Ver­kehrs­aus­schuss macht Weg für mo­der­ne­res Per­so­nen­be­för­de­rungs­recht frei

Der Ver­kehrs­aus­schuss hat den Weg frei ge­macht für die ge­plan­te Mo­der­ni­sie­rung des Per­so­nen­be­för­de­rungs­rechts. Der Ge­setz­ent­wurf von Union und SPD soll neuen For­men der Mo­bi­li­tät einen rechts­si­che­ren Rah­men geben. Er sieht die Ein­füh­rung der Ge­le­gen­heits­ver­kehrs­form des "ge­bün­del­ten Be­darfs­ver­kehrs" vor. Au­ßer­dem wer­den Re­ge­lun­gen zum Taxen- und Miet­wa­gen­ver­kehr an­ge­passt.

Än­de­rungs­an­trag der Ko­ali­ti­ons­frak­tio­nen be­rück­sich­tigt

In der Sit­zung am Mitt­woch vo­tier­te der Aus­schuss mit den Stim­men der Frak­tio­nen von CDU/CSU, SPD und Bünd­nis 90/Die Grü­nen für den Ge­setz­ent­wurf zur Mo­der­ni­sie­rung des Per­so­nen­be­för­de­rungs­rechts (BT-Drs. 19/26175) in der auf Basis eines Än­de­rungs­an­trags von Uni­ons- und SPD-Frak­ti­on ge­än­der­ten Fas­sung.

Ein­zel­sitz­platz­ver­mie­tung ent­lang ähn­li­cher Weg­stre­cken

Um auch au­ßer­halb des ÖPNV eine re­gu­lä­re Ge­neh­mi­gungs­fä­hig­keit neuer Be­dien­for­men im Be­reich ge­teil­ter Nut­zun­gen (Ride Poo­ling, ähn­lich wie Sam­mel­ta­xis) si­cher­zu­stel­len, soll die neue Ge­le­gen­heits­ver­kehrs­form des "ge­bün­del­ten Be­darfs­ver­kehrs" ein­ge­führt wer­den. Die­ser neuen Ver­kehrs­form werde die Ein­zel­sitz­platz­ver­mie­tung er­mög­licht, um Fahr­auf­trä­ge ver­schie­de­ner Fahr­gäs­te ent­lang ähn­li­cher Weg­stre­cken zu bün­deln.

Keine Be­triebs- und Be­för­de­rungs­pflicht

Di­gi­tal­ba­sier­te An­ge­bo­te für ge­bün­del­ten Be­darfs­ver­kehr dür­fen laut dem Ge­setz­ent­wurf aus­schlie­ß­lich den Be­stell­markt be­die­nen. Sie sol­len nicht der Be­triebs- und Be­för­de­rungs­pflicht un­ter­lie­gen und grund­sätz­lich auch keine Pflicht zur Rück­kehr zum Be­triebs­sitz haben. "Um die öf­fent­li­chen Ver­kehrs­in­ter­es­sen vor Ort zu schüt­zen, er­hal­ten die Kom­mu­nen die not­wen­di­gen Steue­rungs­mög­lich­kei­ten sowie die Mög­lich­keit, die von den neuen An­ge­bo­ten zu er­fül­len­den Stan­dards selbst fest­zu­le­gen", schrei­ben die Ko­ali­ti­ons­frak­tio­nen.

Rück­kehr­pflicht für auf­trags­lo­se Miet­wa­gen bleibt

Zu­gleich sol­len ein­zel­ne Re­ge­lun­gen zum Taxen- und Miet­wa­gen­ver­kehr an­ge­passt wer­den. Fest­ge­hal­ten wer­den soll an der Rück­kehr­pflicht für auf­trags­lo­se Miet­wa­gen, wie bei­spiels­wei­se Fahr­zeu­ge des Miet­wa­gen­ver­mitt­lers Uber, zum Be­triebs­sitz. Es solle je­doch die Mög­lich­keit ge­schaf­fen wer­den, die Rück­kehr­pflicht durch Fest­le­gung wei­te­rer Ab­stell­or­te ab einer be­stimm­ten Di­stanz zum Haupt­be­triebs­sitz näher aus­zu­ge­stal­ten.

Kom­mu­nal fest­ge­leg­ter Ta­xi­ta­rif­kor­ri­dor ge­plant

Um das Ta­xi­ge­wer­be re­gu­la­to­risch zu ent­las­ten, wol­len Uni­ons- und SPD-Frak­ti­on den zu­stän­di­gen Ge­neh­mi­gungs­be­hör­den die Mög­lich­keit ein­räu­men, die Ta­xi­ta­rif­pflicht für den Be­stell­markt durch Ein­füh­rung eines kom­mu­nal fest­ge­leg­ten Ta­rif­kor­ri­dors mit Höchst- und Min­dest­prei­sen zu lo­ckern sowie zu häu­fig fre­quen­tie­ren Zie­len wie etwa Mes­sen, Flug­hä­fen und Bahn­hö­fen Stre­cken­ta­ri­fe fest­zu­le­gen. Gleich­zei­tig soll die Orts­kun­de­prü­fung für Ta­xi­fah­rer ab­ge­schafft und eine Pflicht zur Vor­hal­tung eines dem Stand der Tech­nik ent­spre­chen­den Na­vi­ga­ti­ons­ge­räts ein­ge­führt wer­den.

An­re­gun­gen des Bun­des­ra­tes auf­ge­grif­fen

In ihrem Än­de­rungs­an­trag grei­fen die Ko­ali­ti­ons­frak­tio­nen An­re­gun­gen des Bun­des­ra­tes auf. Unter an­de­rem soll künf­tig in Städ­ten mit mehr als 100.000 Ein­woh­nern die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de zum Schutz der öf­fent­li­chen Ver­kehrs­in­ter­es­sen die in ihrem Be­zirk gel­ten­den Re­ge­lun­gen für den ge­bün­del­ten Be­darfs­ver­kehr auch auf den Ver­kehr mit Miet­wa­gen an­wen­den kön­nen, "wenn per App ver­mit­tel­ter Ver­kehr mit Miet­wa­gen einen Markt­an­teil von 25% am Fahrt­auf­kom­men im Ge­le­gen­heits­ver­kehr mit Taxen, Miet­wa­gen und ge­bün­del­tem Be­darfs­ver­kehr über­schrei­tet".

Grüne: Flucht ins Miet­wa­gen­ge­wer­be wird ver­hin­dert

Ver­tre­ter der Ko­ali­ti­ons­frak­tio­nen lob­ten den ge­fun­de­nen Kom­pro­miss, der aus­ge­wo­gen und gut sei, wie es von Sei­ten der Uni­ons­frak­ti­on hieß. Der Ver­tre­ter der SPD-Frak­ti­on be­grü­ß­te ins­be­son­de­re die Aus­wei­tung der kom­mu­na­len Re­ge­lungs­mög­lich­kei­ten. Zu­stim­mung kam auch von den Grü­nen. Durch den Än­de­rungs­an­trag ge­lin­ge es, eine Flucht in das Miet­wa­gen­ge­wer­be zu ver­hin­dern, sagte deren Ver­tre­ter.

AfD be­fürch­tet re­gio­na­len Fli­cken­tep­pich

Kri­tik kam von den drei an­de­ren Op­po­si­ti­ons­frak­tio­nen. Aus Sicht der AfD ist als Folge der Neu­re­ge­lung ein re­gio­na­ler Fli­cken­tep­pich zu be­fürch­ten. Die FDP-Frak­ti­on be­zeich­ne­te die bei­be­hal­te­ne Rück­kehr­pflicht für Miet­wa­gen als "öko­lo­gisch und öko­no­misch un­sin­nig". Die Links­frak­ti­on hält indes den Miet­wa­gen­markt wei­ter­hin für un­re­gu­liert und be­fürch­tet ein An­wach­sen des Ver­kehrs in den Städ­ten.

Ent­schlie­ßungs­an­trä­ge ab­ge­lehnt

Zu dem Ge­setz­ent­wurf gab es Ent­schlie­ßungs­an­trä­ge der Grü­nen und der AfD, die beide ab­ge­lehnt wur­den. Zu­stim­mung fand hin­ge­gen ein Ent­schlie­ßungs­an­trag der Ko­ali­ti­on, in dem die Bun­des­re­gie­rung auf­ge­for­dert wird, ein Rechts­gut­ach­ten zur Un­ter­su­chung der Re­ge­lun­gen zur Ab­si­che­rung von So­zi­al­stan­dards im Mo­bi­li­täts­ge­wer­be vor­zu­le­gen. Auf Ab­leh­nung stie­ßen der­weil An­trä­ge der FDP-Frak­ti­on (BT-Drs. 19/26186) und der Links­frak­ti­on (BT-Drs. 19/26173).

Redaktion beck-aktuell, 3. März 2021.

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