Im Kuss-Skandal des spanischen Fußballs wollen weder Ex-Verbandsboss Luis Rubiales noch Nationalspielerin Jennifer Hermoso das Urteil akzeptieren. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge planen beide einen Widerspruch gegen die Geldstrafe von knapp 11.000 Euro, die der Funktionär wegen sexueller Aggression zahlen soll.
Auch die Staatsanwaltschaft wolle sich nicht mit dem Richterspruch abfinden. Das berichteten der staatliche TV-Sender RTVE, die Zeitung AS und andere spanische Medien unter Berufung auf Kreise der betroffenen Personen und Institutionen. Weder Hermoso noch Rubiales gaben bisher eine persönliche Stellungnahme zum Urteil ab. Rubiales wurde am Donnerstag der sexuellen Aggression schuldig gesprochen, weil er Hermoso nach dem gewonnenen WM-Finale 2023 gegen ihren Willen auf den Mund geküsst hatte.
Das Urteil des Staatsgerichtshofs in Madrid war unter anderem von Frauenrechtlerinnen, Politikern, Medien und anderen Beobachtern scharf kritisiert worden. Die Staatsanwaltschaft hatte für den 47-Jährigen eine Haftstrafe von insgesamt zweieinhalb Jahren gefordert. Der Angeklagte wurde aber nur "zu einer 18-monatigen Geldstrafe von 20 Euro pro Tag verurteilt". Außerdem wurde ihm untersagt, sich der Spielerin in einem Umkreis von 200 Metern zu nähern und für ein Jahr verboten, mit ihr zu kommunizieren.
Änderung des Urteils gilt als unwahrscheinlich
Rechtsexperten, die von spanischen Medien befragt wurden, halten es derweil für unwahrscheinlich, dass das Urteil revidiert wird. Es handele sich um ein "vernünftiges Urteil", das angemessen begründet worden sei, meinte etwa der Jurist David Aineto gegenüber dem Radiosender Cadena Ser.
Rubiales hatte stets alle Vorwürfe zurückgewiesen und versichert, er habe vor dem Kuss um Erlaubnis gebeten und diese erhalten. Hermoso hatte dagegen immer wieder entgegnet und auch vor Gericht bekräftigt, der Kuss sei gegen ihren Willen erfolgt. Im Prozess betonte sie, der unfreiwillige Kuss habe bei ihr "Ekel und Abscheu" ausgelöst und "einen der glücklichsten Tage meines Lebens überschattet".
Rubiales war auch Nötigung zur Last gelegt worden, weil er zusammen mit drei damaligen Verbandsmitarbeitern die Spielerin nach dem Kuss tagelang unter Druck gesetzt haben soll, damit diese ihn entlaste. Vom Vorwurf der Nötigung wurden er und alle Mitangeklagten mangels Beweisen aber freigesprochen.