Zeuge belastete auch die türkische Regierung
Das Strafmaß soll laut einem Bericht des “Wall Street Journal“ am 11.04.2018 verkündet werden. Dem 47-Jährigen drohen demnach Jahrzehnte im Gefängnis. “Wir sind enttäuscht über das Urteil und haben vor, Berufung einzulegen“, sagte Atillas Anwältin Cathy Fleming. Die zwölfköpfige Jury befand Atilla unter anderem des Bankbetrugs, der Verschwörung zur Geldwäsche und der Umgehung von Sanktionen für schuldig. Im Prozess hatte eigentlich der türkisch-iranische Goldhändler Reza Zarrab auf der Anklagebank sitzen sollen. Dieser bekannte sich dann aber überraschend schuldig und trat als Belastungszeuge auf. Im Verfahren sagte er aus, dass der türkische Präsident und damalige Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan den illegalen Geschäften 2012 zugestimmt habe. Auch zwei weitere türkische Banken seien an diesen beteiligt gewesen. Über sieben Tage beschrieb Zarrab Medienberichten zufolge, wie Atilla dem Iran half, entgegen bestehender Sanktionen Öl-Geschäfte in Milliardenhöhe abzuwickeln.
Erdogan bestreitet Vorwürfe
Der Prozess hat das Verhältnis zwischen den USA und der Türkei verschlechtert, das durch den Streit um den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen ohnehin belastet ist. Erdogan macht Gülen für den Putschversuch im Juli 2016 in der Türkei verantwortlich, die USA verweigern seine Auslieferung. Erdogan bestreitet, gegen Sanktionen verstoßen zu haben. Die türkische Justiz ordnete zudem an, Zarrabs Vermögen beschlagnahmen lassen. Richter Richard Berman hatte am 02.01.2018 einen Antrag von Atillas Verteidigern abgewiesen, den Prozess wegen Verfahrensfehlern für ungültig zu erklären. Hintergrund war eine unzulässige Frage an Atilla, die dieser aber nicht beantworten musste. Atilla habe ein “faires und transparentes Verfahren“ bekommen, schrieb Berman zur Begründung. “Er hat ein sehr professionelles Verteidigungs-Team aus mehr als acht Anwälten“, die “wachsam und aggressiv“ seien. Atilla habe seine “hohe Position bei einer türkischen Bank genutzt, um die Transaktionen als humanitäre Lebensmittellieferungen zu tarnen“, sagte Staatsanwältin Dana Boente.