USA: Mindestens vier Jahre Haft für Deutsche Hochstaplerin Sorokin

Die deutsche Hochstaplerin Anna Sorokin ist in New York zu einer Haftstrafe von vier bis zwölf Jahren verurteilt worden. Dies teilte das höchste Gericht des Bundesstaats New York am 09.05.2019 mit. Sorokin hatte sich als Millionenerbin ausgegeben und sich mit Lügen und gefälschten Dokumenten in der High Society von Manhattan Leistungen im Wert von mehr als 200.000 Dollar erschlichen.

Geldstrafe und Rückzahlung erschlichener Beträge

Das Strafmaß bedeutet, dass sie frühestens nach vier Jahren auf Bewährung aus dem Gefängnis kommen kann. Darüber wird ein Gremium entscheiden. Das Gericht ordnete zudem an, dass die Verurteilte fast 200.000 Dollar an Geschädigte zurückzahlen muss. Dazu kommt eine Geldstrafe von 24.000 Dollar (gut 21.000 Euro). Sorokins Verteidiger Todd Sprodek kündigte an, in Berufung gehen zu wollen.

Richterin verblüfft über Ausmaß des Betrugs

Richterin Diane Kiesel zeichnete bei der Sitzung das Bild einer jungen Möchtegern-Prominenten, die so eitel wie ruchlos ihr Ziel verfolgt habe: "Ich bin verblüfft von der Tiefe der Täuschung durch die Angeklagte", sagte sie. Selbst als ihr Betrug "wie ein Kartenhaus" zusammenstürzte, sei sie noch immer von Luxushotel zu Luxushotel gelaufen. Sorokin selbst sagte, ihre Fehler täten ihr leid.

Fall sorgte international für Aufsehen

Der Fall hatte international für Aufsehen gesorgt. Der Anklage zufolge hatte Sorokin sich 2016 und 2017 unter Manhattans Schickeria gemischt und war dort unter dem Pseudonym Anna Delvey aufgetreten. Dabei stellte sie sich als schwerreiche Millionenerbin mit Treuhandfonds im Rücken dar und gewann schnell das Vertrauen kaufkräftiger Bekannter. Ursprünglich kommt die Frau aus Russland, im Alter von 16 Jahren war sie nach Deutschland gezogen, wo sie in Eschweiler bei Aachen zur Schule ging.

Staatsanwaltschaft: "Kalkuliertes System"

Berichten zufolge nutzte Sorokin ihr selbstsicheres Auftreten mit Lügen und gefälschten Dokumenten, um ihre neuen Bekannten sowie Hotels, Restaurants und Banken reihenweise hinters Licht zu führen. Die Staatsanwaltschaft sprach während des Prozesses von einem "kalkulierten System, um ihren Opfern ein Gefühl von Sicherheit zu geben". Mal habe Sorokin Freunden gesagt, ihre Kreditkarte vergessen zu haben, mal habe sie deutsche Feiertage oder die Zeitverschiebung für eine ausbleibende Überweisung verantwortlich gemacht. Sogar einen Flug mit einem Privatjet und einen Luxusurlaub nach Marokko hatte sie sich erschlichen. Zudem warf die Anklage der Frau vor, sie habe mit weiteren Betrügereien sogar Beträge in Millionenhöhe ergaunern wollen.

Verteidiger verwies auf Frank Sinatras "New York, New York"

Sorokins Verteidiger Sprodek hatte von Anfang an eine aggressive Strategie verfolgt. Er hatte argumentiert, Sorokin habe das Geld stets zurückzahlen wollen. Zum Ende der Verhandlung hatte er erklärt, dass Sorokin letztlich nur so vorgegangen sei, wie einst von Frank Sinatra im Lied "New York, New York" besungen. "Sinatra hat in New York einen brandneuen Start hingelegt, genauso wie Miss Sorokin", sagte Sprodek laut "New York Post".

Richterin: Bruce Springsteens "Blinded by the Light" treffender

Richterin Kiesel entgegnete darauf, dass sie doch eher Bruce Springsteens "Blinded by the Light" - "Geblendet vom Licht" (der New Yorker Glamour-Welt) - als Soundtrack für die Verbrechen Sorokins sehen würde. Sie ging jedoch nicht darauf ein, ob der Verurteilten wirklich, wie von ihrem Anwalt dargestellt, nach Absitzen ihrer Strafe die Abschiebung nach Deutschland bevorsteht.

Extravagante Kleiderwahl Mediengespräch

Ihren Prozess machte Sorokin mit einer extravaganten Kleiderwahl zu einer Show. Über Wochen diskutierten Medien über die stets eleganten Outfits, die Sorokin in Kombination mit Handschellen trug. Es ging sogar soweit, dass jemand das Instagram-Konto "annadelveycourtlooks" einrichtete. Am letzten Verhandlungstag wählte sie ein kurzes Kleid - laut "New York Times" in "jungfräulichem Weiß". Am Tag der Verurteilung Ende April fand ihr schwarzes Minikleid Beachtung. Am 09.05.2019 schließlich trug die 28-Jährige ein langärmliges schwarzes Kleid.

Sorokin-Fall soll verfilmt werden

Die geschickte Selbstvermarktung der Deutschen wird voraussichtlich auch zu einer eigenen Netflix-Show führen. Medien hatten zuletzt berichtet, dass der Streamingdienst den Fall verfilmen möchte. Auch ein Opfer der Hochstaplerin, die ehemalige "Vanity Fair"-Fotoredakteurin Rachel Williams, verkaufte ihre Geschichte nach eigener Aussage an den Buchverlag Simon & Schuster und an den Sender HBO.

Redaktion beck-aktuell, Helen Corbett und Benno Schwinghammer, 10. Mai 2019 (dpa).

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