Un­garn: Re­gie­rung schraubt er­neut an der Wahl­ord­nung

Im Land von Vik­tor Orban wird alle vier Jahre ge­wählt. Davor knöpft sich das Par­la­ment gern die Wahl­ge­set­ze vor. Oft sind es bloß klei­ne Än­de­run­gen - aber sie be­güns­ti­gen stets eine Seite.

Ab­ge­ord­ne­te der un­ga­ri­schen Re­gie­rungs­par­tei Fi­desz haben im Jus­tiz­aus­schuss des Par­la­ments mit ihrer Mehr­heit für Än­de­run­gen des Wahl­ge­set­zes ge­stimmt. Sie dürf­ten der Par­tei von Mi­nis­ter­prä­si­dent Vik­tor Orban bei der nächs­ten tur­nus­mä­ßi­gen Par­la­ments­wahl 2026 Vor­tei­le ver­schaf­fen.

Die Än­de­run­gen sehen unter an­de­rem vor, dass in der Haupt­stadt Bu­da­pest künf­tig nur noch 16 statt 18 Di­rekt­man­da­te ver­ge­ben wer­den. Im Be­zirk Pest, der das länd­li­che Um­land von Bu­da­pest um­fasst, wer­den es dafür künf­tig 14 statt 12 Di­rekt­man­da­te. Selbst unter Be­rück­sich­ti­gung der Be­völ­ke­rungs­wan­de­run­gen in­ner­halb der Bu­da­pes­ter Ag­glo­me­ra­ti­on lasse sich der Ent­zug von zwei Bu­da­pes­ter Di­rekt­man­da­ten nicht recht­fer­ti­gen, mein­te der Wahl­for­scher Ro­bert Las­z­lo vom Bu­da­pes­ter Thinktank Po­li­ti­cal Ca­pi­tal.

Eine wei­te­re Neue­rung ist, dass in den Wahl­lo­ka­len künf­tig keine Um­schlä­ge für die Stimm­zet­tel aus­ge­ge­ben wer­den müs­sen. Op­po­si­tio­nel­le sehen darin einen Schritt hin zur Be­sei­ti­gung des Wahl­ge­heim­nis­ses. "Diese Maß­nah­me öff­net die Tür zur Wäh­ler­ein­schüch­te­rung, vor allem in klei­nen Ge­mein­den, wo lo­ka­le Wahl­be­am­te die Stimm­ab­ga­be so leicht kon­trol­lie­ren kön­nen", schrieb die li­be­ra­le Op­po­si­ti­ons­par­tei Mo­men­tum in einer Stel­lung­nah­me.

Es gilt als si­cher, dass der Ent­wurf an­ge­nom­men wird

Der vom Jus­tiz­aus­schuss ab­ge­seg­ne­te Ent­wurf muss nun das Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren im Par­la­ment durch­lau­fen. Seine An­nah­me gilt als ge­si­chert. Fi­desz ver­fügt in der Volks­ver­tre­tung über die zur Än­de­rung von Ge­set­zen im Ver­fas­sungs­rang nö­ti­ge Zwei­drit­tel­mehr­heit.

Auch in der Ver­gan­gen­heit hat die rechts­po­pu­lis­ti­sche Orban-Par­tei, die in Un­garn seit 2010 an der Macht ist, vor Wah­len immer wie­der die Wahl­ge­set­ze ge­än­dert, um sich Vor­tei­le zu ver­schaf­fen. Dazu ge­hör­ten unter an­de­rem die Zu­er­ken­nung des Wahl­rechts an eth­ni­sche Un­garn in den Nach­bar­län­dern, die Neu­zie­hung der Gren­zen von Wahl­krei­sen und die Straf­frei­heit für die An­mel­dung fik­ti­ver Wohn­sit­ze.

Die nächs­te Wahl ist zwar tur­nus­mä­ßig erst im Früh­jahr 2026. Doch in Or­bans Um­feld herrscht Ner­vo­si­tät, seit­dem im Fe­bru­ar die­ses Jah­res der ehe­ma­li­ge Fi­desz-In­si­der Peter Ma­gyar mit der Re­gie­rungs­par­tei brach und sich als Her­aus­for­de­rer Or­bans po­si­tio­nier­te. Seine Tisza-Par­tei (Par­tei für Re­spekt und Frei­heit) kam bei der Eu­ro­pa­wahl im Juni aus dem Stand auf fast 30% der Stim­men. In letz­ten Um­fra­gen hat sie Fi­desz über­holt.

Redaktion beck-aktuell, js, 19. November 2024 (dpa).

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