Vorwurf: Enorme Verluste durch strittige Subventionen
Die Ex-Regierungschefin hatte anderthalb Jahre lang vor Gericht gestanden, weil sie dem Staat vor ihrer Absetzung 2014 mit Subventionen für den Anbau von Reis enorme Verluste zugefügt haben soll. Durch Yinglucks Programm hatten Thailands Bauern für den Reis bis zu doppelt so viel Geld bekommen wie damals auf dem Weltmarkt gezahlt wurde. Ihre Gegner sahen darin einen Versuch sich Beliebtheit zu erkaufen. Sie selbst bezeichnete es als völlig legitim. Das Oberste Gericht für politische Straftaten kam nun zu der Auffassung, dass sie schuldig ist. Den Schaden bezifferte es auf umgerechnet etwa 6,8 Milliarden Euro. Erst nach Yinglucks Sturz kam die Angelegenheit vor Gericht.
Angeklagte vor Urteilsverkündung verschwunden
Das Urteil war ursprünglich schon am 25.08.2017 erwartet worden. Es war auch längst fertig. Zur großen Überraschung erschien Yingluck dann aber nicht zur Verkündung. Zunächst meldeten ihre Anwälte sie krank. Dann kam heraus, dass sie zunächst ins Nachbarland Kambodscha geflohen war und dann vermutlich über Singapur nach Dubai. Ihr genauer Aufenthaltsort ist nicht bekannt. Auf ihrer Facebook-Seite ist es seit dem plötzlichen Verschwinden still.
Überbrückung politischer Gräben durch Urteil erschwert
Yingluck ist die Schwester des früheren Regierungschefs Thaksin Shinawatra, der auch schon aus Furcht vor einer Haftstrafe ins Ausland geflohen war. 2011 wurde sie als erste Frau zur Ministerpräsidentin gewählt. Im Mai 2014 setzte das Verfassungsgericht sie ab. Kurz darauf putschte sich das Militär unter General Prayut Chan-o-cha an die Macht. Das Urteil dürfte Versuche, die poltischen Gräben in Thailand zu überbrücken, weiter erschweren.
Militär: Prozess nicht politisch motiviert
Gegen Vorwürfe, Yingluck einen politischen Prozess gemacht zu haben, setzen sich die Militärs heftig zur Wehr - genauso wie gegen Mutmaßungen, eigentliches Ziel des Verfahrens sei es, den Shinawatra-Clan zu zerschlagen. Vor allem in ärmeren Schichten der Bevölkerung hat Yingluck immer noch eine große Anhängerschaft. Nach thailändischen Medienberichten versuchte die Regierung in den vergangenen Tagen, sie mit inoffiziellen Gesprächen zu einer Rückkehr zu bewegen - letztlich aber ohne Erfolg.
Strafmaß geringer als befürchtet
Mit der fünfjährigen Haftstrafe blieben die Richter deutlich unter der möglichen Höchststrafe von zehn Jahren. Viele von Yinglucks Anhängern hatten ein drakonisches Urteil befürchtet. So wurde der ehemalige Handelsminister Boonsong Teriyapirom, der sich nicht abgesetzt hatte - zu 42 Jahren Haft verurteilt. Zum jetzigen Termin zogen mehr als hundert Anhänger der Ex-Premierministerin vor das Gericht. Die befürchteten Krawalle blieben jedoch aus. Einer der Anhänger, der seinen Namen nicht nennen wollte, meinte: "Die Armee hätte sie nie frei gehen gelassen. Sie haben Angst vor ihr und (ihrem Bruder) Thaksin.“