Technologiebezogene Streitigkeiten werden im Jahr 2025 die größten Risiken für Unternehmen darstellen, wie aus dem Global Disputes Forecast 2025 von Baker McKenzie hervorgeht. Die Umfrage unter 600 leitenden Unternehmensjuristinnen und -juristen führender multinationaler Unternehmen zeigt, dass Cybersicherheit und Datenschutz mit 45% und künstliche Intelligenz (KI) mit 44% die Hauptsorgen der Befragten sind.
Häufigere und immer raffiniertere Cyberangriffen sowie strengere regulatorische Vorgaben treiben die Bedenken hinsichtlich Cybersicherheit und Datenschutz an. 70% der Befragten, die sich Sorgen um Cyber- und Datenrisiken machen, nannten Untersuchungen und Durchsetzungsmaßnahmen als größte Sorge. Mehr Remote-Arbeit und die verstärkte Nutzung von Cloud-Diensten haben neue Schwachstellen geschaffen, die zu Streitigkeiten über Versicherungspolicen und Cyber-Compliance-Probleme in der Lieferkette führen können.
KI-generierte Outputs erhöhen Risiko von Urheberrechtsstreitigkeiten
Streitigkeiten im Zusammenhang mit KI werden ebenfalls als erhebliches Risiko angesehen. Datenschutz und Sicherheit sowie ethische Fragen sind die Hauptprobleme, die von 60% bzw. 59% der Befragten genannt wurden. Auch Streitigkeiten über geistiges Eigentum spielen eine wichtige Rolle, da KI-generierte Outputs das Risiko von Verletzungen des geistigen Eigentums erhöhen können.
Arbeitsrechtliche Streitigkeiten sind ein weiteres bedeutendes Risiko, das von 32% der Befragten genannt wurde. Die wettbewerbsrechtliche Prüfung, einschließlich wettbewerbsbeschränkender Vereinbarungen, ist das Hauptproblem. Lohngleichheit und Untersuchungen am Arbeitsplatz, insbesondere im Zusammenhang mit Diskriminierung oder Belästigung, sind ebenfalls wichtige Themen.
Steuerstreitigkeiten bereiten einem Viertel der Befragten Sorgen. Die globale Mitarbeitermobilität und indirekte Steuern, einschließlich branchenspezifischer Steuern und Verrechnungspreise, sind die Hauptursachen für diese Risiken. Mehr als 90% der Befragten bevorzugt Rechtsstreitigkeiten zur Beilegung von Steuerstreitigkeiten, während 72% ein Schiedsverfahren in Betracht ziehen.
Unternehmen haben Schwierigkeiten, mit Regulierungen Schritt zu halten
Post-M&A-Streitigkeiten, insbesondere Ansprüche aus Steuergarantien oder entsprechenden Freistellungen, sind häufige Auslöser für Konflikte nach Unternehmenskäufen. Enttäuschte Ertragserwartungen und unerwartete Liquiditätsprobleme des Zielunternehmens sind weitere häufige Ursachen.
ESG-Streitigkeiten bleiben ein erhebliches Problem für Unternehmen, insbesondere im Bereich des Abfallmanagements und der Wasserversorgung. 21% der Befragten betonten die Bedeutung dieser Konflikte.
Die Vorbereitung auf Rechtsstreitigkeiten bleibt eine Herausforderung für Unternehmen. Schwierigkeiten, mit regulatorischen Entwicklungen Schritt zu halten, geeignete externe Berater zu finden und Finanzierungs- und Ressourcenprobleme sind die größten Hindernisse. Sammelklagen stellen weiterhin ein erhebliches Risiko dar, abgesehen von den USA insbesondere in Großbritannien, Deutschland und Australien.
Befragte sehen Ermittlungsrisiko für Unternehmen hoch
Was Inhouse-Juristinnen und -Juristen naturgemäß besonders umtreibt, ist das Risiko ihres Unternehmens, im Fadenkreuz von Untersuchungen zu landen. Diesbezüglich sehen 52% der Befragten ebenfalls die Bereiche Cybersicherheit und Datenschutz an der Spitze des Risiko-Portfolios, gefolgt von Sanktionen und Exportkontrollen. Sanktionen spielen in der globalen Wirtschaft aktuell wieder eine größere Rolle - nicht nur solche aus den USA, sondern auch Gegensanktionen der betroffenen Staaten. Die Bedeutung von ESG-Untersuchungen hat für die Befragten gegenüber dem Vorjahr ein wenig abgenommen. Untersuchungen zur Bekämpfung von Bestechung und Korruption sind in der Priorität dagegen leicht gestiegen. Auch Steuerermittlungen bleiben für 34% der Befragten ein wichtiges Thema und belegen insgesamt den sechsten Platz.
"Dieser Trend spiegelt die zunehmende Komplexität der globalen Datenschutzbestimmungen und die wachsende Bedrohungslage durch Cyberangriffe und Ransomware wider" kommentiert Nicolai Behr, Partner von Baker McKenzie in München. Unternehmen seien sich zunehmend der potenziellen rechtlichen und rufschädigenden Folgen von Datenschutzverletzungen bewusst. "Cybersecurity-Vorfälle können Unternehmen in Schwierigkeiten bringen, besonders, wenn es Angreifern gelingt, den Zugang zu ihren Systemen zu blockieren oder sensible Daten wie Kundeninformationen zu stehlen", so Behr.