Schadenersatz wegen Freiheitsberaubung gefordert
"Wir sind fest entschlossen, diesen Fall so weit zu tragen wie möglich – auch zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte", so Yücels Anwalt. Yücel selbst meldete sich zunächst nicht zu Wort. Der Reporter, dessen einjährige Inhaftierung ohne Anklageschrift die deutsch-türkischen Beziehungen im Jahr 2017 schwer belastet hatte, verklagte die türkische Regierung Ende August 2018 auf 2,98 Millionen Lira Entschädigung (etwa 400.000 Euro). Die Summe setzt sich zusammen aus Entschädigungen für Verdienstausfälle und Anwaltskosten sowie Schmerzensgeld wegen Freiheitsberaubung.
Anwalt hofft auf Präzedenzfall für andere "unterdrückte Journalisten"
Yücel hätte für seine Arbeit als Journalist nicht einmal festgenommen werden dürfen, sagte Anwalt Ok damals. "Die Regierung und das Gericht müssen einen Preis zahlen für diese Ungerechtigkeit." Laut Klageschrift soll Yücel unter “unmenschlichen Bedingungen" in Einzelhaft festgehalten worden sein. Dies werde ein Präzedenzfall für andere "unterdrückte Journalisten" sein, so Yücels Anwalt. Im Februar 2018 war Yücel aus der Untersuchungshaft im Gefängnis Silivri bei Istanbul freigelassen worden und durfte ausreisen. Gleichzeitig wurde Anklage erhoben; das Verfahren geht weiter. Der Vorwurf lautet unter anderem auf "Propaganda für eine Terrororganisation". Ihm drohen bis zu 18 Jahre Haft.
Derzeit noch fünf weitere Deutsche aus politischen Gründen in Haft
Derzeit sitzen nach offiziellen Angaben noch fünf weitere Deutsche "aus politischen Gründen" in Haft. Vor einem Staatsbesuch von Präsident Recep Tayyip Erdogan in Deutschland Ende der Woche zeigte die Türkei teilweise Entgegenkommen. Vergangene Woche war ein Deutscher aus der Haft freigekommen. Zwei bei der Einreise festgehaltene und der Terrorpropaganda beschuldigte Deutsche waren in den vergangenen Tagen schnell wieder freigelassen worden.