Verf­GH Ber­lin lehnt Eil­an­trag eines Rechts­an­wal­tes gegen Be­schrän­kun­gen aus Co­ro­na-Ver­ord­nung ab

Der Ver­fas­sungs­ge­richts­hof Ber­lin hat dem Eil­an­trag eines Rechts­an­walts, der die vor­läu­fi­ge Au­ßer­kraft­set­zung ver­schie­de­ner Re­ge­lun­gen der bis zum 19.04.2020 gel­ten­den Ber­li­ner Ver­ord­nung über er­for­der­li­che Maß­nah­men zur Ein­däm­mung der Aus­brei­tung des neu­ar­ti­gen Co­ro­na­vi­rus SARS-CoV-2 be­gehrt hatte, eine Ab­fuhr er­teilt. In dem Be­schluss vom 14.04.2020 füh­ren die Rich­ter das Ri­si­ko einer Über­for­de­rung des Ge­sund­heits­sys­tems ins Feld, das be­stün­de, würde dem Eil­an­trag ent­spro­chen (Az.: Verf­GH 50 A/20).

Rechts­an­walt sieht sich in ver­fas­sungs­wid­ri­ger Weise be­schränkt

Der An­trag­stel­ler, ein Rechts­an­walt, sah sich in ver­schie­de­nen pri­va­ten und be­ruf­li­chen Tä­tig­kei­ten ins­be­son­de­re durch die Schlie­ßung von Bi­blio­the­ken und die Ge­bo­te, seine Woh­nung nicht zu ver­las­sen und nicht mit an­de­ren (nicht sei­nem Haus­halt an­ge­hö­ren­den) Men­schen zu­sam­men­zu­tref­fen, in ver­fas­sungs­wid­ri­ger Weise be­schränkt.

Fol­gen­ab­wä­gung geht zu­las­ten des Rechts­an­walts aus

Wie der Ber­li­ner Verf­GH mit­teilt, war der An­trag des An­walts zwar nicht wegen des Grund­sat­zes der Sub­si­dia­ri­tät un­zu­läs­sig, je­doch un­be­grün­det. Die Fol­gen­ab­wä­gung habe zu dem Er­geb­nis ge­führt, dass die nach­tei­li­gen Fol­gen, die für die All­ge­mein­heit im Fall der gan­zen oder teil­wei­sen Aus­set­zung der vom An­trag­stel­ler zu­läs­si­ger­wei­se an­ge­grif­fe­nen und seine be­ruf­li­chen und pri­va­ten Tä­tig­kei­ten re­geln­den Vor­schrif­ten ein­trä­ten, schwe­rer wögen als die Nach­tei­le, wel­che die von die­sen Re­ge­lun­gen Be­trof­fe­nen bei der Ab­leh­nung des Eil­rechts­schutz­an­tra­ges zu be­fürch­ten hät­ten.

Viele Men­schen wür­den sich we­ni­ger ein­schrän­ken als bis­her

Er­gin­ge die einst­wei­li­ge An­ord­nung und die an­ge­grif­fe­nen Vor­schrif­ten wür­den außer Voll­zug ge­setzt, wür­den sich vor­aus­sicht­lich viele Men­schen so ver­hal­ten, wie es mit den an­ge­grif­fe­nen Vor­schrif­ten un­ter­bun­den wer­den soll, gibt der Verf­GH zu be­den­ken. Sie wür­den ihre Woh­nun­gen häu­fi­ger ver­las­sen, ihre phy­si­schen so­zia­len und fa­mi­liä­ren Kon­tak­te au­ßer­halb der ei­ge­nen Woh­nung wie­der auf­neh­men und zu pri­va­ten und be­ruf­li­chen Zwe­cken zu­sam­men­kom­men.

Ohne Maß­nah­men Über­for­de­rung des Ge­sund­heits­sys­tems zu be­fürch­ten

Es be­stün­de die Ge­fahr, so der Ge­richts­hof, dass sich das vom Senat des Lan­des Ber­lin nach­voll­zieh­bar als ak­tu­ell ge­ge­ben an­ge­se­he­ne Ri­si­ko einer Über­for­de­rung des Ge­sund­heits­sys­tems rea­li­siert, weil die In­fek­ti­ons­ra­te der Be­völ­ke­rung und damit ein­her­ge­hend die In­an­spruch­nah­me me­di­zi­ni­scher Ka­pa­zi­tä­ten in einer Ge­schwin­dig­keit stei­gen wür­den, für die die der­zeit vor­han­de­nen me­di­zi­ni­schen Ka­pa­zi­tä­ten nicht aus­rei­chen. Dies würde schwe­re ge­sund­heit­li­che Be­ein­träch­ti­gun­gen für viele Men­schen und mög­li­cher­wei­se ein An­stei­gen der To­des­fäl­le zur Folge haben. Der Ver­mei­dung die­ser Ge­fahr sei das der­zeit noch hö­he­re Ge­wicht zu­ge­kom­men. Für die Fol­gen­ab­wä­gung war laut Verf­GH auch ent­schei­dend, dass die an­ge­grif­fe­nen Re­ge­lun­gen be­fris­tet sind.

VerfGH Berlin, Beschluss vom 14.04.2020 - 14.04.2020 VerfGH 50 A/20

Redaktion beck-aktuell, 20. April 2020.

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