USA: VW wen­det Abgas-Pro­zess in letz­ter Mi­nu­te ab

Volks­wa­gen hat in letz­ter Mi­nu­te den ers­ten US-Ge­richts­pro­zess im "Die­sel­ga­te"-Skan­dal ver­hin­dert. Der Rechts­streit mit einem Jetta-Be­sit­zer, der wegen ma­ni­pu­lier­ter Ab­gas­tech­nik auf 725.000 Dol­lar ge­klagt hatte, wurde am 23.02.2018 (Orts­zeit) mit Zu­stim­mung des Rich­ters bei­ge­legt. Das geht aus Ge­richts­un­ter­la­gen vor, die der Deut­schen Pres­se-Agen­tur vor­la­gen.

Par­tei­en äu­ßern sich nicht zum Ver­gleich

Weder VW noch der Klä­ger­an­walt Mi­cha­el Mel­ker­sen woll­ten sich auf Nach­fra­ge zu der Ei­ni­gung oder Ein­zel­hei­ten eines Ver­gleichs äu­ßern. Der Pro­zess hätte ei­gent­lich am 26.02.2018 mit der Jury-Aus­wahl am Be­zirks­ge­richt in Fair­fax im US-Bun­des­staat Vir­gi­nia be­gin­nen sol­len.

Af­fen­tests rie­fen Em­pö­rung her­vor

Ob­wohl es dabei nur um einen ein­zi­gen Klä­ger und eine re­la­tiv ge­rin­ge Streit­sum­me ging, sorg­te der Fall für gro­ßes Auf­se­hen. Mel­ker­sen hatte eine Stu­die mit Ab­gas­ver­su­chen an Affen im Auf­trag von VW auf­ge­deckt, die viel Em­pö­rung her­vor­rief. Zu­nächst soll­ten die Tests an Men­schen durch­ge­führt wer­den, was den An­walt zu einem kon­tro­ver­sen Nazi-Ver­gleich ver­lei­te­te - in einer TV-Do­ku­men­ta­ti­on stell­te er einen Bezug zur Juden-Ver­ga­sung im Zwei­ten Welt­krieg her.

An­trag auf Pro­zess­ver­schie­bung nach Nazi-Ver­gleich ab­ge­lehnt

Volks­wa­gen hatte dar­auf­hin eine "Ab­küh­lungs­pe­ri­ode" und die Ver­schie­bung des Pro­zes­ses um sechs Mo­na­te ge­for­dert, weil die Klä­ger­sei­te das Un­ter­neh­men öf­fent­lich mit "Hit­ler, dem Ho­lo­caust und an­de­rem Hor­ror" in Ver­bin­dung ge­bracht habe. Die VW-An­wäl­te sahen darin einen un­lau­te­ren Ver­such, die Jury gegen den Kon­zern auf­zu­brin­gen. Die­sen An­trag hatte das Ge­richt je­doch am 20.02.2018 ab­ge­wie­sen.

Bis­lang alle US-Kla­gen durch Ver­glei­che ab­ge­wehrt

Trotz der Mil­li­ar­den-Ver­glei­che, die VW im "Die­sel­ga­te"-Skan­dal mit zahl­rei­chen Au­to­be­sit­zern in Nord­ame­ri­ka ge­schlos­sen hat, strei­tet der Kon­zern immer noch mit vie­len US-Kun­den, die aus der Sam­mel­kla­ge aus­scher­ten und auf ei­ge­ne Faust Ent­schä­di­gung durch­set­zen wol­len. Al­lein Mel­ker­sen ver­tritt über 300 sol­cher Klä­ger, zwei wei­te­re Pro­zes­se ste­hen ei­gent­lich in den nächs­ten Mo­na­ten an. Ob er sich auch hier au­ßer­ge­richt­lich mit VW ei­nigt, ist un­klar. Bis­lang hat VW US-Kla­gen im Abgas-Skan­dal stets mit Ver­glei­chen aus der Welt ge­schafft, so dass es auf Kon­zern­ebe­ne nie zu einem rich­ti­gen Ge­richts­pro­zess kam.

Ab­gas­skan­dal hat VW in Nord­ame­ri­ka be­reits 25 Mil­li­ar­den Euro ge­kos­tet

VW hatte im Sep­tem­ber 2015 auf Druck der US-Um­welt­be­hör­den zu­ge­ge­ben, in gro­ßem Stil bei Ab­gas­tests be­tro­gen zu haben. Der Kon­zern hat ein Schuld­be­kennt­nis ab­ge­ge­ben und be­reits rund 25 Mil­li­ar­den Euro an Rechts­kos­ten für Stra­fen und Ent­schä­di­gun­gen bei Ver­glei­chen mit Klä­gern in Nord­ame­ri­ka ver­bucht. Zudem wur­den schon zwei Mit­ar­bei­ter in den USA zu jah­re­lan­gen Haft­stra­fen ver­ur­teilt.

Mus­ter­ver­fah­ren über An­le­ger­kla­gen vor dem OLG Braun­schweig steht noch bevor

VW steht auch noch ein gro­ßes Ver­fah­ren in Deutsch­land bevor. An­le­ger kla­gen am Ober­lan­des­ge­richt Braun­schweig auf Scha­den­er­satz für Kurs­ver­lus­te der VW-Aktie, weil das Ma­nage­ment an­geb­lich nicht recht­zei­tig und den Ka­pi­tal­markt­re­geln ent­spre­chend auf die Ri­si­ken des Abgas-Skan­dals hin­ge­wie­sen habe. VW weist den Vor­wurf zu­rück. Ende Fe­bru­ar 2018 läuft die Er­wi­de­rungs­frist bei der Mus­ter­kla­ge aus.

Redaktion beck-aktuell, 26. Februar 2018 (dpa).

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