USA: Gericht erlaubt Fusion von Telekom-Tochter T-Mobile und Sprint

Die amerikanische Telekom-Tochter T-Mobile hat sich im wichtigen US-Kartellrechtsprozess um die Fusion mit dem kleineren Rivalen Sprint durchgesetzt. Der zuständige Richter Victor Marrero stimmte dem mehr als 26 Milliarden Dollar (24 Milliarden Euro) teuren Deal zu, wie aus seinem am 11.02.2020 veröffentlichten Urteil hervorgeht. Die Unternehmen hatten ihren Zusammenschluss bereits im April 2018 vereinbart.

Großer Widerstand gegen Fusion

Die Fusion stieß jedoch auf wettbewerbsrechtlichen Widerstand. Zwar stimmte das US-Justizministerium unter Auflagen zu, und auch die Branchenaufsicht FCC gab grünes Licht, doch 13 Bundesstaaten und der Regierungsbezirk Washington klagten, weil sie Jobverluste und Preiserhöhungen fürchten. Im Dezember 2019 war es in New York zum Showdown vor Gericht gekommen, doch erst jetzt wurde das Urteil gefällt.

Letzte Schritte für Fusionsabschluss

Die Entscheidung sei ein "großer Sieg", verkündete T-Mobile-Chef John Legere in einem Statement. "Jetzt sind wir endlich in der Lage, uns darauf zu konzentrieren, die letzten Schritte dieser Fusion abzuschließen." Der Zusammenschluss der dritt- und viertgrößten Anbieter, die künftig zusammen als New T-Mobile agieren wollen, dürfte den US-Mobilfunkmarkt kräftig aufmischen und den Druck auf die Branchenführer Verizon und AT&T deutlich erhöhen.

Großer Erfolg für deutsche Telekom

T-Mobiles deutscher Mutterkonzern Telekom begrüßte das Urteil in einer Ad-hoc-Mitteilung, wies allerdings darauf hin, dass die Kläger durchaus noch Rechtsmittel einlegen könnten. So oder so ist Marreros Entscheidung für die Telekom ein großer Erfolg. Jahrelang hatte der Bonner Großkonzern versucht, seine US-Tochter mit einem Partner auf dem umkämpften US-Markt zu vermählen. Auch mit Sprint war schon zweimal zuvor eine Fusion ausgelotet worden, doch zuerst scheiterte das Projekt an kartellrechtlichen Bedenken und dann an unterschiedlichen Preis- und Besitzvorstellungen.

Hoher Preis für Zustimmung

Die Zustimmung der US-Behörden hatte jedoch einen hohen Preis. Um zu verhindern, dass der Wettbewerb zu stark leidet, mussten T-Mobile und Sprint weitreichende Zugeständnisse machen. Der Kompromiss mit dem Justizministerium vom Juli 2019 sieht neben einem starken Engagement beim 5G-Netzausbau den Verkauf umfassender Geschäftsteile und Funkfrequenzen an den Satelliten-TV-Betreiber Dish vor.

Einsparungen in Milliardenhöhe erwartet

Die Fusion hat enorme Dimensionen. Laut früheren Angaben von T-Mobile und Sprint ergäbe sich bei gemeinsamen rund 127 Millionen Kunden ein kombinierter Jahresumsatz von mehr als 70 Milliarden Dollar. T-Mobile hatte zuletzt einen Börsenwert von gut 72 Milliarden Dollar, Sprint brachte es auf knapp 20 Milliarden. Die Telekom kalkuliert wegen geringerer Kosten etwa beim Netzausbau mit Einsparungen von mehr als sechs Milliarden Dollar jährlich.

Schlappe für Klägerbündnis

Der Zusammenschluss soll über einen Aktientausch ablaufen, die Telekom will mit 42% den größten Anteil am fusionierten Unternehmen übernehmen. Das Aktienpaket, das Sprint-Aktionäre im Tausch für ihre Anteile bekommen sollen, war bei Ankündigung des Plans gut 26 Milliarden Dollar wert. Eine herbe Schlappe ist das Urteil für das von den großen US-Staaten New York und Kalifornien angeführte Klägerbündnis, das sich mit dem Rechtsstreit auch gegen die Regierung von US-Präsident Donald Trump in Washington gestellt hatte.

Einige Fragen noch immer ungeklärt

Einige Fragezeichen bleiben jedoch. So könnte T-Mobile angesichts der mauen Geschäftsentwicklung von Sprint in den vergangenen knapp zwei Jahren versuchen, den Preis noch zu drücken. Die ursprüngliche Fusionsvereinbarung lief im November 2019 aus und wurde angesichts der hohen Ungewissheit um den Deal bislang nicht erneuert. Zudem steht auch noch die Genehmigung einer regionalen Aufsichtsbehörde in Kalifornien aus, was sich womöglich als Hindernis erweisen könnte.

Sprint-Aktien um rund 70% gestiegen

Bei Anlegern hatten bereits Medienberichte über eine bevorstehende Zustimmung von Richter Marrero für große Aufregung gesorgt. Sprint-Aktien schossen in der Nacht zu 11.02.2020 im nachbörslichen US-Handel um rund 70% in die Höhe, Papiere von T-Mobile legten ebenfalls stark zu. Die Hängepartie um den Zusammenschluss hatte vor allem die Papiere des kleineren und hoch verschuldeten Fusionspartners Sprint stark belastet. Die Skepsis an der Wall Street war zeitweise groß, und etliche Analysten hatten eine Blockade des Richters erwartet.

Redaktion beck-aktuell, 12. Februar 2020 (dpa).