dem Kom­pro­miss­vor­schlag er­hal­ten. Damit werde ein Bei­trag dazu ge­leis­tet, "dass der Stra­ßen­ver­kehr si­che­rer ist". Es dürfe nun zu kei­nen wei­te­ren zeit­li­chen Ver­zö­ge­run­gen kom­men, for­der­te sie. Der Ver­tre­ter der Uni­ons­frak­ti­on er­in­ner­te daran, dass sich in dem der­zeit un­gül­ti­gen Ver­ord­nungs­ent­wurf auch zahl­rei­che Maß­nah­men zum Schutz von Rad­fah­rern fän­den. Diese müss­ten auch um­ge­setzt wer­den. Das nun vor Kin­der­gär­ten und Bau­stel­len schär­fer kon­trol­liert werde und hö­he­re Sank­tio­nen gel­ten sol­len, sei rich­tig und wich­tig, be­fand der Uni­ons­ver­tre­ter. Dies dürf­ten die Grü­nen im Bun­des­rat nicht blo­ckie­ren.

FDP hält Vor­schlag für guten Mit­tel­weg - AfD be­grü­ßt Kor­rek­tur

Die AfD be­grü­ße es, dass die Bu­ß­geld-Ver­ord­nung neu dis­ku­tiert werde, sagte der Frak­ti­ons­ver­tre­ter. Re­ge­lun­gen zum Schutz schwä­che­rer Ver­kehrs­teil­neh­mer in der Ver­ord­nung seien zu be­grü­ßen. Zen­tra­les Ele­ment der Neu­re­ge­lung sei aber ge­we­sen, das für Au­to­fah­rer "kleins­te Un­acht­sam­kei­ten" zu dras­ti­schen Stra­ßen füh­ren. Auch sei die ge­plan­te Bu­ß­geld­erhö­hung "völ­lig un­ver­hält­nis­mä­ßig" ge­we­sen, be­fand der AfD-Ver­tre­ter. Ein­zel­ne Ver­schär­fun­gen, wie etwa an Bau­stel­len, seien hin­ge­gen durch­aus vor­stell­bar. Der Ver­tre­ter der FDP-Frak­ti­on mach­te deut­lich, dass auch seine Frak­ti­on viele der ge­plan­ten Än­de­run­gen der StVO-No­vel­le aus­drück­lich be­grü­ßt. Die Kri­tik habe sich auf das Thema des di­rek­ten Füh­rer­schein­ent­zu­ges kon­zen­triert. Hier sei eine man­geln­de Ver­hält­nis­mä­ßig­keit zu er­ken­nen. Den Kom­pro­miss­vor­schlag nann­te der Frak­ti­ons­ver­tre­ter einen guten Mit­tel­weg. Er hoffe, dass es im Bun­des­rat keine Blo­cka­de gebe, da sonst der Sta­tus quo vor der No­vel­lie­rung gel­ten würde, was aus Sicht der FDP "nicht im Sinne der Grü­nen sein kann".

Linke und Grüne po­chen wei­ter auf ur­sprüng­lich ge­plan­te Straf­ver­schär­fung

An­ge­sichts der Viel­zahl an Toten und Schwer­ver­letz­ten im Stra­ßen­ver­kehr sei der ur­sprüng­lich ge­plan­te Füh­rer­schein­ent­zug eine ab­so­lut an­ge­mes­se­ne Be­stra­fung, hieß es von Sei­ten der Links­frak­ti­on. Wer in­ner­orts 21 km/h zu schnell fahre, mache be­wusst etwas falsch, sagte der Frak­ti­ons­ver­tre­ter. Was die Bu­ß­geld­erhö­hung an­geht, so hält er eine li­nea­re Er­hö­hung nicht für ziel­füh­rend. Bes­ser sei es, dies ein­kom­mens­ab­hän­gig zu ge­stal­ten. Die Ver­tre­te­rin der Frak­ti­on Bünd­nis 90/Die Grü­nen sagte, schon die in­zwi­schen außer Kraft ge­setz­te Ur­sprungs­fas­sung sei ein Kom­pro­miss ge­we­sen. 3.000 Ver­kehrs­to­te pro Jahr, trotz einer immer bes­se­ren tech­ni­schen Aus­stat­tung der Autos, zeug­ten davon, dass das Ver­hal­ten im Ver­kehr in den letz­ten Jah­ren immer rück­sichts­lo­ser ge­wor­den sei. Daher sei die ur­sprüng­lich ge­plan­te Straf­ver­schär­fung über­fäl­lig ge­we­sen.

Redaktion beck-aktuell, 17. September 2020.

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