Erstmals seit der Niederschlagung des Putsches in der Türkei Mitte Juli 2016 sind zwei hochrangige Militärs zu Gefängnisstrafen wegen des Umsturzversuchs verurteilt worden. Ein Gericht in der osttürkischen Stadt Erzurum habe die beiden Offiziere am 05.01.2017 zu lebenslanger Haft verurteilt, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Die Angeklagten hätten die Vorwürfe bestritten. Die Nachrichtenagentur DHA berichtete, die Militärs seien schuldig befunden worden, "durch Gewaltanwendung die von der Verfassung vorgesehene Ordnung" aufheben zu wollen.
Gülen soll laut Regierung verantwortlich sein
Die türkische Regierung macht die Bewegung des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen für den Putschversuch vom 15.07.2016 verantwortlich. Gülen weist das zurück. Der Umsturzversuch aus den Reihen des Militärs forderte nach Regierungsangaben mindestens 246 Todesopfer. Eine endgültige Zahl der getöteten Putschisten hat die Regierung nicht veröffentlicht.
Festnahme von 380 Geschäftsleuten angeordnet
Im Rahmen der Ermittlungen gegen die Gülen-Bewegung ordnete die Staatsanwaltschaft in Istanbul am 05.01.2017 die Festnahme von 380 Geschäftsleuten an, wie Anadolu berichtete. 110 der Verdächtigen seien im Ausland. Das Gericht habe außerdem die Durchsuchung der Wohnungen und Büros der Verdächtigen beschlossen. Nach Anadolu-Angaben wurden im Zusammenhang mit dem Putschversuch mehr als 41.000 Menschen in Untersuchungshaft genommen. Die Gülen-Bewegung gilt in der Türkei als Terrororganisation.
Redaktion beck-aktuell, 5. Januar 2017 (dpa).
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