Seit Mai 2019 saß Whistleblowerin Chelsea Manning in Beugehaft. Sie weigert sich, über Wikileaks-Gründer Julian Assange auszusagen. Ein Gericht hat nun überraschend ihre Freilassung
angeordnet – nachdem sie versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Manning sei am 12.03.2020 aus der Haftanstalt in Alexandria im US-Bundesstaat Virginia entlassen worden, sagte eine
Sprecherin des Sheriffs der Stadt am 13.03.2020 der Deutschen
Presse-Agentur in Washington.
Hunderttausende geheime Militärdokumente an Wikileaks übermittelt
In der Anordnung des Richters Anthony Trenga hieß es, Mannings Aussage vor dem Geschworenengericht sei nicht länger notwendig. Damit entfalle auch die Notwendigkeit der
Beugehaft. Mannings Anwälte hatten am 11.03.2020 mitgeteilt, die Whistleblowerin habe versucht, sich im Gefängnis das Leben zu nehmen. Die 32-Jährige kam daraufhin vorübergehend in ein Krankenhaus, um sich dort zu erholen. Auf Manning kommen nun noch Strafzahlungen in Höhe von 256.000
US-Dollar zu, wie aus der richterlichen Anordnung hervorgeht. Unterstützer haben im Internet bereits zu Spenden aufgerufen. Manning saß seit Mai 2019 wegen Missachtung des Gerichts in einem Gefängnis in Alexandria in Beugehaft.Die Whistleblowerin, die vor ihrer geschlechtsangleichenden
Operation als Mann lebte und mit Vornamen Bradley hieß, hatte
Wikileaks 2010 Hunderttausende geheime Militärdokumente zukommen
lassen. Es geht dabei um die US-Militäreinsätze und Kriegsverbrechen
im Irak und in Afghanistan.
Sieben Jahre saß Manning bereits in US-Militärhaft. Sie war 2010 in Untersuchungshaft genommen worden. 2013 wurde sie bei einem Militärgerichtsverfahren zu 35 Jahren Haft verurteilt. Manning kam 2017 frei, nachdem der damalige US-Präsident Barack Obama die vorzeitige Freilassung angeordnet hatte.
Assange kämpft in London gegen Auslieferung an die USA
Wikileaks-Gründer Assange wehrt sich vor einem Gericht in London gegen seine Auslieferung an die USA. Aus Angst davor hatte er sich 2012 in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet. Die
britische Polizei verhaftete Assange im April 2019, weil er mit der Flucht in die Botschaft gegen Kautionsauflagen verstoßen hatte. Die US-Justiz wirft Assange vor, Manning geholfen zu haben, das
geheime Material von US-Militäreinsätzen zu veröffentlichen. Dabei
soll Washington zufolge insbesondere die Sicherheit von
US-Informanten auf`s Spiel gesetzt worden sein. Bei einer Verurteilung
in allen 18 Anklagepunkten drohen dem gebürtigen Australier bis zu
175 Jahre Haft. Assange bestreitet die Vorwürfe.
Redaktion beck-aktuell, 17. März 2020 (dpa).
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Dilling, Der Schutz von Hinweisgebern und betroffenen Personen nach der EU-Whistleblower-Richtlinie,
CCZ 2019, 214
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