In einem Rechtsstreit um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup haben US-Geschworene den Agrarchemie- und Pharma-Konzern Bayer zu knapp 2,1 Milliarden US-Dollar (1,9 Milliarden Euro) Schadenersatz verurteilt. Das teilten die Anwälte des Klägers auf Nachfrage mit. Dieser gab dem Finanzdienst Bloomberg zufolge an, durch Roundup an Krebs erkrankt zu sein. Das Urteil fiel im US-Bundesstaat Georgia. Bayer kündigte Berufung gegen die Entscheidung an.
"Das heutige Urteil ist ein weiteres Beispiel für die Weigerung von Bayer, die Verantwortung für die Vergiftung von Menschen mit dem giftigen Unkrautvernichtungsmittel Roundup zu übernehmen", hieß es in einer Mitteilung der Anwälte des Klägers. Bayer hingegen teilte mit: "Wir sind mit dem Urteil der Geschworenen nicht einverstanden." Die Entscheidung stehe im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Bewertungen der Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt. "Dass Glyphosat sicher und nicht krebserregend ist, haben alle wichtigen Zulassungsbehörden mehrfach bestätigt, zuletzt auch in der EU."
Bayer erwartet Erfolg in der Berufungsinstanz
Bayer geht nach eigenen Angaben davon aus, in der Berufung starke Argumente zu haben, um das Urteil aufzuheben oder zumindest den Schadenersatz zu reduzieren. Der Konzern verwies außerdem darauf, dass in der Vergangenheit der Schadenersatz im Vergleich zu den ursprünglichen Geschworenenurteilen um 90% reduziert werden konnte.
Ein Gericht in Philadelphia hatte zuletzt etwa den von Geschworenen dem Kläger zugesprochenen Schadenersatz von 2,25 Milliarden US-Dollar auf 400 Millionen US-Dollar reduziert. Es war zu dem Schluss gekommen, dass Bundesrecht zu Warnhinweisen beim Verkauf von Unkrautvernichtern über dem Recht des Bundesstaates Pennsylvania steht. Im Februar hatte dagegen ein anderes US-Berufungsgericht dieses von Bayer vorgebrachte Argument abgelehnt.
Bayer steht in den USA regelmäßig wegen Roundup vor Gericht. Die Probleme rund um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter hatte Bayer sich 2018 mit der über 60 Milliarden Dollar teuren Übernahme der US-Firma Monsanto ins Haus geholt. Im selben Jahr folgte ein erstes Urteil gegen das Dax-Unternehmen. Das setzte in den USA eine Klagewelle in Gang. Diese hat den Konzern schon zehn Milliarden Euro gekostet. 2020 legte Bayer ein milliardenschweres Programm auf, um den Großteil der Klagen ohne Haftungseingeständnis beizulegen. Ein guter Teil der Klagen ist abgearbeitet, gleichwohl bleiben Risiken.