US-Blockadehaltung gegen WTO-Streitschlichtungsverfahren - Verband warnt vor "Herzstillstand“

Die USA lehnten am 09.12.2019 zum Auftakt der dreitägigen Krisensitzung der WTO-Botschafter ein Ende ihrer Blockadehaltung ab. Damit endet am 10.12.2019 das Mandat von zwei der letzten drei Berufungsrichter der Organisation, ohne dass Nachfolger bestimmt werden könnten. Die EU kritisierte das. Der Maschinenbauverband VDMA warnte vor dem "Herzstillstand" der WTO.

Multilaterales Handelssystem steht auf dem Spiel

Die Berufungsinstanz wird damit handlungsunfähig, weil für jedes Verfahren drei Richter nötig sind. "Die Aktionen eines einzelnen Mitglieds bedeuten, dass anderen Mitgliedern das Recht auf ein bindendes Streitschlichtungssystem mit zwei Instanzen vorenthalten wird“, sagte EU-WTO-Botschafter João Aguiar Machado nach Angaben seines Büros. "Die Idee eines auf Regeln basierenden multilateralen Handelssystems steht auf dem Spiel.“ Die USA hätten keine konkreten Reformvorschläge gemacht.

USA monieren Kompetenzüberschreitungen mancher Richter

US-Botschafter Dennis Shea hatte zuvor ein Einlenken ausgeschlossen. Nach US-Ansicht halten sich manche Berufungsrichter für eine Art "Welthandelsgericht“ - dabei sei ihre Rolle klar beschränkt auf die juristische Prüfung von Streitschlichtersprüchen.

VDMA: Schlechte Nachrichten für stark mittelständisch geprägten Maschinenbau

"Der Welthandelsorganisation droht ab morgen der Herzstillstand“, warnte Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter Außenwirtschaft im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). "Das sind schlechte Nachrichten für den stark mittelständisch geprägten Maschinenbau, der wie keine zweite Branche auf offene Märkte für Handel und Investitionen angewiesen ist." Ähnlich äußerte sich der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Wolfgang Große Entrup: "Ohne effektive Streitschlichtung ist die WTO ein zahnloser Tiger. (...) Wildwestzustände im internationalen Handel, bei denen das Recht des Stärkeren gilt, müssen verhindert werden."

Redaktion beck-aktuell, 10. Dezember 2019 (dpa).