Türkei: Konkurrent Erdogans für Präsidentschaftswahl verhaftet

Er galt als Herausforderer Erdogans mit reellen Chancen für die kommende Präsidentschaftswahl in der Türkei. Nun wurde Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu verhaftet. Angeblich wegen Korruption.

Die Verhaftung fand wenige Tage vor seiner geplanten Ernennung zum Präsidentschaftskandidaten für die nächste reguläre Präsidentschaftswahl im Jahr 2028 statt, bei der Imamoglu für die CHP, die größte Oppositionspartei in der Türkei, antreten will. Das bestätigte CHP-Chef Özgür Özel. Er sprach von einem Putschversuch und einem entscheidenden Moment für die Zukunft der türkischen Demokratie. Das Volk solle daran gehindert werden, den nächsten Präsidenten selbst zu bestimmen.

Imamoglu selbst veröffentlichte am Morgen auf der Plattform X ein Video, in dem er davon sprach, dass Hunderte Polizisten vor seiner Haustür stünden. "Wir befinden uns im Angesicht einer großen Tyrannei", schrieb er dazu. Er werde aber nicht aufgeben. Mehrere Fernsehsender berichteten, die Polizei habe sich Zutritt zu Imamoglus Anwesen verschafft und das Gebäude durchsucht.

Imamoglu wird unter anderem die Führung einer kriminellen Organisation und Korruption vorgeworfen, wie aus dem Haftbefehl der Staatsanwaltschaft hervorgeht, der der dpa vorliegt. Neben ihm wird demnach gegen 99 weitere Beschuldigte ermittelt.

Kandidatur soll verhindert werden

Das Vorgehen der Strafverfolgungsbehörden gegen Imamoglu hatte sich schon vorher angekündigt. Am Dienstag war bekanntgeworden, dass die Istanbul-Universität ihm den Hochschulabschluss aberkannt hat. Dieser ist Voraussetzung für die Kandidatur für das Präsidentenamt. Hintergrund der Annullierung soll ein angeblich unrechtmäßiger Universitätswechsel sein. Imamoglu erklärte, er wolle gegen die Entscheidung vor Gericht ziehen, habe aber das Vertrauen in faire Urteile verloren. Ihm drohen in einer Reihe weiterer Verfahren Haftstrafen und Politikverbote.

Sein Anwalt Kemal Polat hatte der dpa vor Bekanntwerden des Haftbefehls gesagt, Imamoglu könne erst als Präsidentschaftskandidat antreten, wenn alle Rechtswege gegen die Entscheidung ausgeschöpft seien. Özel sprach von einer politischen Entscheidung.

Redaktion beck-aktuell, dd, 19. März 2025 (dpa).

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