Texas: Abgeordnetenhaus erreicht im letzten Moment Aufschub einer Hinrichtung

Robert Roberson hatte noch 90 Minuten, bevor sein Leben am Donnerstagabend durch eine Giftspritze enden sollte. Dann gewährte der Oberste Gerichtshof in Texas nach einem juristischen Tauziehen, in das nicht nur das Anwaltsteam Robersons, sondern auch das Abgeordnetenhaus verwickelt war, einen Aufschub.

Robert Roberson soll 2002 seine damals zwei Jahre alte Tochter zu Tode geschüttelt haben (Shaken Baby Syndrome). 2018 wurde bei dem 57-Jährigen Autismus diagnostiziert. Seinem Anwaltsteam zufolge wirkt sich dies darauf aus, wie er Emotionen ausdrückt. Roberson beteuert seine Unschuld.

Der Fall hatte zuletzt in den USA für Aufsehen gesorgt, weil Zweifel an der Beweislage aufkamen. Eine Obduktion hatte Medienberichten zufolge zunächst ergeben, dass das Kleinkind an Verletzungen durch eine Misshandlung gestorben sei. Neuere Untersuchungen ergaben aber später, dass das Mädchen wohl an Komplikationen nach einer Lungenentzündung verstorben war. Seither kämpft ein Anwaltsteam um das Leben von Roberson.

Juristisches Tauziehen rund um die Hinrichtung

Dem jetzt erfolgten vorläufigen Aufschub ist ein juristisches Tauziehen vorausgegangen. Denn eine parteiübergreifende Initiative von Parlamentariern des texanischen Abgeordnetenhauses, die ihn retten will, hatte, um die angesetzte Hinrichtung zu verhindern, ihn quasi in letzter Minute unter Strafandrohung (subpoena) zu einer Aussage vor dem Parlamentsausschuss geladen.

Daraufhin stoppte die Richterin im Bezirk Travis County zunächst die Exekution. Das Justizministerium wehrte sich und die zweite Instanz entschied gegen die Abgeordneten, die Hinrichtung wurde wieder angesetzt. Nur 90 Minuten vor der geplanten Hinrichtung hat der texanische Supreme Court Abend nun vorerst die Hinrichtung wieder aufgeschoben. Roberson war laut Berichten des Senders CNN zu diesem Zeitpunkt bereits in der Anstalt in Huntsville eingetroffen, wo die Hinrichtung hätte stattfinden sollen.

Nun wird Roberson am kommenden Montag bei einer Anhörung aussagen, so die US-Medien. Seine Zukunft sei aber weiter ungewiss. Ein neuer Hinrichtungstermin könne nach der Anhörung angesetzt werden. "Er lebt, um einen weiteren Tag zu kämpfen. Vielen Dank an alle, die seine gerechte Sache unterstützt haben", zitierte die Organisation Innocence Project die Anwältin von Roberson, Gretchen Sween, auf X. Bisher wurde in den USA den Berichten zufolge noch nie ein Mensch im Zusammenhang mit dem sogenannten Shaken Baby Syndrome hingerichtet.

Redaktion beck-aktuell, gk, 18. Oktober 2024 (ergänzt durch Material der dpa).