Union und SPD wollen "behutsam" freiere Arbeitszeiten ermöglichen

Die neue große Koalition will auch angesichts der Digitalisierung vieler Berufe freiere Arbeitszeiten ermöglichen – aber in Grenzen. Der CDU-Sozialpolitiker Torbjörn Kartes sagte am 15.03.2018 im Bundestag, es gebe etwas zu tun an den gesetzlichen Regelungen. Bei Flexibilisierungen solle man aber behutsam vorgehen. Das bedeute, Arbeitnehmer weiter zu schützen, "manchmal im Übrigen auch vor sich selbst". Gabriele Hiller-Ohm (SPD) sagte, es gebe keine einfachen Antworten. Bei mobiler Arbeit könnten Grenzen verschwimmen, und das Recht auf Nichterreichbarkeit könnte konterkariert werden.

FDP fordert neue Möglichkeiten zur Abweichung vom Acht-Stunden-Werktag

Die FDP hatte zuvor neue Freiräume für die individuelle Einteilung der Arbeitszeit gefordert. "Wer etwa das Büro am Nachmittag verlassen hat, um Zeit mit seinen Kindern zu verbringen, und am Abend um 23 Uhr noch eine dienstliche E-Mail schreiben will, der darf die Arbeit am nächsten Morgen nicht vor zehn Uhr fortsetzen, weil eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens elf Stunden einzuhalten ist", sagte der arbeitsmarktpolitische Sprecher, Johannes Vogel, der dpa. In einem Antrag fordert die FDP neue Möglichkeiten, vom Acht-Stunden-Werktag in Tarifverträgen abweichen zu können – indem eine "wöchentliche Höchstarbeitszeit von durchschnittlich 48 Stunden" festgelegt wird.

Koalition will "Experimentierräume" für tarifgebundene Unternehmen

Union und SPD wollen laut Koalitionsvertrag "Experimentierräume" für tarifgebundene Unternehmen schaffen, um eine Öffnung für mehr selbstbestimmte Arbeitszeit der Arbeitnehmer und mehr betriebliche Flexibilität zu erproben.

Linke fordert Reduzierung der Höchstarbeitszeiten

Der AfD-Abgeordnete Uwe Witt sagte, starre Arbeitszeitmodelle seien vor allem für kleine und mittlere Unternehmen nicht mehr zeitgemäß. Statt allgemeiner Flexibilisierungen solle man aber zwischen verschiedenen Arbeitsplätzen und Aufgaben differenzieren. Susanne Ferschl (Linke) sagte, gebraucht werde keine Ausweitung, sondern eine Reduzierung der Höchstarbeitszeiten. Beschäftigte wie Pflegekräfte oder Kellner hätten kein Home-Office. Für die Grünen mahnte Beate Müller-Gemmeke, die Tür für mehr Freiraum nicht nur für Arbeitgeber zu öffnen. Auch Beschäftigte sollten von der Digitalisierung profitieren.

Redaktion beck-aktuell, 16. März 2018 (dpa).

Mehr zum Thema