Wer spätnachts in New York unbedingt noch ein Dosenbier, Kartoffelchips und Waschmittel braucht, wird sicherlich in einer Bodega fündig. Einheimische beschreiben sie als "Tankstellen ohne Sprit", liebevoller kann man sie wohl Gemischtwarenläden mit puerto-ricanischen Einflüssen nennen. "Bodega" bezeichnet im Spanischen ursprünglich Wein- und Lagerkeller, später Weinschänken. In den Dreißigerjahren brachten puerto-ricanische und dominikanische Einwanderinnen und Einwanderer sie in die USA, wo sie bis heute ein fester Bestandteil der lateinamerikanischen Communities sind. In New York City sind Bodegas schon seit den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts praktisch das, was für die Deutschen "Spätis" (Berlin) oder "Büdchen" (Köln) sind, wobei es auch ein variierendes Angebot an frischen Lebensmitteln gibt. Oder immerhin Eier und Milch.
Auch außerhalb der Latino-Gemeinden erfreuen sich Bodegas einer gewissen Beliebtheit. Dabei mag das Sortiment bestechen, doch vor allem eines wertet den Bodegabesuch auf: die felligen Mitarbeitenden. Traditionell stromern Katzen durch die Bodegas, die den Menschen vor und hinter dem Tresen Gesellschaft leisten. Sie lassen sich streicheln, für Social-Media ablichten und machen es sich nicht selten inmitten der Waren bequem. Zweifelsohne ein Publikumsmagnet, doch die New Yorker Behörden dürfen das eigentlich nicht zulassen.
Eine Reform soll her
§ 271-7.30 der New Yorker Staatsvorschriften schreibt vor, dass lebende Tiere von Verkaufsflächen und angrenzenden Flächen fernzuhalten sind. Das macht die Gesamtheit der New Yorker Bodega-Katzen nach jetziger Rechtslage illegal. Ein Umstand, den Fellnasen-Fans so nicht akzeptieren wollen. Wie NPR berichtet, ist es der Bodega-Katzen-Influencer Dan Rimada, der eine Spendenaktion und eine Petition ins Leben gerufen hat. Über seinen Instagram-Account teilt er Bilder örtlicher Bodega-Katzen und bewirbt Merchandise-Sticker und -T-Shirts. Auch geführte Katzen-Touren durch New York bietet der "Bodega-Katzen-Unternehmer" inzwischen an. Für seine Petition findet er nicht nur ein sentimentales, sondern auch ein handfestes rechtliches Argument: "Zwischen 30 und 40% der Bodegas in New York haben Katzen", sagte er NPR. "Sie sind nicht immer nur vorne, manche werden in den Hinterräumen gehalten. Sie sind Arbeitstiere." Dabei stellt er auf ihre Tätigkeit als Schädlingsbekämpfer ab. Ladenbesitzerinnen und -besitzer würden sich in einem Dilemma sehen: "Das Ding ist: Als Ladenbesitzer kommt eine Strafe auf dich zu. Man hat die Wahl - entweder kriegt man ein Bußgeld, weil man eine Katze hat, oder man bekommt ein noch größeres Bußgeld, weil man ein Nagerproblem hat." Eine Abwägung, die Rimada zugunsten der Bodega-Katzen entscheiden würde. Das Spendenziel von 30.000 Dollar soll der tierärztlichen Behandlung aller Bodega-Katzen zugutekommen.
Flankiert wird das Ganze von einer Petition, für die Rimada auch drei Stadtabgeordnete mobilisieren konnte. Sie streiten für ein "Freiwilliges Bodega-Katzen-Zertifikationsprogramm" (Voluntary Bodega Cat Certification Program, BCCP). Dabei geht es zunächst darum, gesellschaftliche Ressourcen zu bündeln. Die Forderungen: zugängliche, besonders auf Bodega-Katzen zugeschnittene tierärztliche Behandlungen, Impfungen und vorbeugende Untersuchungen, medizinische Notfallversorgung, Weiterbildung von Bodegabesitzerinnen und -besitzern für die richtige Katzenfürsorge und eine Stärkung des Bodega-Katzen-Images als "fortwährende Symbole unserer Nachbarschaften".
Inzwischen pflichten schon knapp über 11.500 von 15.000 Menschen mit ihren Unterschriften der Botschaft bei, dass Bodega-Katzen "mehr als nur Schädlingsbekämpfer" sind. Sie seien auch "Stadtteils-Botschafter, die Zusammenhalt und Charakter in den Stoff New York Citys einweben".