USA: US-Generalstaatsanwälte verklagen Trump wegen Korruption

Zwei US-Generalstaatsanwälte haben Donald Trump wegen Korruption verklagt. Sie werfen ihm eine Verquickung seiner Hotelgeschäfte mit dem Amt des Präsidenten vor. Trump verstoße gegen die Verfassung und habe sich bei weitem nicht ernsthaft genug von seinem Immobilien-Geflecht getrennt.

Generalstaatsanwalt: Wichtige Regeln der US-Verfassung verletzt

Statt alle Geschäfte in einen sogenannten Blind-Trust zu legen, wählte der Präsident ein Konstrukt, bei dem zwar seine Söhne Eric und Donald Jr. federführend sind, er selbst im Hintergrund aber noch immer profitieren kann. "Gewählte Führungspersönlichkeiten müssen dem Volk dienen und nicht ihren eigenen finanziellen Interessen", sagte der Generalstaatsanwalt von Maryland, Brian Frosh. "Dies ist ein unumstößliches Fundament der Demokratie", betonte er. “Präsident Trump hat wichtige Regeln der US-Verfassung verletzt“, sagte sein Kollege Karl Racine aus dem District of Colombia. "Niemand kann über dem Gesetz stehen." Im Zentrum des Interesses der Juristen steht das Trump-Hotel im Herzen von Washington. 

Trump entzieht anderen Hotels Kundschaft

Erst im Herbst 2016, wenige Tage vor der Wahl seines Schöpfers zum US-Präsidenten eröffnet, hat es sich binnen Wochen zu einem Kumulationspunkt für Mächtige und Strippenzieher entwickelt. Dass ein Gin Tonic locker über 20 Dollar kostet, stört nicht wirklich. Die Hotel-Lobby, so heißt es, ist nicht nur Pflicht für Fotokameras schwingende Touristen, sondern auch für alle, die in der Politik-Szene der Hauptstadt bekannt werden wollen. Genau das ist der Ansatzpunkt für die Juristen. Trump entziehe den anderen Hotels in der Stadt und im benachbarten Bundesstaat Maryland Kundschaft - weil diese nicht mit dem Namen des Präsidenten werben könnten. Ausländische Delegationen hätten für Feierlichkeiten bereits andere Hotels gekündigt und seien zu Trump gezogen.

Trump könnte bei Klagezulasung zur Herausgabe seiner Steuerunterlagen gezwungen werden

Mit seinen Hotel-Geschäften hat der mehrfache Milliardär Trump vielleicht ein paar Hunderttausend Dollar zusätzlich in seine Kassen gespült - bescheiden, im Vergleich. In Jura-Blogs in den USA sind sich die Nerds aber sicher: Der Weg zu einer Amtsenthebung Trumps führt über die unzulässige Verquickung von Geschäften und Amt. Emolument Clause heißt die immer wieder zitierte Klausel aus der US-Verfassung, mit der Kritiker den Präsidenten zu fassen bekommen wollen. Das vielleicht wichtigste Mosaiksteinchen: Sollte ein Gericht die Klage der Bundesstaaten annehmen, dann könnte Trump in dem dann anhängigen Verfahren zur Herausgabe seiner Steuerunterlagen gezwungen werde. Ein Schritt, den er seit Monaten strikt verweigert.

Über eine Million Unterschriften für Impeachment-Petition

Überall im Land sind inzwischen Juristen am Werk, die an Trumps Konstruktion Hand anlegen - mal sind es ausländische Gäste in einem seiner Hotels - neben dem Trump-Hotel in Washington steht etwa auch das "White House South", Trumps elitäre Anlage in Mar-a-Lago (Florida) im Fokus. Mal sind es aber auch Trumps Investitionen im Ausland, mal die Geschäfte von Tochter oder Ehefrau. Mehr als 1,1 Millionen Menschen haben die Online-Petition "Impeach Trump Now" unterzeichnet.

Viele sehen Korruptionslevel von Watergate übertroffen

"Einen stetigen Strom monetärer und anderer Vorteile von ausländischen Kräften und ihren Beauftragten", sieht etwa der renommierte Jura-Professor Laurence Tribe (Harvard) in einer Studie auf Trump zufließen, die er mit ehemaligen Beratern der Regierungen von George W. Bush und Barack Obama gemeinsam fertigte. Die Professorin Kathleen Clark von der Washington University in St. Louis sagt im "Time"-Magazine klar: "Er ist ein großartiges Beispiel für jemanden, der das öffentliche Amt für private Zugewinne ausbeutet." Für viele ist nach knapp fünf Monaten Trump ein Korruptionslevel erreicht, der selbst dem einst zum Rücktritt gezwungenen "Watergate"-Präsidenten Richard Nixon fremd gewesen wäre. "Ich glaube nicht, dass Nixon auch nur in die Nähe des Korruptionsniveaus gekommen wäre, das wir bei Trump jetzt schon kennen", sagt der einstige Nixon-Berater John Dean.

Meinungsforscher warnt vor zu früher Freude des Anti-Trump-Lagers

Der Meinungsforscher Patrick Murray von der Monmouth University warnt allerdings vor allzu früher Freude des Anti-Trump-Lagers. Zwar seien einer Umfrage des Instituts Morning Consult im Auftrag des Magazins Politico zufolge inzwischen 43% der Amerikaner dafür, ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump einzuleiten. Dies ist aber noch keine Mehrheit. 45% sind dagegen. Und viel wichtiger: Das Einleiten eines Verfahrens ist längst keine Gewähr, dass das auch am Ende zum Kofferpacken im Weißen Haus führt. Keiner hat bisher besser bewiesen als Trump: Jeder abgewehrte Angriff ist ein Sieg für ihn.

Redaktion beck-aktuell, Michael Donhauser, 13. Juni 2017 (dpa).

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