Wegen versuchter Ermordung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan während des Putschversuchs vor mehr als einem Jahr sind 40 Angeklagte zu viermal lebenslanger Haft verurteilt worden. Die meisten von ihnen seien Soldaten, berichtete der Staatssender TRT am 04.10.2017. Das Gericht im westtürkischen Mugla habe zudem Erdogans ehemaligen Adjutanten zu 18 Jahren Haft verurteilt und eine weitere Person freigesprochen, berichtete der Sender NTV.
Tödlicher Angriff auf Erdogans Feriendomizil
Der Prozess hatte im Februar 2017 begonnen. Die meisten Beschuldigten sollen zu einer Militäreinheit gehört haben, die in der Nacht des Umsturzversuches vom 15.07.2016 das Hotel in Marmaris an der Ägäis angegriffen hatte, in dem Erdogan mit seiner Familie Urlaub machte.
Erdogan und seine Angehörigen waren zu dem Zeitpunkt allerdings nicht mehr in dem Hotel. Zwei Polizisten wurden bei dem Angriff getötet.
Prediger Gülen im Visier
Die türkische Führung macht den in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen für den gescheiterten Putsch verantwortlich. Verfahren gegen Gülen selbst und gegen zwei weitere Angeklagte wurden laut NTV vom Hauptverfahren abgetrennt.
Redaktion beck-aktuell, 5. Oktober 2017 (dpa).
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