Ein Gesetz des Bundesstaats Florida aus dem Jahr 2023 erlaubt es jedem Bürger und jeder Bürgerin, dafür zu sorgen, dass Bücher aus Schulbibliotheken im eigenen Schulbezirk entfernt werden, wenn sie Sex, Rasse, die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität thematisieren. Unterstützer der Regelungen argumentieren mit dem Schutz der Schulkinder vor obszönen Inhalten und der Stärkung der elterlichen Kontrolle im Bildungswesen.
Das Gesetz ist dabei so ausgestaltet, dass bei einer Beschwerde das Buch vorsorglich entfernt werden muss und so lange nicht verfügbar bleibt, bis eine finale Entscheidung über die Inhalte des Buches getroffen wurde. Auf diese Weise verschwinden nach Angaben des amerikanischen Radiosenders WMNF 88.5 FM aktuell massenhaft Bücher aus Schulbibliotheken.
Verlage: Gesetz schränkt Redefreiheit ein
Dagegen wehren sich nun die sechs größten US-Verlage – darunter Penguin Random House – sowie mehrere Autoren, Schülerinnen und Eltern mit einer Klage vor einem Bundesgericht in Orlando. Ihrer Auffassung nach verstößt das Gesetz gegen den 1. Zusatzartikel der Verfassung, der es dem Kongress verbietet, Gesetze zu verabschieden, die die Redefreiheit, Religionsfreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit oder das Petitionsrecht einschränken.
Gegen das Gesetz spreche auch ein Präzedenzfall des Obersten Gerichtshofs aus dem Jahr 1973, der besagt, dass Medieninhalte als Ganzes auf ihren literarischen, künstlerischen, politischen und wissenschaftlichen Wert hin auf Obszönität überprüft werden sollten. Laut Verlag ziele die Klage darauf ab, jungen Menschen den Zugang zu Bildung zu verschaffen.
Lehrkräften droht Lizenzverlust
In der Klage heißt es, dass auch viele "zeitlose Klassiker" und Bestseller aus den Regalen der Schulbibliotheken verbannt würden, darunter "Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt" von Maya Angelou, "Their Eyes Were Watching God" von Zora Neale Hurston und "Schlachthof 5" von Kurt Vonnegut. Laut der Klage hätten viele Schulbibliothekare und Lehrkräfte alle Bücher aus ihren Klassenräumen entfernt, um Kontroversen oder Strafen zu vermeiden, einschließlich dem möglichen Verlust ihrer Lehrlizenzen.
Penguin Random House und die anderen fünf Verlage sind auch an einer Klage beteiligt, in der sie die Bestimmungen zum Verbot von Büchern in Iowa anfechten. Random House ist auch Kläger in einer von PEN America eingereichten Klage gegen die Schulbehörde von Escambia County in Florida wegen der verfassungswidrigen Entfernung von Büchern aus Schulbibliotheken.