Trotz Co­ro­na we­ni­ger Fir­men­plei­ten

Die Zahl der Fir­men­plei­ten in Deutsch­land ist trotz Co­ro­na-Krise auf den nied­rigs­ten Stand seit An­fang der 1990er Jahre ge­sun­ken. Der deut­li­che Rück­gang um 13,4% auf hoch­ge­rech­ne­te 16.300 (Vor­jahr: 18.830) Fälle täu­sche je­doch “über die wirk­li­che Si­tua­ti­on der Un­ter­neh­men hin­weg", bi­lan­zier­te die Wirt­schafts­aus­kunf­tei Credit­re­form am 08.12.2020. 2021 sei ein deut­li­cher An­stieg zu er­war­ten.

We­ni­ger In­sol­ven­zen durch staat­li­che Hilfs­gel­der und Er­leich­te­run­gen

Staat­li­che Hilfs­gel­der und Er­leich­te­run­gen im In­sol­venz­recht ent­spann­ten die Lage 2020. “Ins­be­son­de­re für Gas­tro­no­mie, Ein­zel­han­del oder die Messe-, Reise- und Ver­an­stal­tungs­bran­che hat die Re­zes­si­on mas­si­ve Aus­wir­kun­gen auf die Li­qui­di­täts- und Fi­nanz­la­ge. Das wird sich ab dem kom­men­den Jahr dann in den In­sol­venz­zah­len nie­der­schla­gen“, pro­gnos­ti­zier­te Credit­re­form. Eine Er­klä­rung für die nied­ri­gen Zah­len im ab­ge­lau­fe­nen Jahr: Der Ge­setz­ge­ber hat die In­sol­venz­an­trags­pflicht für Fir­men seit 01.03.2020 aus­ge­setzt. Un­ter­neh­men, die wegen der Co­ro­na-Krise in Be­dräng­nis ge­ra­ten, sind seit­her daher nicht ver­pflich­tet, einen In­sol­venz­an­trag zu stel­len. Diese Son­der­re­ge­lung gilt noch bis Ende 2020. Al­ler­dings nur für Un­ter­neh­men, die über­schul­det sind, nicht bei ein­ge­tre­te­ner Zah­lungs­un­fä­hig­keit. Einen nied­ri­ge­ren Stand bei den Un­ter­neh­mens­in­sol­ven­zen gab es zu­letzt 1993 mit 15.150 Fäl­len.

Trotz­dem Er­hö­hung der Scha­den­sum­me für Gläu­bi­ger zu ver­zeich­nen

Trotz der ge­sun­ke­nen Fall­zah­len er­höh­te sich die Scha­dens­sum­me für die Gläu­bi­ger deut­lich von 23,5 Mil­li­ar­den Euro 2019 auf schät­zungs­wei­se 34 Mil­li­ar­den Euro im lau­fen­den Jahr. Das lag daran, dass re­la­tiv viele große Un­ter­neh­men ins Schlin­gern ge­rie­ten. Dar­un­ter der letz­te große deut­sche Wa­ren­haus­kon­zern Ga­le­ria Kar­stadt Kauf­hof, et­li­che Mo­de­händ­ler (Es­prit, Hall­hu­ber, Bo­ni­ta), Deutsch­lands grö­ß­te Fri­seur­ket­te Klier, die Re­stau­rant­ket­te Va­pia­no sowie der Zah­lungs­dienst­leis­ter Wire­card, der mit Bi­lanz­fäl­schung und Be­trugs­vor­wür­fen auch Staats­an­wäl­te und die Ber­li­ner Po­li­tik be­schäf­tigt.

An­stieg der In­sol­venz­fäl­le auch bei Ver­brau­chern 2021 zu er­war­ten

Nach wie vor sind es aber vor allem klei­ne­re Fir­men, die es trifft. In vier von fünf Fäl­len (80,1%) hatte das be­trof­fe­ne Un­ter­neh­men höchs­tens fünf Mit­ar­bei­ter. Ins­ge­samt sind nach Be­rech­nun­gen von Credit­re­form etwa 332.000 Ar­beits­plät­ze in­fol­ge der dies­jäh­ri­gen Un­ter­neh­mens­in­sol­ven­zen be­droht oder schon weg­ge­fal­len. Auch bei den Ver­brau­cher­insol­ven­zen er­war­tet Credit­re­form im nächs­ten Jahr wie­der stei­gen­de Zah­len. 2020 sank hier die Zahl um gut ein Vier­tel auf 45.800 Fälle. Unter an­de­rem Kurz­ar­beit - und damit ver­mie­de­ne Ar­beits­lo­sig­keit - habe dazu bei­ge­tra­gen, dass "die Co­ro­na-Krise für die meis­ten Ver­brau­cher bis­lang ver­gleichs­wei­se gut ab­ge­fe­dert wer­den konn­te", schreibt die Aus­kunf­tei.

Redaktion beck-aktuell, 8. Dezember 2020 (dpa).

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